Der Architekturwettbewerb für das Gebiet Karlstraße, ehemals der Standort der Familienbildungsstätte Waiblingen und der Volkshochschule, ist entschieden. Der Vorschlag des privaten Bürgerprojekts Karlsquartier landet auf dem zweiten Platz

Waiblingen - Die kleinteilige Baustruktur und die relativ großen Grünflächen haben es dem Preisgericht aus Architekten und Waiblinger Gemeinderäten angetan. „Die neuen Häuser fügen sich perfekt und völlig unauffällig in die bestehende Bebauung ein“, so lobte am Montag der Vorsitzende der Jury, der Architekt Hans-Dieter Kaiser, den Siegerentwurf des Stuttgarter Architekturbüros H 4A Gessert + Randecker für das Gebiet Karlstraße. Trotzdem träten die neuen Häuser wie gewünscht „als spezielles Quartier in Erscheinung“.

 

18 Bewerber haben Entwürfe eingereicht

Insgesamt 18 Bewerber hatten ihre Entwürfe für eine Neubebauung des etwa 3000 Quadratmeter großen Geländes an der Karlstraße zum Wettbewerb eingereicht, vier Arbeiten schafften es in die letzte Runde. Das Areal ist vielen Waiblingern gut vertraut, schließlich war es über lange Jahre der Sitz der Familienbildungsstätte und der Volkshochschule. Seit dem Umzug der Einrichtungen an den Alten Postplatz und dem Abriss des alten Gebäudes dient die Fläche, die der Oberbürgermeister Andreas Hesky als ein „hochattraktives Gebiet nahe der Innenstadt“ bezeichnet, als Parkplatz.

Doch das soll sich nun nach dem Willen der Verwaltung rasch ändern. In der kommenden Woche werde das Ergebnis des Architekturwettbewerbs im Planungsausschuss vorgestellt und beraten, kündigte die Baubürgermeisterin Birgit Priebe an. Am 17. März soll dann der Gemeinderat endgültig grünes Licht geben. Letzterer hatte bereits im vergangenen Juni intensiv über die Bebauung des Gebiets Karlstraße diskutiert. Dass dort neuer Wohnraum entstehen soll, war unstrittig – nicht aber, wer dabei zum Zuge kommt.

Die SPD-Fraktion hatte damals beantragt, das öffentliche Ausschreibungsverfahren für die Fläche auszusetzen und diese gezielt privaten Baugruppen anzubieten, die das Quartier auch unter sozialen Gesichtspunkten entwickeln wollen. Ein Grund für den Antrag war gewesen, dass sich bereits eine Gruppe aus 20 Bauherrinnen und Bauherren zusammengefunden hatte, die ein Wohnprojekt verwirklichen wollte. Während der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied argumentierte, es gebe keine zwingende Notwendigkeit für einen Wettbewerb, plädierten andere Gemeinderäte und der Oberbürgermeister für einen solchen. Peter Abele (CDU) etwa befürchtete, die Sache könne sonst „ein Gschmäckle“ bekommen und so wirken, als würden bestimmte Personen bevorzugt.

Bürgerprojekt landet auf Platz 2

Diese private Baugruppe Bürgerprojekt Karlsquartier hat sich ebenfalls mit einem Entwurf am Wettbewerb beteiligt und ist, gemeinsam mit einem weiteren Bewerber, auf Platz zwei gelandet. Hans-Dieter Kaiser bezeichnete den Vorschlag der Baugruppe als „die Arbeit, die architektonisch mit am besten abgeschnitten hat“. Das Stuttgarter Architekturbüro Steinhilber Plus hatte drei traufständige Häuser entlang der Karlstraße vorgesehen, die durch zwei Häuser im Innenraum ergänzt werden. Kritik gab es an dem nach Ansicht der Jury geringen Abstand der Innenhäuser zu den Gebäuden an der Karlstraße. Insgesamt wirke die Gebäudezeile an der Karlstraße zu wuchtig, hieß es in der Begründung der Jury. Die Mitglieder der Projektgruppe reagierten auf den zweiten Platz teils etwas enttäuscht, teils gelassen. „Wichtig war, dass wir gezeigt haben, dass wir es auch könnten“, meinte etwa Klaus Riedel.

Am ebenfalls auf dem zweiten Platz gelandeten Entwurf des Büros ARP Architekten, der drei winkelförmige Baukörper mit Gemeinschaftshöfen vorsah, lobte die Jury die „klare städtebauliche Setzung“, bemängelte aber die recht großen Abstände zwischen den Häusern, die dadurch „etwas beziehungslos nebeneinander“ stünden.

Der drittplatzierte Vorschlag der Architekten Steinhoff/Haehnel punktete mit einem großzügigen Innenhof zwischen fünf neuen Gebäuden. Weniger gut kam an, dass der bestehende Spielplatz teilweise überbaut werden sollte.