Angesichts sinkender Impfraten müssen sich auch die Impfgegner kritische Fragen gefallen lassen, findet unser Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Klingt irgendwie harmlos: Kinderkrankheiten. Sind sie aber nicht immer, weder bei den Kleinen noch bei den Großen. Was heute nicht mehr bewusst ist: Noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts starben in Deutschland jedes Jahr mehrere Tausend Menschen an den typischen Kinderkrankheiten.

 

Vergangenes Jahr ist das wieder deutlich geworden. Bei der bisher größten Masernwelle in Berlin starb ein anderthalb Jahre alter Junge. Er war nicht geimpft. Auch in Stuttgart hat es immer wieder solche Wellen gegeben, zum Glück kleinere, lokal begrenzte im Umfeld einiger Schulen und ohne schwerwiegendere Folgen.

Das Impfschutznetz wird löchriger

Die Vorgänge zeigen: Ganz schlecht ist das Impfschutznetz hierzulande nicht, aber es weist mehr und mehr Löcher auf. Dafür ist die Auswertung einer großen Zahl von Impfpässen bei Einschulungsuntersuchungen in Stuttgart ein Beleg. Auch der Bundesgesetzgeber hat auf diese Entwicklung reagiert und fordert die örtlichen Gesundheitsämter nun dazu auf, gegen bestehende Impflücken etwas zu tun.

Es ist also an der Zeit, mal wieder übers Impfen zu reden. Das Thema ist in dieser Republik und insbesondere in den südlichen Bundesländern, die als Impfmuffel der Nation gelten, nicht gerade beliebt. Schaut man die Stuttgartkarte nach den Impfraten in den Stadtteilen durch, so scheinen gerade die Bewohner besserer Viertel das Impfen kritisch zu sehen.

Schüler ohne Impfung können ausgeschlossen werden

Ob man dafür ist oder dagegen, ist aber nicht nur eine individuelle Entscheidung. Im Falle der Masern hat der Gesetzgeber festgelegt, dass bei einem Infektionsausbruch Kitakinder oder Schüler, die keinen Impfschutz haben, von der Einrichtung sogar ausgeschlossen werden können, bis die Weiterverbreitung der hochansteckenden Krankheit nicht mehr zu befürchten ist.