Ein gefälschtes Schreiben mit der Unterschrift des OB und der Bitte um einen „Bahnhofspfennig“ ist im Umlauf. Die Stadt hat Anzeige erstattet.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Oberbürgermeister Wolfgang Schuster schaut auf dem Foto, das den Briefkopf ziert, alles andere als amüsiert drein. Dementsprechend hat er auch am Mittwoch reagiert, als er von dem gefälschten Schreiben erfuhr, das am Maifeiertag mit seinem Namen und seiner Unterschrift in Umlauf gekommen war. Die Verfasser bitten darin um einen „Bahnhofspfennig“, eine freiwillige Abgabe der Bürger für die „völlig überraschenden Mehrkosten“ des Bahnprojekts Stuttgart 21. Man könne die Aktion nicht mehr als üblen Scherz bezeichnen, sagte der OB, und die Stadt stellte Strafanzeige gegen den Urheber des Briefes – also gegen einen Unbekannten.

 

Fälscher übernehmen Passagen aus echtem OB-Brief

In dem Brief, der in der Gestaltung, im Duktus und im Aufbau jenem umstrittenen Schreiben nachempfunden ist, mit dem sich der Oberbürgermeister – seinerzeit auf dem Passbild freundlich lächelnd – vor der Volksabstimmung an die Bürger der Stadt gewandt hatte. Aus dem Brief war deutlich herauszulesen, dass für das Stadtoberhaupt die Argumente für Stuttgart 21 überwogen. Ganze Textbausteine haben die Fälscher nun übernommen. Aus Schusters Satz zum Thema Projektausstieg „Es ist meine Pflicht, Ihnen zu sagen, dass wir als Bürger Schadenersatz in schwindelerregender Höhe, mehr als 1,5 Milliarden Euro, an die Deutsche Bahn zahlen müssen“, wurde „Es ist meine Pflicht, Ihnen zu sagen, dass wir als Bürger nicht unerhebliche Mehrkosten zu erwarten haben, die wir im Sinne der Bürgerbeteiligung umlegen wollen.“ Beigefügt ist dem Schreiben ein Überweisungsträger.