War es ein Fuchs, ein streunender Hund oder gar ein Wolf? Nach einem Angriff im Rems-Murr-Kreis lassen die Ergebnisse einer DNA-Analyse auf sich warten. Ein Jäger zweifelt die offizielle Version an – und Fotos lassen die Heftigkeit des Angriffs erahnen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Korb - Weiterhin bleibt unklar, was für ein Tier einen jungen Mann in Korb angegriffen hat. Entsprechende DNA-Proben werden laut dem Umweltministerium gerade beim Senckenberg-Institut in Hessen ausgewertet. „Ob man dort etwas herausfinden kann, hängt von der Qualität der Proben ab“, so ein Sprecher. Bislang würden die Spuren darauf hindeuten, dass ein Fuchs dem 21-Jährigen die Verletzungen zugefügt habe.

 

Bissspuren zu klein für einen Wolf

Ein Leser unserer Zeitung hat Zweifel an dieser Darstellung: Jürgen Aurahs aus Waldenbuch ist seit 45 Jahren Jäger und mag kaum an einen Fuchsangriff glauben. „Diese Tiere sind menschenscheu und ernähren sich im Wesentlichen von Mäusen“, sagt er. Füchse wögen im Schnitt nur sechseinhalb Kilogramm. Dass ein Fuchs versuchen könnte, einen erwachsenen Mann aus einem Zelt zu ziehen, nennt Aurahs „eine Lachnummer“. Der Jäger erinnert daran, dass am 23. April im Ostalbkreis, knapp 50 Kilometer von Korb entfernt, ein Wolf fotografiert worden war

Einen Wolfsangriff halten die Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, die immer wieder Wolfssichtungen überprüfen, jedoch für ausgeschlossen: „Für einen Wolf waren die Bissspuren definitiv zu klein“, so der Sprecher des Umweltministeriums.

Ein blutiges Kissen bietet Schutz

Baden-Württemberg gilt offiziell als tollwutfrei. Allerdings gibt es immer wieder Fälle von Staupe – einer Krankheit, von der Füchse, aber auch Marder und Hunde betroffen sein können. Infizierte Tiere werden manchmal aggressiv und verlieren die Scheu vor dem Menschen. Ob bei dem Angriff eine solche Krankheit eine Rolle gespielt hat, ist allerdings Spekulation.

Weil in den sozialen Netzwerken die Häme über ihn hereingebrochen ist, hat der gebissene 21-Jährige sich dort zurückgezogen. Fotos vom Ort des Geschehens lassen jedoch die Heftigkeit des Angriffs erahnen: Deutlich ist zu erkennen, wo sich Zähne eines Tieres durch die Haut des 21-Jährigen gebohrt haben. Die Isomatte sowie das Kissen, mit dem sich der junge Mann gewehrt hatte, sind blutverschmiert. „Mein Sohn ist operiert worden, die mussten wegen der Infektionsgefahr die Bisse ausschneiden“, erzählt der Vater des jungen Mannes.

Der Angriff des Tieres hatte sich in der Nacht zum 1. Mai auf einem Gartengrundstück in Korb ereignet. Der 21-Jährige hatte dort mit zwei Freunden gezeltet – er wachte auf, als ein Tier in sein Zelt eindrang. Dann wurde er gebissen und griff zu einem Kissen, um sich zu schützen. Erst als seine beiden Freunde aus einem anderen Zelt ihm zur Hilfe eilten, soll das Tier von ihm abgelassen haben.