Die Mehrheit der Bezirksbeiräte lehnt das Konzept der Experten für mehr Sicherheit an der Kreuzung Doggenburg ab. Beim Termin vor Ort will das Gremium Klarheit über die Situation gewinnen.

Stuttgart - Es passiert nicht allzu oft, dass die Bezirksbeiräte gut gemeinte Verbesserungsvorschläge der Stadtverwaltung in Bausch und Bogen als „völligen Unsinn“ abtun. Zuletzt war das der Fall, als das Gartenamt seine Ideen für eine Bebauung des Geländes der abgebrannten Gaststätte On Top vorgestellt hat. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats traf es den Vorschlag, den Jochen Hutt, Leiter der Abteilung Straßen und Verkehr beim Tiefbauamt, und seine Mitarbeiter zur Entschärfung der problematischen Kreuzung an der Doggenburg präsentierten.

 

An dem Verkehrsknotenpunkt, den auch die Schüler der Waldorfschule und der Schule am sonnigen Winkel passieren, treffen sich die Straßen Feuerbacher Heide, Lenzhalde, Kräherwaldstraße und Herdweg. Weil es dort in der Vergangenheit nicht nur zu Unfällen mit Blechschaden gekommen ist, sondern in zwei Fällen auch Menschen verletzt wurden, wird seit dem Jahr 2014 untersucht, wie die Kreuzung sicherer gemacht werden kann.

Dem Tiefbauamt stehen dafür im Haushalt zwei Millionen Euro zur Verfügung. In der Sitzung stellten Vertreter des Amtes drei Varianten vor. Zwei kommen für sie nicht in Frage, weil die Wartezeiten an den Ampeln für alle Verkehrsteilnehmer zu lang werden würden. Die Fußgänger müssten sogar bis zu 100 Sekunden stehen. „Das würde zu Rotlichtverstößen führen“, sagt Abteilungschef Hutt voraus.

Die Lösung der Verkehrsplaner: die bestehende Situation durch eine zusätzliche Signalanlage mit den zwei Feldern gelb und rot an der Lenzhalde zu optimieren. Dadurch würde die Wartezeit für die Fußgänger bei nur bis zu 20 Sekunden liegen. Und statt 2560 oder gar 3275 Autos müssten in den Spitzenzeiten morgens und abends nur 1856 Autos an den Ampeln halten. Und statt 306 oder 624 Meter würde der Stau nur 62 Meter betragen. Ergänzt werden soll die Variante durch die Sanierung der Fahrbahn sowie durch die Installation einer Signalanlage an der Nußklinge und an der Haltestelle Bismarckturm.

Zustimmung nur von der Fraktion der Linken

„An der Kreuzung Doggenburg wird so der Status quo mit einer zusätzlichen Ampel aufrecht erhalten, die kein Mensch braucht. Der Unfallschwerpunkt Zebrastreifen wird nicht entschärft“, ärgerte sich Timo Haug (CDU) und stellte fest, dass die Bürger bessere Lösungen vorgelegt hätten. Anna Kedziora (Freie Wähler) vermisst eine „Gesamtkonzeption“, durch die der Knotenpunkt für Autofahrer so unattraktiv wird, „dass sie wegbleiben“. „Ich bin enttäuscht“, stellte sie fest. Und Sebastian Sage (SPD) kritisierte, dass der Wunsch des Bezirksbeirats, die „Asphaltwüste“ zu verringern, nicht berücksichtigt worden sei. „Da können Hubschrauber landen“, warf er den Planern vor. Nur Jürgen Klaffke (SÖS/ Linke-plus) konnte dem Konzept etwas abgewinnen – unter der Bedingung, dass der Radweg nicht wie auf dem Plan einfach aufhört, sondern fortgeführt wird. Kopfschütteln ernteten die Planer auch für das Zeitfenster: Da die Planung noch etwa ein gutes halbes Jahr dauere und dann der Wintereinbruch die Bauarbeiten verhindere, könne die Kreuzung erst 2019 umgebaut werden. Alternativen zu den Plänen der Experten sehen die Bezirksbeiräte unter anderem darin, den Bereich der Ein- beziehungsweise Ausmündung Feuerbacher Heide zu verengen oder die Straße als Einbahnstraße auszuweisen und eine Tempo-30-Zone einzuführen.

Einstimmig vom Bezirksbeirat akzeptiert wurde, dass die Verkehrsplaner die Pläne mit der Ampelanlage für die Nußklinge und Haltestelle Bismarckturm weiter verfolgen. Den Knotenpunkt Doggenburg will der Verkehrsauschuss des Gremiums auf Vorschlag von Bezirksvorsteherin Sabine Mezger selbst nochmals in Augenschein nehmen. Sie ist der Auffassung, dass der Beirat mit Hutt und seinem Team zu hart ins Gericht gegangen ist. „Die Kreuzung ist sehr komplex“, sagt sie und hofft, dass der Ortstermin klar macht, was möglich und was nicht möglich ist.