Nachdem Fälschungen von Ozempic aufgetaucht sind, sind Apotheken nun aufgerufen, alle Packungen des Diabetesmittels zu überprüfen. Gewarnt wird vor dem Bezug über dubiose Online-Wege.
Nachdem im Großhandel Fälschungen des Diabetesmittels Ozempic aufgetaucht sind, hat sich nun das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingeschaltet: Die Behörde ruft Deutschlands Apotheken und auch pharmazeutische Unternehmen sowie Großhändler zur Überprüfung aller bei ihnen befindlichen Packungen auf. Bisher liegen laut BfArM aber keine Erkenntnisse vor, dass Patienten Fälschungen bekommen haben.
Auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) in Berlin teilt auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Wir haben aus den Apotheken keine Rückmeldungen, dass dort gefälschte Präparate aufgetaucht sind“, so die Abda-Sprecherin Ursula Sellerberg. Verunsicherten Patienten, die das Mittel nehmen, rät sie, bei einem Experten nachzuhaken: „Das ist in aller Regel der Apotheker oder die Apothekerin vor Ort.“
Wo das Präparat herkommt, ist unklar
Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LVA), sagte auf Anfrage: „Im Moment können weder Behörden noch die Polizei sagen, wie die gefälschten Medikamente auf den Markt gekommen sind.“ Überhaupt sei das Thema Medikamentenfälschungen für die Apotheken „absolut außergewöhnlich“, denn die Sicherheitsvorkehrungen seien in Deutschland strikt und engmaschig. Generell solle man zudem nicht nur im Bezug von Ozempic, das ein sehr wirksames Mittel bei Diabetes vom Typ 2 ist, über undurchsichtige Online-Wege vorsichtig sein: „Das größte Einfallstor für Fälschungen ist das Internet.“ Es gelte: „Verschreibungspflichtige Medikamente haben in Deutschland eine Preisbindung.“ Koste das Mittel im Netz mehr oder weniger, müsse man von Betrug ausgehen.
Das Diabetes-Medikament Ozempic des dänischen Konzerns Novo Nordisk war vor einigen Tagen in einer gefälschten Version aufgetaucht, die möglicherweise gesundheitsgefährdend ist. Im Zentrum der staatsanwaltlichen Ermittlungen steht ein Pharma-Großhändler im Südwesten Baden-Württembergs. Ob die Firma aus Lörrach selbst an den Fälschungen beteiligt war oder ein Opfer ist, ist bisher noch nicht bekannt.
Klar ist dagegen: Semaglutid, der Wirkstoff des Mittels, war zuletzt vor allem wegen eines anderen Anwendungsbereichs in den Schlagzeilen – er hilft nicht nur bei Diabetes, sondern kann auch das Abnehmen unterstützen. Vor allem in dem höher dosierten Medikament Wegovy. Im Prinzip fördert Semaglutid das Sättigungsgefühl. Allerdings schlägt der Wirkstoff hauptsächlich bei schwerst Übergewichtigen an – eine Gewichtsreduzierung von bis zu 15 Prozent über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren ist möglich. Je geringer der Body-Mass-Index (BMI), umso weniger ist auch die Gewichtsreduktion.
Mittel hilft auch beim Abnehmen
Wegovy ist von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zur Behandlung von Adipositas zugelassen. Patienten mit einem BMI von über 30 können die Therapie in Deutschland verordnet bekommen, müssen für die Kosten aber selbst aufkommen. Bevor das Medikament verschrieben wird, müssen Patienten andere Therapien, etwa Ernährungsberatung, erfolglos durchlaufen haben.
Trotzdem gibt es um Semaglutid, ob in Ozempic oder Wegovy, inzwischen einen so großen Hype, dass Fälschungen im Umlauf sind. Um mögliche Fälschungen schnell zu erkennen, hat jede Packung eines verschreibungspflichtigen Medikaments in Europa eine eigene Identifikationsnummer, den sogenannten securPharm-Code. „Dieser Code wird vom Hersteller aufgedruckt, in eine Datenbank eingegeben, beim Großhändler gescannt und mit der Datenbank abgeglichen“, erklärt LVA-Sprecher Eickmann. In der Apotheke werde das Medikament dann ebenfalls durch Scans überprüft: „Immer auch in dem Moment, bevor es an den Kunden geht.“
Apotheken dürfen Packungen öffnen
Im konkreten Fall müssen die Apotheke nun alle Ozempic-Packungen öffnen und kontrollieren: „Das Öffnen von Medikamentenschachteln ist Apotheken generell per Gesetz erlaubt“, stellt Eickmann klar. Betroffenen empfiehlt er, im Zweifel zur Apotheke zu gehen, wo sie das Medikament gekauft haben. Sollten auffällige Packungen gefunden werden, würden die zuständigen Überwachungsbehörden informiert.
Das BfArM hat unterdessen darauf hingewiesen, wie man das Original erkennt: Der Pen ist hellblau, die Fälschung dunkelblau. Zudem ist die Bauweise verschieden. Bei der Originalspritze ist etwa der Injektionsknopf am Ende grau, bei der Fälschung blau.