Steinplatten, mit den Namen der Opfer die von dem Amokläufer ermordet worden sind, sollen in einem Pflanzbeet vor dem Foyer der Schule ausgelegt werden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Zusammen mit den Eltern der beim Amoklauf am 11. März 2009 getöteten Kinder hat die Schulgemeinschaft der Albertville-Realschule Winnenden (Rems-Murr-Kreis) eine Form gefunden, mit der am Gebäude der Opfer gedacht werden soll. Steinplatten, auf denen deren Namen stehen – auch die der Männer, die in Wendlingen und im benachbarten Winnender Schlosspark von dem Amokläufer ermordet wurden – sollen in einem Pflanzbeet vor dem Foyer der Schule ausgelegt werden. „Damit haben wir zwei Dinge erreicht: Wir setzen ein Zeichen an der Schule, das die Angehörigen der Opfer erwarten, und wir können Rücksicht auf jene Lehrer nehmen, die den Amoklauf miterlebt haben und nicht täglich daran erinnert werden sollen“, sagte Sven Kubick, der Rektor der Albertville-Realschule, am Montag in einem Pressegespräch.

 

Standort einer öffentlichen Gedenkstätte

Der Vorschlag sei von einigen Eltern der Opfer gekommen. Die Steinplatten waren am ersten Jahrestag des Amoklaufs während der Gedenkfeier vor dem Schulgebäude ausgelegt worden. Auf jeder Platte steht der Name eines Opfers. Da die Platten in einem gewissen Abstand zum Eingang der Schule liegen werden, seien sie von dort aus nicht direkt zu sehen. „Unter den Lehrern herrschte große Kompromissbereitschaft für diese Lösung“, sagte Sven Kubick.

Zudem berät der Gemeinderat der Stadt über den Standort einer öffentlichen Gedenkstätte. „Nach dieser Grundsatzentscheidung wird eine Arbeitsgruppe darangehen, sich über die Form und Gestaltung des Mahnmals Gedanken zu machen“, so der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Unterstützt wird der Arbeitskreis, dem Opfereltern, Stadträte und Vertreter der Stadt angehören, von einem Künstler. Der bisher aussichtsreichste Standort für das Mahnmal ist der Stadtgarten neben der Hermann-Schwab-Halle, der in Sichtweite der Albertville-Realschule liegt.

Mit direktem Bezug zum Amoklauf

Dieser Ort ist öffentlich zugänglich und hat einen direkten Bezug zu dem Amoklauf. In der Stadthalle sind die Angehörigen nach der Tat vor der Öffentlichkeit abgeschirmt worden. Außerdem standen dort die Container der Psychologen, die die Schulgemeinschaft betreuten. „Sollte jemand einen anderen Ort vorschlagen, werden wir natürlich darüber diskutieren“, versicherte Holzwarth.

Der Oberbürgermeister erklärte am Montag außerdem ausführlich, wie es zu den Schadenersatzforderungen der Stadt gegenüber den Eltern des Amokschützen gekommen ist. Zwar sei über das Revisionsverfahren, das der Vater des Täters gegen seine Verurteilung vor dem Stuttgarter Landgericht beantragt hat, noch nicht entschieden und das Urteil deshalb nicht rechtskräftig. „Wir haben unsere Forderungen aber anmelden müssen, um bestimmte Fristen einzuhalten“, sagte Holzwarth. Bisher liefen die Gespräche mit den Versicherungen der Eltern noch komplett außergerichtlich.

Folgekosten müssen eingefordert werden

Rund 14 Millionen Euro an Folgekosten seien der Stadt entstanden. Sie sei dazu verpflichtet, diese Kosten einzufordern, sagte Holzwarth. „Das ist so bei einem harmlosen Sachschaden, den ein Schüler anrichtet, und es ist erst recht so bei einem Amoklauf.“ Es könne nicht angehen, dass der Steuerzahler für einen Schaden hafte, den eine bestimmte Person angerichtet habe. „Das gehört auch zur Rechtshygiene“, so der Oberbürgermeister, der betonte, dass von den Eltern des Täters bisher keinerlei Signal des Bedauerns gekommen sei, weder an die Stadt noch an die Schule. „Als wir die Schadenersatzforderung in einer nicht öffentlichen Sitzung besprochen haben, sagte ein Stadtrat spontan, darauf haben wir lange gewartet.“