Volksbank Stuttgart erhöht Kontogebühren Bank-Kunden zahlen drauf – scharfe Kritik von Verbraucherschützern

Die Volksbank Stuttgart hat über 280 000 Kunden. Foto:  

Die Volksbank Stuttgart erhöht ihre Kontogebühren. Wer neben dem Girokonto weitere Angebote wie Kreditkarte oder Sparverträge nutzt, soll einen Rabatt erhalten. Verbraucherschützer üben scharfe Kritik an dem Modell.

Frankfurt - Der Name klingt vertrauenerweckend: Als Hausbank-Modell bezeichnet die Volksbank Stuttgart ihre neue Preisgestaltung, die zum 1. Oktober vollständig umgesetzt werden soll. Für viele Bestandskunden bedeutet sie allerdings eine Gebührenerhöhung: Anstelle der auf der Website bereits ausgewiesenen Grundpreise von 5,90 Euro für das Konto VR-GiroPrivat, 4,90 Euro für das VR-GiroDirekt und 9,90 Euro für das VR-GiroKomfort zahlen sie bislang nämlich jeweils 1,90 Euro weniger. Komplett abgeschafft wird das Kontomodell VR GiroBankier, das unter bestimmten Bedingungen kostenlos war. Entgehen können die Kunden der Gebührenerhöhung nur, wenn sie außer dem Girokonto noch weitere Dienstleistungen der Volksbank nutzen.

 

Unter dem Konzept Hausbank-Modell versteht das Institut nämlich eine Art Treuepunktesystem: Je mehr Finanz- und Vorsorgeprodukte ein Kunde bei der Volksbank abschließt, desto größer der Rabatt auf die Kontogebühr. Wer sechs Punkte angesammelt hat, verfügt über den sogenannten Aktiv-Status und erhält monatlich zwei Euro Rabatt, Kunden mit neun Punkten wechseln in die Premium-Klasse und sparen vier Euro Kontogebühr. Kunden mit zwölf und mehr Punkten müssen für die Kontomodelle GiroDirekt und GiroPrivat gar nichts zahlen, beim Kontomodell GiroKomfort wird die Gebühr um sechs auf 3,90 Euro gesenkt. Ihren aktuellen Status können Kunden mit einem Online-Rechner ermitteln.

Viele Bestandskunden befänden sich bereits im „Aktiv- oder Premium-Status“, teilte Kristina Becker, bei der Volksbank Bereichsdirektorin für die Vertriebsleitung, auf Anfrage mit. „Weiterhin finden aktuell sehr viele Beratungen zu dem Thema Hausbankmodell statt, so dass wir gemeinsam mit den Kunden gute Lösungen finden.“

Glücksspiel für den Gebührenrabatt

Diese Sichtweise wird allerdings nicht von allen Kunden geteilt. So berichtete eine Leserin, um auf sechs Punkte zu kommen, sei ihr eine Teilnahme am „Gewinnsparen“ vorgeschlagen worden. „Dass mich meine Bank zum Glücksspiel auffordert, finde ich nicht seriös“, sagte die langjährige Volksbank-Kundin. Zudem hätte sie sich darauf einlassen müssen, monatlich zehn Euro zu zahlen. 7,50 Euro davon fließen in einen Sparvertrag, die restlichen 2,50 Euro werden als Spieleinsatz verwendet, wobei ein Teil direkt in einen Spendentopf für soziale Zwecke wandert.

Bislang zahlt die Leserin 50 Euro monatlich auf ein Sparbuch ein – und muss im Gegenzug gar keine Gebühr für ihr Konto entrichten, weil sie als Genossenschaftsmitglied der Bank das Kontomodell VR GiroBankier nutzt. Diese Variante wird es künftig gar nicht mehr geben, was nach Aussage der Volksbank 55 000 der mehr als 285 000 Kunden betrifft.

Mit dem Hausbank-Modell sollen alle Kontoinhaber dazu animiert werden, sich mit ihrem Bedarf an Versicherungen oder Altersvorsorgeprodukten zu befassen. Das Modell biete deshalb „handfeste Vorteile für ihre Finanz- und Vorsorgeplanung“, argumentiert die Volksbank in einem Schreiben an ihre Kunden.

VdK kritisiert Modell als unsozial

Wer nicht viel sparen kann, hat allerdings kaum Chancen auf einen Gebührenrabatt. Konten für Schüler und junge Erwachsene unter 25 Jahren bleiben zwar kostenlos. Aber Menschen mit niedrigen Renten, Hartz-IV-Empfänger und geringfügig Beschäftigte zahlten „auf jeden Fall mehr, weil sie sich in der Regel keine Vorsorge leisten können“, kritisiert Udo Rauhut vom Sozialverband VdK in Kernen, dessen Ortsverband sich ausführlich mit dem Thema befasst hat. Gerade für eine Volksbank „mit einem sozialen genossenschaftlichen Grundgedanken“ sei das Modell nicht angemessen.

Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, warnt Bankkunden ganz generell davor, sich aufgrund von Rabatten auf die Kontogebühr auf den Abschluss von Finanzprodukten einzulassen. Er sieht die Gefahr, „dass Kunden Produkte gegen Provision verkauft werden, die zum einen nicht bedarfsgerecht und zum anderen so teuer sind, dass eine Preisersparnis beim Girokonto dagegen kaum ins Gewicht fällt“. Statt sich allein auf die Berater der Volksbank zu verlassen, sollten Verbraucher die Konditionen für Bausparverträge, Versicherungen oder Kredite über mehrere Anbieter hinweg vergleichen, empfiehlt Nauhauser.

Dass viele Menschen genau dies tun, wird für die Banken indes zunehmend zum Problem. Früher war die Kontobeziehung Ausgangspunkt für weitere Geschäfte. Dieses sogenannte Cross-Selling wird immer schwieriger, weil sich Kunden im Internet blitzschnell über Zinssätze und Gebühren bei anderen Banken informieren können. Mit dem Hausbank-Modell versucht nun nicht nur die Volksbank Stuttgart, gegenzusteuern: Eine ganze Reihe von Genossenschaftsbanken haben das Konzept bereits eingeführt, darunter die Volksbank Schwäbisch Hall-Crailsheim. Auch einige Sparkassen nutzen das Modell, das von einer Unternehmensberatung entwickelt wurde.

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