Zum Jahresende schließen die Gebrauchtwarenhäuser im Waiblingen und Winnenden. Die wirtschaftliche Lage ist zu gut, es fehlt an Langzeitarbeitslosen als Projektteilnehmer.

Arbeit - Das Aus kommt ausgerechnet weil es wirtschaftlich gut läuft – das absehbare Ende der Gebrauchtwarenhäuser in Waiblingen und Winnenden trägt ein gewisses Maß an Ironie in sich. Denn die für das Jahresende angekündigte Schließung der beiden Einrichtungen erfolgt aus eigentlich erfreulichem Grund: Den Betreibern der Waiblinger Dienste gehen schlicht die Langzeitarbeitslosen aus, die innerhalb dieses Projektes seit gut zwölf Jahren ihre Chance bekommen sollen, wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Natürlich sei es erfreulich, dass in der Region nahezu Vollbeschäftigung herrsche, aber „es tut uns schon leid, dass wir jetzt schließen müssen“, sagt die Regionalleiterin der Waiblinger Dienste, Vera Aiello. „Wir spüren ein tränendes und ein lachendes Auge.“

 

In den besten Zeiten waren es 25 Projektteilnehmer

Seit 2007 betreiben die zum Deutschen Erwachsenen Bildungswerk (DEB) gehörenden Waiblinger Dienste jenes Projekt in Waiblingen, in dem zumindest in jenen Zeiten, als das Gebrauchtwarenhaus noch in großzügigen Räumlichkeiten in der Schorndorfer Straße residiert hat, so ziemlich alles für den Haushalt zu haben war: Vom Sofa über die Waschmaschine bis zum Kochtopf; vom großformatigen, gerahmten Bild über Bücher, Wandschränke bis hin zu Fahrrädern. Bis zu 25 Projektteilnehmer arbeiteten zu jenem Zeitpunkt in Laden, Warenabholung und den angeschlossen Werkstätten, die angelieferte Waren reparierten und aufbereiteten. Erst vor knapp zwei Jahren ist das Waiblinger Sozialkaufhaus in den Ameisenbühl umgezogen und dort in der Benzstraße zu finden.

Schon damals ging es letztlich um eine Verkleinerung mit dem Hinweis, dass der Bestand der Eingliederungseinrichtung angesichts der entspannten Arbeitsmarktlage auf Dauer nicht gesichert sei. Seitdem gibt es nur noch eine Werkstatt anstelle der vormals drei unterschiedlichen für Fahrräder, Elektroartikel und Möbel. Das Angebot wurde reduziert, weiße Ware des Aufwandes wegen ganz aus dem Repertoire gestrichen. Der positive Nebeneffekt im neuen Domizil im Ameisenbühl, wie auch in der Winnender Filiale am dortigen Kesselrain: Die Zahl der Ladenhüter hat sich seitdem offenbar deutlich verringert.

Das Aus kommt wegen der guten wirtschaftlichen Lage

Trotzdem kommt zum Jahresende das Aus für die beiden Gebrauchtwarenhäuser der Waiblinger Dienste, die bereits – eben wegen akuten Personalmangels die Öffnungszeiten deutlich reduziert und nur morgens geöffnet haben. „Die wirtschaftliche Lage ist einfach gut“, sagt Vera Aiello, da sei es schlicht unmöglich, angesichts der geringen Zahl potenzieller Teilnehmer „die Institution zu halten“. Es sei weder praktikabel, noch verantwortbar, drei, vier Leute eigenständig weiterwerkeln zu lassen. „Wir hatten auch andere Zeiten.“

Jene anderen Zeiten, die könnten allerdings wiederkommen, zumindest mit Blick auf die sich offenbar eintrübende Wirtschaftslage. Endgültig müsse die Schließung nicht sein, meint denn auch die Regionalleiterin der Waiblinger Dienste. Zunächst allerdings würden sich Arbeitsagentur und Jobcenter um diejenigen kümmern, die zum Jahreswechsel ihre Eingliederungsstelle verlieren. Im Idealfall finde sich ein Job, andernfalls hoffentlich eine geeignete andere Eingliederungsmaßnahme, hofft Aiello.

Bis Ende Dezember jedenfalls sind die aktuell sechs Beschäftigten noch am Schaffen, die Gebrauchtwarenhäuser mit ihrem günstigen Angebot an Gebrauchswaren aller Art noch offen: werktäglich jeweils von 9 bis 13 Uhr.