Das Vergnügen im kühlen Nass kann schnell zur Gefahr für den Nachwuchs werden. Gewässer sind tückisch und ein Seepferdchen-Abzeichen heißt noch lange nicht, dass ein Kind schwimmen kann.

Stuttgart - 25 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sind 2015 in Baden-Württemberg ertrunken. Nicht nur für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) eine viel zu hohe Zahl. Im Jahr zuvor waren es „nur“ 21 Kinder und Jugendliche. „Jeder Tote durch Ertrinken ist einer zu viel“, sagt Ursula Jung, Vize-Präsidentin des DLRG Landesverbands Baden-Württemberg. Im Sommer steigt die Gefahr für Unglücksfälle im Wasser. „Wir warnen davor, Kinder in unbekannten Gewässern aus den Augen zu lassen.“ Eltern würden oft fälschlicherweise annehmen, dass ihr Kind sicher schwimmen kann sobald es das Seepferdchen-Abzeichen gemacht hat. „Das ist fatal, denn die Anforderungen, die ein Kind bei der Seepferdchen-Prüfung erfüllen muss, befähigen es keineswegs in einer realen Gefahrensituation im Wasser, die Kontrolle zu behalten“, sagt auch Heinz Frommel, Vorstandsmitglied beim Deutschen Sportlehrerverband Baden-Württemberg.

 

Jedes Gewässer hat seine eigenen Tücken

„Ein Kind kann schwimmen, wenn es in der Lage ist, die Anforderungen des Bronzenen Schwimmabzeichens sicher und wiederholbar zu erfüllen“, heißt es in der Konzeption für das Anfängerschwimmen beim Schwimmverband Württemberg. Dabei ist es laut Cornelia Glatz, Lehrreferentin beim Schwimmverband Württemberg wichtig, den Schwimmlernprozess vielseitig, individuell und spielerisch zu gestalten. Gerade wenn es hektisch und wuselig zugehe, beispielsweise in einem Freibad, könne ein Schwimmanfänger, der das Bronzene Abzeichen noch nicht erworben hat, schnell überfordert sein und panisch reagieren. „Baggereseen, Freibäder, Flüsse, See oder Meer – jedes Gewässer hat seine eigenen Tücken“, sagt Ursula Jung. „Manchmal ist das Meer vollkommen wellenfrei und trotzdem gibt es gefährliche Unterströmungen. Dazu kommt der ungewohnte Salzgehalt, die Wellen, Fische oder gar Quallen – Kinder haben dort definitiv nichts ohne eine Aufsichtsperson in unmittelbarer Nähe verloren“, sagt Jung.

Schwimmwesten sind die bessere Wahl

Bei Binnengewässern wie Seen oder Flüssen seien Strömungen, bei Flüssen vor allem die Strömungsgeschwindigkeit, die Hauptgefahren. „Auch Baggerseen haben ihre Tücken“, warnt Jung. Die Steilwände, die beim Ausbaggern zurück blieben, würden oft unmittelbar abfallen. „War es gerade noch flach, geht es urplötzlich steil hinunter und man hat keinen Halt mehr unter den Füßen.“ Und was die Schwimmhilfen betrifft: viele Eltern wiegen sich in Sicherheit sobald das Kind Schwimmflügel trägt. Auch das ist ein Trugschluss. „Schwimmflügel vermitteln eine falsche Sicherheit“, sagt Heinz Frommel. „Sie dienen lediglich zur Unterstützung beim Schwimmen lernen. Sobald ein Kind mit Schwimmflügeln in Rücken- oder Bauchlage kommt, kann der Kopf leicht unter Wasser geraten.“ Schwimmwesten seien die bessere Alternative, weil diese normalerweise den Kopf über Wasser halten würden.

Im Folgenden eine Übersicht über die verschiedenen Schwimmabzeichen und die entsprechenden Anforderungen. Kinder und Jugendliche können die Prüfungen bei der DLRG, den Schwimmverbänden oder bei privaten Schwimmschulen machen.

1. Seepferdchen (Frühschwimmer):

Sprung vom Beckenrand und 25 Meter Schwimmen. Heraufholen eines Gegenstands mit den Händen aus schultertiefem Wasser.

2. Deutsches Jugendschwimmabzeichen Bronze (Freischwimmer): Sprung vom Beckenrand und mindestens 200 Meter schwimmen in höchstens 15 Minuten. Einmal circa zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche aus inklusive Heraufholen eines Gegenstands. Sprung vom Ein-Meter-Brett oder Startsprung. Neben dem praktischen Teil gibt es eine Theorieprüfung: für das Bronze-Abzeichen muss man die Baderegeln kennen.

3. Deutsches Jugendschwimmabzeichen Silber: Startsprung und mindestens 400 Meter Schwimmen in höchstens 25 Minuten, davon 300 Meter in Bauch- und 100 Meter in Rückenlage. Zehn Meter Streckentauchen. Zweimal circa zwei Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines Gegenstands. Sprung vom Drei-Meter-Brett. Für die Theorieprüfung muss man sowohl die Baderegeln kennen als auch mit der Selbstrettung vertraut sein.

4. Deutsches Jugendschwimmabzeichen Gold (darf man frühestens mit neun Jahren erwerben): 600 Meter Schwimmen in höchstens 24 Minuten. 50 Meter Brustschwimmen in höchstens einer Minute und zehn Sekunden. 25 Meter Kraulschwimmen. 50 Meter Rückenschwimmen mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit oder 50 Meter Rückenkraulschwimmen. 15 Meter Streckentauchen. Tieftauchen von der Wasseroberfläche aus mit Heraufholen von drei kleinen Tauchringen aus einer Wassertiefe von etwa zwei Metern innerhalb von drei Minuten in höchstens drei Tauchversuchen. Sprung vom Drei-Meter-Brett. 50 Meter Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen. Für die Theorieprüfung muss man die Baderegeln kennen und mit der Selbstrettung sowie der einfachen Fremdrettung vertraut sein (Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen).