Eine „Stefanie Hülbig“ hat im Netz eifrig über Sport diskutiert und sogar einen Job beim SWR vergeben. Dann flog sie auf, und nicht nur die angebliche neue SWR-Redakteurin war bloßgestellt. Ein Lehrstück über Schein und Sein bei Twitter.

Stuttgart - Immer wieder geben sich Twitter-Nutzer als eine andere Person aus. Und immer wieder fallen auch etablierte Medien darauf herein. So etwa, als ein falscher Harald Schmidt den Medien formschöne Lästereien über seine ehemaligen Arbeitgeber lieferte. Ein anderer twitterte als „Edward J Snowden“. Es gibt viele Beispiele, die Motive sind unterschiedlich. Skurril – und mit einer Note Tragik – ist aber der neueste Fall aus Baden-Württemberg.

 

Eine gewisse „Steffi Hülbig“ gibt sich auf Twitter als Model und Sportjournalistin beim Radiosender SWR 3 aus und diskutiert eifrig über Sportthemen mit. Schnell gewinnt sie viele „Follower“, die ihre Beiträge abonnieren. Absurd wird es, als sie einer jungen Frau einen Job anbietet. Die vermeintlich Glückliche macht sich auf den Weg nach Stuttgart – offenbar nur auf der Grundlage eines Gesprächs auf Twitter.

Warum so viele so leicht auf Fakeprofile reinfallen

Dann der Schock: Steffi Hülbig sei unerwartet im Alter von 27 Jahren verstorben, verkündet ihr ebenso falscher Ehemann auf Facebook und Twitter. Viele, darunter prominente Sportjournalisten, sprechen bestürzt einer Person ihr Beileid aus, die sie niemals zuvor gesehen haben. Doch schnell regen sich Zweifel. Schließlich die offizielle Stellungnahme des SWR: eine Steffi Hülbig habe es dort nie gegeben. In der Netzgemeinde herrscht helle Aufregung. Viele wollen es im Nachhinein besser gewusst haben. Namen von weiteren falschen Accounts derselben Person machen die Runde. Das Internet versucht, sich selbst zu regulieren.

So wird aus der Geschichte um die angebliche Redakteurin Hülbig und die zerstobenen Hoffnungen einer jungen Frau, die dem Alles-ist-möglich-Internet eine Stelle als Sportjournalistin abgerungen zu haben schien, auch ein Spiegelbild der digitalen Gesellschaft: die Gier nach Aufmerksamkeit; der Zwang, schnell zu sein; die Naivität vieler Nutzer. Welches Motiv die Person hinter „Steffi Hülbig“ hatte, weiß man nicht. Der Satiriker Rob Vegas jedenfalls, der hinter dem falschen Harald Schmidt steckte, wollte den Medien einen Spiegel vorhalten. Falsche Accounts haben auf Twitter übrigens auch einen anderen Grund: Schon für 20 Dollar kann man 2500 falsche Fans kaufen, die einem die eigene Wichtigkeit bestätigen.