Wer als Ägypter in den Kerkern verschwindet, kommt in der Regel misshandelt und gebrochen wieder heraus. Daran hat sich auch unter den neuen Herren der „zweiten Revolution“ nichts geändert, nur dass verhaftete westliche Ausländer inzwischen genauso brutal misshandelt werden.

Ägypten - Den Gefangenen wurden Hosen und Hemden vom Leib gerissen, dann prügelten johlende Polizisten auf die Nackten ein. „Ehrenspalier“ nennen die Peiniger ihr sadistisches Ritual. Nachts müssen die 36 Häftlinge „wie die Sardinen“ auf dem Boden und zwischen Kakerlaken ihrer Minizelle schlafen. Ein Häftling, der einen Herzinfarkt erlitt, wurde einfach seinem Schicksal überlassen – ein anderer mit einer eiternden Schusswunde nicht behandelt.

 

Wer als Ägypter in den Kerkern seiner Heimat verschwindet, kommt in der Regel misshandelt und gebrochen wieder heraus. Daran hat sich nach dem Sturz von Hosni Mubarak und Mohammed Mursi auch unter den neuen Herren der „zweiten Revolution“ nichts geändert, nur dass verhaftete westliche Ausländer inzwischen genauso brutal misshandelt werden wie Einheimische, wie kürzlich aus dem Knast geschmuggelte Briefe von zwei Kanadiern und einem US-Bürger ägyptischer Abstammung belegen. Alle drei waren Mitte August nach der blutigen Räumung der beiden Muslimbrüder-Lager in Nasr City und Dokki in die Fänge der Polizei geraten wie Tausende anderer Demonstranten auch. Menschenrechtsorganisationen schätzen allein in Kairo die Zahl der Verhafteten auf 3000. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich deutlich höher. Über das Schicksal dieser Gefangenen dringt bislang kaum etwas nach außen.

„Nur keinen rechtsstaatlichen Prozess.“

„Die Haftbedingungen sind irrwitzig“, schreiben Tarek Loubani und John Greyson, der eine Intensivmediziner und der andere Filmemacher aus Kanada. „Irre brutal“ nennt der 25-jährige Mohamed Sultan, dessen ägyptischer Vater als Professor an der Universität Kairo lehrt und zum gemäßigten Flügel der Muslimbruderschaft gehört, in einem Brief an seine amerikanische Mutter seine Erlebnisse. Alle drei sind keine Islamisten und bereits wochenlang ohne Anklage inhaftiert, die beiden Kanadier befinden sich im Hungerstreik. Ihr Schicksalsgenosse Sultan wurde im Gefängnis zunächst in den sogenannten Kühlschrank gesperrt, einen total leeren Raum ohne Stuhl, Tisch, Fenster und Licht. Bis heute wird ihm jeder Kontakt zu einem Anwalt verwehrt. Nur ein Wächter habe ihm sarkastisch bedeutet: „Wir können dir hier alles besorgen, Drogen, Alkohol, Nutten – nur keinen rechtsstaatlichen Prozess.“