Herzlich und humorvoll ist Peter Grohmanns 80. Geburtstag im Stuttgarter Theaterhaus gefeiert worden. Zahlreiche Weggefährten ließen den Autor, Aktivisten, Kabarettisten, Schriftsetzer, Buchdrucker und Publizisten hochleben.

Stuttgart - Noch bevor sich die Türen zum T1-Saal im Theaterhaus öffnen, erklingt ein Lied. An der Theke, auf der Treppe und an der Kasse wird gesungen: „Zum Geburtstag viel Glück, zum Geburtstag, lieber Peter, zum Geburtstag viel Glück!“ Beim Betreten des Saals bekommt man einen Getränkegutschein in die Hand gedrückt: „Peter gibt einen aus!“, sagt der Kartenabreißer.

 

Klar: der am Freitag herzlich und humorvoll gefeierte Peter ist Peter Grohmann. 80 Jahre alt wurde der Autor, Aktivist, Kabarettist, Schriftsetzer, Buchdrucker, Publizist. Etliche bedeutende Stuttgarter Institutionen hat er mitbegründet und vorangetrieben: das Bürgerprojekt „Die AnStifter“ zum Beispiel. Ebenso hat er den Stuttgarter Club Voltaire „gehämmert und gesichelt“, wie Grohmanns Mitstreiterin Loretta Petti erzählte, die durch die Kulturgarage „Alimentari da Loretta“ in der Römerstraße und für die italienische Küche bekannt ist. Darüber hinaus hat Grohmann auch das Theaterhaus mithochgezogen. Zu seinem Ehrentag kamen zahlreiche Weggefährten.Darunter Schauspielerin Barbara Stoll, die als Conférencière die Gratulanten auf die Bühne holte, nachdem Theaterhauschef Werner Schretzmeier nochmals ein „Happy Birthday“ angestimmt hatte. Vom tschechischen Fotograf Václav Reichl war ein Film zu sehen, der die quirlige, renitente, energetische Art des Jubilars zum Ausdruck brachte und nach Grohmanns Credo „Das Leben ist ein Kabarett“ betitelt wurde.

„Jungs, hier habt ihr fünf Mark, kauft euch ne Schachtel Zigaretten, ihr müsst rauchen“

Philipp Volksmund sang, unterstützt vom klavierspielenden Bruder Simon, unter anderem den Song „Anstiften“. Doch nicht nur zu solchen Liedern hat Grohmann ihn inspiriert. Bereits als die beiden Geschwister etwa sieben oder acht Jahre alt waren, habe der Mann sie angestiftet und gesagt: „Jungs, hier habt ihr fünf Mark, kauft euch ‘ne Schachtel Zigaretten, ihr müsst rauchen!“

Joe Bauer, Kolumnist der Stuttgarter Nachrichten und stadtbekannter Flaneur, verlautbarte: „Müsste ich ihm eine Schlagzeile widmen, würde sie lauten: ‚Peter Grohmann ist nicht zu fassen.‘“ Ein „ruheloser Chronist und unermüdlicher Wachrüttler seiner Stadt“ sei Grohmann, ein „Komödiant und Marktschreier“, der mit seinem „Oberfeldwebelorgan“ Tote wecken könne. Auch ein bisschen Stolz schwang mit, dass Grohmann, der 1937 in Breslau geboren wurde und mit seiner Familie über Dresden in den Westen kam, sich hier in Stuttgart eingerichtet hat: „Den einzigen und wahren Grohmann, dieses außerirdische Schlitzohr der außerparlamentarischen Opposition, gibt es eben nur bei uns. Wir haben das Unikat.“

Grohmann hat den Abend dem in der Türkei Inhaftierten Deniz Yücel gewidmet

Der 82-jährige Stuttgarter Jazzpianist Wolfgang Dauner grüßte seinen Freund mit den Worten „Willkommen im Club“, ehe er sich ans Piano setzte. Grohmann präsentierte mit dem Leonard-Cohen-Projekt – den drei Gitarristen Manuel Dempfle, Jürgen Gutmann und Thomas Schmolz – Titel des im vergangenen Jahr verstorbenen Musikers. Grohmann selbst verlas seine deutschsprachigen Versionen der Songtexte: Cohens „First We Take Manhattan“ etwa fand so zu folgendem Vers: „Siehst du die Trottel, die da durch den Bahnhof taumeln Richtung Milaneo?“

In seiner Schlussrede gab sich Grohmann kämpferisch: „Diesen Abend widme ich Deniz Yücel und allen, die überall auf der Welt für Menschrechte eintreten.“ Einer davon wirkt zum Glück in Stuttgart.