Der Verein LaGaya unterstützt suchtkranke Frauen. Dazu unterhält er ein kleines Netz von Wohnungen, in denen betroffene Frauen davor geschützt sind, auf der Straße zu landen. Jetzt feiert das Wohnprojekt Mara 20. Geburtstag.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Ost - Noch heute ist Ulrike Ohnmeiß, die Geschäftsführerin des Vereins Lagaya, erstaunt über ihre Courage. „Vor 20 Jahren rief mich jemand aus dem Kollegenkreis im Sozialbereich an und fragte: Wollt Ihr etwas für wohnungslose Drogenabhängige machen?“ Ohnmeiß sagte ja. Wie sie dieses Projekt realisieren sollte, war völlig unklar. Doch es klappte und am Mittwochnachmittag feierte der Verein ein Jubiläum: 20 Jahre Wohnprojekt Mara – so heißt das ambulant betreute Wohnen bei Lagaya. Gefeiert wurde im Osten.

 

Heute gibt es sieben Wohngruppen, die auf das ganze Stadtgebiet verteilt sind, und vor zwei Jahren hat Mara das Angebot erweitert. Betreut werden jetzt auch drogenabhängige Frauen, die in ihrer eigenen Wohnung leben. „Das ist direkte Krisenintervention im Einzelfall. Es geht vor allem darum, dass eine betroffene Frau ihre Wohnung behalten kann“, so Ohnmeiß.

Die Zielgruppe ist weiblich, suchtkrank und wohnungslos

Drei Sozialarbeiterinnen und zwei Studentinnen kümmern sich um die Bewohnerinnen in den Wohngemeinschaften. So lernen die Frauen, ihrem Tag wieder eine Struktur zu geben und mit Unterstützung der Sozialarbeiterinnen ihr Leben allmählich selbst zu managen.

„Wir nehmen die Frauen an der Hand und gehen zum Beispiel mit ihnen ins Jobcenter“, sagt die Bereichsleiterin Stephanie Biesinger. Das machten die Mara-Mitarbeiterinnen auch bei Sarah M. (Name geändert). Die heroinabhängige junge Frau wurde von einer anderen Beratungsstelle zu Lagaya geschickt und bekam einen Platz in einer der Wohngemeinschaften, weil sie die Aufnahmekriterien erfüllt hat: weiblich, wohnungslos und drogenabhängig. Es werden ausschließlich Frauen in den Wohngemeinschaften aufgenommen.

Inzwischen ist Sarah M. in einem Substitutionsprogramm untergekommen, kommt mit ihrem Leben aber dennoch nicht zurecht. Sie leidet unter Depressionen. Dafür bekommt sie vom Arzt Medikamente, aber immer wieder besorgt sie sich auf eigene Faust Psychopharmaka und die verschlimmern die Probleme. „Jetzt sind wir dabei, für sie einen Ein-Euro-Job zu suchen“, berichtet die Mara-Mitarbeiterin Viktoria Kudec.

Bis zu 20 Frauen können gleichzeitig beherbergt werden

Gestartet ist Mara zum Jahreswechsel 1992/93 mit sechs Plätzen für obdachlose Jugendliche als Partner der Winterhilfe des Stuttgarter Jugendamtes. 1997 mietete Mara die ersten Wohnungen in den Bezirken Mitte und Ost an, 2002 kamen weitere dazu. Damit können bei Mara heute 20 drogenabhängige Frauen und Frauen, die an einem Substitutionsprogramm teilnehmen, unterkommen. „Manchmal gibt es Wartelisten, manchmal können sie sofort einziehen“, berichtet Stephanie Biesinger.

Die Klientinnen sind zwischen 20 und Mitte 50, die meisten jedoch sind Anfang bis Mitte 30, sagt Viktoria Kudec. Bis zu zwei Jahren kann eine Frau bei Mara wohnen. Letztlich entscheidet das Sozialamt darüber, denn es bezahlt die Leistungen von Mara. Zur Geburtstagsfeier war neben der Lagaya-Geschäftsführerin auch Laura Halding-Hoppenheit vom Vorstand gekommen, um zu gratulieren und den Mitarbeiterinnen eine stattliche Tüte „Nervennahrung“ zu überreichen.