Wahrscheinlich kommt im Moment niemand auf die Idee, Ferien in der Ukraine machen zu wollen. Bei anderen Regionen ist die Gefahrenlage weniger offensichtlich. Es gibt auch beliebte Urlaubsländer, die von Experten auf der neuen „Risk Map“ als nicht ganz unbedenklich eingestuft werden.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Die Krisenfrühwarnexperten der Firma A3M aus Tübingen haben ihre „Risk Map“ aktualisiert. Auf dieser Weltkarte wird die Sicherheitslage dargestellt – schon auf den ersten Blick erkennt man, in welche Länder Urlauber im Moment bedenkenlos reisen können – und wo mögliche Gefahren lauern. Das Unternehmen mit Sitz in Tübingen, Hamburg und Berlin hat sich auf Krisenmanagement spezialisiert und betreibt Informationssysteme für Reisende.

 

Die Karte funktioniert nach dem Ampelprinzip

Ein Team von Sicherheitsanalysten beobachtet rund um die Uhr die weltweite Nachrichtenlage und meldet, wo Ungemach droht. Zu den Kunden zählen alle großen deutschen Touristikunternehmen. Die auch für private Nutzer gedachte und im Netz abrufbare Risikokarte funktioniert nach dem Ampelprinzip. Dunkelgrün markierte Länder wurden mit einem „sehr geringen Risiko“ bewertet. Die Farbskala geht über Hellgrün, Gelb und Orange bis Knallrot, was ein „sehr hohes Risiko“ bedeutet.

Indikatoren sind die politische Lage oder mögliche Naturereignisse

Bei der Einstufung hat A3M nicht nur die politischen Entwicklungen und Naturkatastrophen des vergangenen Jahres berücksichtigt – und da gab es einige Hurrikans, Tsunamis, Erdbeben, Vulkanausbrüche oder schwere Überschwemmungen. Es fließen auch Prognosen für die Zukunft ein. Gibt es in dem Land eine mögliche Terrorgefahr oder die Tendenz zu sozialen Unruhen? Müssen Urlauber fürchten, überfallen zu werden? Wie ist die Lage im Gesundheitswesen?

Nur wenige Länder haben die unbedenkliche Farbe Dunkelgrün

„Für eine Bestbewertung ist die Messlatte sehr hoch“, sagt Samed Kizgin. Der 36-jährige Abteilungsleiter für Reisesicherheit bei A3M zählt die wenigen Gebiete auf, die die unbedenkliche Farbgebung Dunkelgrün erhalten haben: Neben Deutschland sind das noch Norwegen, Finnland, Dänemark, die Beneluxstaaten, die Schweiz, Island, die Slowakei und Kanada.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist die Weltlage unsicherer geworden. Es überrascht nicht, dass von Reisen in die Ukraine wegen des russischen Angriffskriegs dringend abgeraten wird. Die höchste Risikostufe gilt zudem für den Iran infolge der gewaltsamen Proteste und Festnahmen. Dunkelrot eingefärbt sind außerdem der Irak oder Syrien. „In Russland wird zwar nicht geschossen, doch hier sehen wir ein erhöhtes Risiko für Reisende, etwa durch die Gefahr von Willkür oder Festnahmen“, sagt Samed Kizgin.

In der Türkei wird rund um die Wahlen mit Zwischenfällen gerechnet

Im Vergleich zum letzten Jahr stabilisiert hat sich die Lage in Äthiopien. Das Friedensabkommen vom November 2022 gibt den Beobachtern Anlass zur Hoffnung, erneute Eskalationen ließen sich aber laut Einschätzung von A3M nicht ausschließen. Verbessert hat sich auch die Lage in den Regionen Mardin und Diyarbakir im Südosten der Türkei. Doch in dem bei vielen Deutschen beliebten Urlaubsland könnte es demnächst ungemütlich werden: Eigentlich soll im Juni gewählt werden, doch jetzt hat Präsident Erdogan angedeutet, den Urnengang zur Präsidentschafts- und Parlamentswahl auf den 14. Mai 2023 vorziehen zu wollen. „In der Türkei kam es in der Vergangenheit im zeitlichen Umfeld von Wahlen zu Anschlägen. Daher wird es nun zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen kommen. Urlauber sollten an touristischen Punkten mit Kontrollen rechnen und dafür Zeit einplanen“, sagt Kizgin und stellt klar, dass die Türkei nichtsdestotrotz ein sicheres Reiseland sei.

Unsicherheit in Süd- und Mittelamerika

Eine Verschlechterung der Sicherheitslage gibt es in mehreren Ländern Süd- und Mittelamerikas. Dies gilt für den Süden von Kolumbien, den Nordosten Nicaraguas sowie eine Region in Peru namens Valle de los Ríos Apurímac, Ene y Mantaro – kurz VRAEM. Dort gibt es im Moment verstärkt Meldungen über Kriminalität und Gewalt.

In Asien sind die Konflikte im Nordwesten Myanmars wieder eskaliert. Unverändert als „gelb“ eingestuft sind bei A3M der Kosovo sowie Weißrussland. Im Kosovo kann sich die Lage jedoch durch den Konflikt mit Serbien verschlechtern, in Weißrussland durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, in den das Land hineingezogen werden könnte.

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