In Zeiten der Pandemie ist vieles anders: Auch die Gedenkfeier zum Volksaufstand in der DDR vor 67 Jahren ist davon betroffen. Reden gab es vor Ort keine – nur stilles Gedenken.

Berlin - Mit einem stillen Gedenken hat Berlin an die Opfer des DDR-Volksaufstandes vor 67 Jahren erinnert. Auf dem Friedhof an der Seestraße legten am Mittwoch die Bundesministerin für Justiz, Christine Lambrecht, und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) Kränze am Mahnmal für die Opfer des Aufstands nieder. Wegen der Corona-Einschränkungen gab es im Gegensatz zu früheren Jahren keine Reden vor Ort.

 

Rund eine Million Menschen waren in der DDR vor 67 Jahren in rund 700 Orten gegen die politisch und wirtschaftlich angespannte Lage auf die Straße gegangen. Aus spontanen Streiks entwickelte sich ein Aufstand mit Rufen nach Freiheit und Einheit. Panzer der Sowjetarmee schlugen den Protest blutig nieder. Rund 10 000 Demonstranten wurden laut Bundesstiftung Aufarbeitung festgenommen, mehr als 1500 von ihnen zu Haftstrafen und einige zum Tode verurteilt.

Wunsch nach Freiheit ließ sich nicht unterdrücken

Die Bundesjustizministerin sagte der dpa, die Demonstranten hätte damals eine enorme Kraft entwickelt, sie hätten „echte Freiheit“ gewollt. Aus Angst vor weiteren Aufständen habe die DDR-Führung ihren Unterdrückungsapparat verstärkt. Doch der Wunsch nach Freiheit habe sich nicht auslöschen lassen, „und die Zeiten wandelten sich“. „Es war nicht der Westen, der dem Osten die Freiheit geschenkt hat“, so die Ministerin. „Die Menschen im Osten haben sie sich erkämpft. Die Menschen im Osten waren es, die die Mauer zu Fall gebracht haben.“

Berlins Regierungschef Müller sagte anlässlich des Jahrestages, der Volksaufstand habe gezeigt, dass Freiheit und Demokratie nicht von selbst entstünden und manchmal schmerzliche Opfer verlangten. Diese Werte müssten gemeinsam verteidigt und geschützt werden. „Wir dürfen Unfreiheit, Intoleranz und Spaltung nie wieder zulassen.“