Beim gemeinsamen Gedenken blicken Israel und Deutschland besorgt, aber als Freunde auf die Gegenwart. Israel formuliert seine Erwartungen deutlich: „Deutschland darf nicht versagen“, sagte Staatspräsident Rivlin.

Berlin - Als Frank-Walter Steinmeier und Reuven Rivlin am Mittwochmorgen gemeinsam den Plenarsaal des Bundestags betreten, gehen die beiden Präsidenten für einen Moment sehr nah beieinander. Natürlich ist diese Gedenkstunde, mit der das Parlament seit 25 Jahren an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert, ein schwerer, trauriger Moment. Aber in dieser Szene liegt noch etwas anderes, Hoffnungsvolles: eine Gemeinsamkeit der beiden Staaten im Hier und Jetzt. Eine ganze Woche lang haben der israelische und der deutsche Präsident Seite an Seite des Menschheitsverbrechens der Nationalsozialisten gedacht. Zuerst reiste Steinmeier nach Israel. Erstmals sprach ein deutscher Präsident in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Als Steinmeier seine wohl bisher schwierigste Rede gehalten hatte, umarmte Rivlin ihn vor den Augen der Welt. Beide trafen einander wenig später in Auschwitz, wo sie gemeinsam durch das Tor des ehemaligen Vernichtungslagers schritten. „Nie war mir ein Gang so schwer“, sagt Steinmeier jetzt. „Nie war ich so dankbar für den Freund an meiner Seite.“