Risiko Im Jahr 2016 verunglückten in Deutschland 5532 Personen bei Busunglücken. Damit liegt das Verletzungsrisiko bezogen auf die Beförderungsleistung beim Busfahren 41 mal höher als beim Bahnfahren – das Todesrisiko ist sechs Mal höher. Laut Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung brennen etwa 400 Busse im Jahr.

 

Rettung 2016 konnten sich die 70 Insassen eines Linienbusses bei Offenburg ebenso in letzter Minute aus den Flammen retten wie die 20 Schüler eines Schulbusses, der 2015 in Bayreuth verunglückte. In beiden Fällen waren die Passagiere jung und mobil. Ihre körperliche Fitness hat sie wahrscheinlich vor dem Verbrennungstod gerettet.

Senioren In vielen Fällen handelt es sich bei den Passagieren in Reisebussen aber um ältere Menschen, wie bei dem Busbrand 2008 bei Hannover, der 20 Tote unter den Mitgliedern einer Seniorengruppe forderte. Obwohl der Fahrer den schon brennenden Bus noch auf die Standspur lenkte, konnte er die Tragödie nicht verhindern.

Warum aber brennen Busse so schnell? Die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) in Berlin weist seit Jahren auf die viel zu niedrigen Brandschutzverordnungen in Bussen hin. Und tatsächlich sollen ab 2020 neue, mit schwer entflammbaren Material bezogene Sitzbezüge in den Bussen zur Pflicht werden. Die BAM-Brandschutzexpertin Anja Hofmann-Böllinghaus und Brockmann haben die neuen Sitze in der Brandkammer der BAM getestet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Obwohl die neu entwickelten Bezüge den Brandbeginn etwas hinauszögern konnten, brannte der Schaumstoffe darunter nach kurzer Zeit lichterloh. Nach anderthalb Minuten stand der gesamte Bussitz in Flammen.

Für Züge gelten strengere Regeln

Das Fazit von Hofmann-Böllinghaus: „Obwohl wir schon die neuen Materialien getestet haben, die ab 2020 für alle Busse verbindlich werden, haben wir gesehen, dass die Brandentwicklung und auch die Rauchentwicklung sehr schnell eingesetzt haben.“ Das bedeute, dass trotz der neuen Materialien die Zeit für die Flucht aus dem Bus nicht ausgereicht hätte. Bei vergleichbaren Versuchen mit Bahnsitzen sei die Brandentwicklung sehr viel langsamer gewesen. „Deshalb fordern wir, die Vorschriften für Busse an die Vorschriften für Schienenfahrzeuge anzugleichen“, sagt Hofmann-Böllinghaus. Tatsächlich dürfte keines der getesteten Materialien aus dem Bus im Zug eingesetzt werden.

Viele Reisebusse haben aber noch ein weiteres Problem: Bei den meisten Modellen ist der Tank über der Vorderachse oder sogar davor eingebaut, weil der Platz dahinter als Gepäckraum genutzt wird. „Wenn ich den Tank dort vorne habe, dann muss ich entweder eine Crash-Struktur bauen, die die Kräfte beim Frontalunfall ableitet, oder ich muss einen Tank bauen, der die Kräfte aushält. Und nichts davon ist zur Zeit der Fall,“ weiß Brockmann.

Riesige Tanks erhöhen das Brandrisiko

Zudem haben viele Busse zwei Tanks mit zusammen etwa 800 Litern. So müssen sie bei Fernreisen nicht nachtanken, denn das ist häufig teurer als in Deutschland. Man kommt aber schon mit 350 Litern etwa 1400 Kilometer weit. „Je mehr Diesel in dem Tank ist, desto stärker entfacht es auch den Brand. Hier könnte einfach noch mal getankt werden“, sagt Brockmann.

Auch ein verbesserter Notbremsassistent könnte die Sicherheit deutlich steigern. Er ist zwar in neu zugelassenen Bussen und LKW seit November 2015 Pflicht, muss bei Bussen aber nur von 80 auf 70 Kilometer pro Stunde herunter bremsen können. „Der Bus fährt aber meist 100 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn und zudem kann die Technik heute schon viel mehr. Wir wollen, dass er von 100 zum Stillstand etwa an einem Stauende bremsen kann. Dafür muss die Gesetzgebung jetzt schnell angepasst werden,“ fordert der Leiter der Unfallforschung der Versicherer.

Schwere Busunglücke

Risiko Im Jahr 2016 verunglückten in Deutschland 5532 Personen bei Busunglücken. Damit liegt das Verletzungsrisiko bezogen auf die Beförderungsleistung beim Busfahren 41 mal höher als beim Bahnfahren – das Todesrisiko ist sechs Mal höher. Laut Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung brennen etwa 400 Busse im Jahr.

Rettung 2016 konnten sich die 70 Insassen eines Linienbusses bei Offenburg ebenso in letzter Minute aus den Flammen retten wie die 20 Schüler eines Schulbusses, der 2015 in Bayreuth verunglückte. In beiden Fällen waren die Passagiere jung und mobil. Ihre körperliche Fitness hat sie wahrscheinlich vor dem Verbrennungstod gerettet.

Senioren In vielen Fällen handelt es sich bei den Passagieren in Reisebussen aber um ältere Menschen, wie bei dem Busbrand 2008 bei Hannover, der 20 Tote unter den Mitgliedern einer Seniorengruppe forderte. Obwohl der Fahrer den schon brennenden Bus noch auf die Standspur lenkte, konnte er die Tragödie nicht verhindern.