Das Jakobskreuzkraut kommt in Fellbach und Umgebung häufig vor und gefährdet nicht nur Tiere, sondern auch Menschen. Das Gift kann sogar über die Haut aufgenommen werden. Eine Expertin gibt Tipps.

Bei Pferdebesitzern und Haltern von anderen Weidetieren wie Rindern ist es eine der gefürchtetsten Pflanzen: das Jakobskreuzkraut. Aber auch für den Menschen sind die darin enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide sehr gefährlich. In der Leber können sie zu akuten und chronischen Vergiftungen führen. Das Tückische daran ist, dass sich die Giftstoffe immer mehr anreichern. Selbst jeweils geringere Einzelmengen des Jakobskreuzkrauts können dann bei Mensch wie Tier schwere Folgen haben. Aus dem Jahr 2010 ist ein Todesfall nach dem Genuss von Blüten des Jakobskreuzkrauts dokumentiert, die vermutlich mit einer Kamillenart verwechselt wurden.

 

Fellbach und Umgebung sind betroffen

Derzeit ist das Jakobskreuzkraut in Fellbach und Umgebung eindeutig auf dem Vormarsch. „Es kommt an Wegrändern und an Flächen vor, die extensiv bewirtschaftet werden“, sagt Solveig Birg, die bei der Stadt Fellbach die Fachfrau für Bäume und andere Pflanzen ist. Das Thema treibt die 54-Jährige aber privat ebenfalls um, denn sie ist eine begeisterte Reiterin. Auch auf Fellbacher Pferdeweiden, beispielsweise in der Nähe des Solarsegels, ist der Korbblütler zumindest gelegentlich zu finden. Die Ränder der Rommelshauser Straße bilden gar eines der lokalen Hauptverbreitungsgebiete.

Etwa 15 bis 20 der ein bis zwei Zentimeter messenden gelben Blüten bilden eine Art Dolde. Am meist behaarten und an der Basis rötlichen Stiel des Jakobskreuzkrauts, der manchmal nur 20 Zentimeter hoch ist, aber gelegentlich fast eineinhalb Meter messen kann, befinden sich die typischen tief geschlitzten Blätter. Sie erinnern entfernt an ein stark gefiedertes Eichenblatt. Als Laie kann man sie aber auch mit dem als Salatpflanze begehrten Rucola verwechseln.

Die Stadt Fellbach bekämpft die nicht als Neophyt eingewanderte, sondern in Deutschland heimische Pflanze aktiv. „Durch das Abmähen wollen wir verhindern, dass sich die Samen ausbreiten“, sagt Solveig Birg über die seit etwa zehn Jahren verstärkt auftretende Staude. Durch ihr geringes Gewicht verbreiten sich die Samen über größere Entfernungen. So gelangen sie nicht nur auf Brachflächen und Bepflanzungslücken von Weiden, sondern auch in Hausgärten und Kleingartenanlagen, wo die im Regelfall zweijährigen Pflanzen am besten mit Stumpf und Stiel ausgerissen werden sollten.

Gift kann über die Haut aufgenommen werden

Auf jeden Fall sollte man dabei Handschuhe tragen, denn das Gift kann sogar über die Haut aufgenommen werden. „Kleine Pflanzenmengen können über den Hausmüll entsorgt werden“, erklärt Solveig Birg. Damit meint die Expertin ausdrücklich die graue Restmülltonne und nicht die braune Biotonne, denn die Pflanze soll in die Müllverbrennungsanlage wandern. Im Kompost oder im Boden können die Samen viele Jahre keimfähig bleiben.

Pflanzliche Giftstoffe

Vorkommen
Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind pflanzliche Giftstoffe und gelten als lebertoxisch, erbgutschädigend und krebsauslösend. In Lebensmittel gelangen sie durch die Verunreinigung von Gewürzen, Tees und Salaten oft unbeabsichtigt. Zu den heimischen PA-bildenden Pflanzen gehören zum Beispiel das Jakobskreuzkraut, das Gemeine Greiskraut oder der Natternkopf.

Warnung
Nicht mehr verzehren sollte man den auch als Gurkenkraut bekannten Borretsch. Das in Fellbach beheimatete Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) hat bereits vor einigen Jahren auf dessen Pyrrolizidingehalt hingewiesen und vor dem Verzehr gewarnt.