Vor allem wegen vieler Falschparker hat die Initiative Kidical Mass den Weg zur Vogelsangschule 2023 zum gefährlichsten Schulweg in Stuttgart erklärt. Was die Stadt tut, um die Situation zu verbessern – und woran sie scheitert.

Familie/Bildung/Soziales: Alexandra Kratz (atz)

Falschparker sind eines der Hauptprobleme, wenn es um sichere Schulwege geht – insbesondere in den dicht besiedelten Innenstadtbezirken. Dort ist es nicht immer leicht, einen freien Parkplatz in der Nähe seiner Wohnung zu finden. Die Folge: Die Autos stehen auch in Kreuzungsbereichen oder auf Zebrastreifen. Besonders Kinder haben es dann schwer, sicher über die Straße zu kommen. Was tun?

 

Die Stadt steuert gegen, zum Beispiel mit der Einführung eines Parkraummanagements. In bestimmten Gebieten braucht man entweder einen Anwohnerparkausweis oder man muss für das Abstellen seines Autos tagsüber ein Ticket lösen. Auf diese Weise sollen sogenannte Fremdparker aus den Quartieren gedrängt werden.

Gleichzeitig versucht die Stadt, mithilfe von Zickzacklinien und Sperrflächen deutlich zu machen, wo nicht geparkt werden darf. Effektiver sind die sogenannten Stuttgarter Ecken. Dort verhindern Poller, Automaten oder Radbügel, dass ein Auto widerrechtlich abgestellt wird. Mit solchen Maßnahmen sollte auch das Falschparken im Stuttgarter Westen rund um die Vogelsangschule eingedämmt werden. Die Initiative Kidical Mass hatte den Weg zu der Grundschule Ende 2023 zum gefährlichsten in Stuttgart erklärt.

Die Falschparker sind wieder da

Man habe rund um die Vogelsangschule viele Maßnahmen umgesetzt, um die Wege für Kinder sicherer zu machen, so das Ordnungsamt bei einem Termin im Rahmen unserer Aktion „Achtung, Schulweg!“. Doch die Wirkung habe nur kurz angehalten. Dann seien die Falschparker allerdings wieder da gewesen.

Auch auf dem großen Parkverbots-Zeichen auf der Einfahrt zur Schule stehen immer mal wieder Autos. Foto: Alexandra Kratz

Das kann die Rektorin Karin Lehr nur bestätigen. Wobei es ihrer Beobachtung nach weniger die Anwohner sind, die falsch parken. „Da hat das Parkraummanagement wirklich etwas gebracht“, sagt sie. Aber: „Wir haben ein richtiges Problem mit Elterntaxis.“ Es sei nur eine kleine Minderheit, aber die sei unbelehrbar. Teilweise würden auch Mütter und Väter, die nicht weit von der Schule entfernt wohnen, ihre Kinder mit dem Auto mitnehmen. Zum Beispiel mit dem Argument, dass der Ranzen zu schwer sei. „Wir haben schon so viele Aktionen gemacht. Die Kinder haben Eltern angesprochen, wir haben Flyer verteilt, wir haben einen Film gedreht, bei der die Prinzessin zur Schule gebracht wird“, nennt sie Beispiele. Einige Eltern seien daraufhin allerdings „pampig“ geworden. Eine Sperrung der Paulusstraße, an der sich der Haupteingang zur Schule befindet, lehnt Karin Lehr dennoch ab. „Damit würde man alle bestrafen – auch die Anwohner- und die Lehrerschaft, die dort ihre Parkplätze haben“, sagt sie. Vielmehr setze sie nach wie vor auf Einsicht. Immerhin habe sie auch viele sehr engagierte Mütter und Väter, die sich zum Beispiel im Rahmen der Initiative „Mach Platz!“ für sichere Schulwege einsetzen. Zudem werde das Thema bei Elternabenden wieder auf den Tisch kommen, und bei neuen Aktionen sollen Mütter und Väter für die von Elterntaxis ausgehenden Gefahren sensibilisiert werden.

Die Rektorin lehnt eine Straßensperrung ab

Auch die Stadt hält das für einen sehr sinnvollen Weg. In einer schriftlichen Stellungnahme verweist sie zudem darauf, dass sich Eltern zu Verkehrshelferinnen und -helfern ausbilden lassen könnten, um Kindern an übersichtlichen Stellen über die Straße zu helfen. Auch die Bildung von Laufgruppen führe zu mehr Sicherheit. Und selbstverständlich könnten Gefahrenstellen jederzeit gemeldet werden.

Aktion „Achtung, Schulweg!“

Gefahrenstellen melden
Die Aktion „Achtung, Schulweg!“ dauert bis zum 13. Oktober. Unsere Redaktion sammelt mit einem vom Recherchenetzwerk Correctiv entwickelten, einfach und anonym zu bedienenden Online-Fragebogen Hinweise auf Gefahrenstellen. Diese dienen uns als Grundlage für eine vertiefende Berichterstattung zum Thema. Zum Ende des Projekts veröffentlichen wir alle Meldungen in Form einer Karte.

Podiumsdiskussion
Am Sonntag, 13. Oktober, findet zum Abschluss des Projekts eine Podiumsdiskussion im Kulturzentrum Merlin statt. Beginn ist um 11.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung im Internet unter zeitung-erleben.de ist notwendig. Die Zahl der Plätze ist auf 100 begrenzt