Im Leo-Vetter-Bad in Stuttgart und in Zuffenhausen verstärken die Bäderbetriebe an den Wochenenden die Aufsicht. Der Grund: immer wieder kommt es dort zu Badeunfällen, weil Asylbewerber die Wassertiefe falsch einschätzen.

Bornheim hat das Verbot dem Dialog im Wortsinne vorgezogen. Wie berichtet, hat die Stadt bei Bonn männlichen Flüchtlingen aus drei Unterkünften nahe des Hallenbades vorübergehend Hausverbot erteilt. Dann erklärte der Erste Beigeordnete auf Versammlungen in den Heimen, warum er diese drastische Maßnahme ergriffen hat: um deutlich zu machen, dass Belästigungen nicht geduldet würden. In den Bädern in der Region Stuttgart verfährt man andersherum. Von Badeverboten ist da keine Rede. Wo es Probleme gegeben hat und gibt, suchen die Betriebe den Kontakt zu den Betreuern der Flüchtlingsheime – etwa in Stuttgart.

 

„Wir hatten schon sehr früh im Herbst massive Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Besucherinnen, die sich belästigt gefühlt haben“, sagt Anke Senne, die Chefin der Stuttgarter Bäderbetriebe. Sie habe deshalb den Kontakt zum Sozialamt und den jeweiligen Ansprechpartnern der betroffenen Unterkünfte gesucht. Die Badeordnungen wurden in mehreren Sprachen in den jeweiligen Heimen verteilt, außerdem informierte ein Mitarbeiter vor Ort über die Regeln in den hiesigen Hallenbädern. „Seitdem ist es viel besser geworden“, sagt Senne. „Wir setzen auf Kommunikation. Wir werden aber auch die Schraube anziehen, falls es nicht klappen sollte.“

In der Region gibt es kaum Beschwerden

In mehreren anderen Bädern in der Region Stuttgart soll es nach Angaben der jeweiligen Stadwerke wenn, dann nur vereinzelt Beschwerden gegeben haben. In einem der beiden Bäder der Göppinger Stadtwerke etwa haben sich zwei junge Damen von zwei jungen Herren verfolgt gefühlt. Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim haben im Heilbad Hoheneck eine arabische Badeordnung aufhängen lassen. Geplant ist laut dem Stadtwerke-Chef Skaletz auch, Flüchtlingen das Stadionbad zu zeigen.

In Nürtingen, Esslingen, Ostfildern, Böblingen, Leonberg, Waiblingen und Winnenden heißt es, man habe noch keine Beschwerden über das Verhalten von Flüchtlingen dokumentiert. „Unsere Regeln gelten für alle, wir machen da keinen Unterschied“, sagt der Sprecher der Esslinger Stadtwerke. Wer sich nicht daran halte, habe mit Sanktionen zu rechnen, die ebenfalls für alle gälten. Im Badezentrum Sindelfingen gab es zwar bislang noch keine Probleme, sagt der Betriebsleiter Peter Messer. Wenn aber Gruppen kämen, stünden die unter dem besonderem Augenmerk der Bademeister – nicht nur in Sachen Verhalten, sondern auch im Interesse ihrer eigenen Sicherheit.

Schon 16 Mal mussten die Bademeister ins Wasser

Viele Flüchtlinge können nicht besonders gut schwimmen und schätzen die Wassertiefe falsch ein. Dieses Problem macht insbesondere der Stuttgarter Bäderchefin große Sorgen. Zwischen Ende August und Weihnachten haben im Leo-Vetter-Bad und im Zuffenhausener Bad 16 Menschen gerettet werden müssen. In der Nähe dieser Schwimmhallen gibt es Flüchtlingsheime, deshalb werden diese Bäder häufiger als andere von Asylbewerbern besucht.

Zum Vergleich: in den zehn Jahren zuvor hat es Anke Senne zufolge in den acht städtischen Hallenbädern lediglich zwei so genannte Fast-Ertrinkunfälle gegeben. Mittlerweile werden in Zuffenhausen und dem Leo-Vetter-Bad am Wochenende zusätzliche Schichtdienste eingeteilt.

„Wir haben auch schon überlegt, Schwimmkurse für Flüchtlinge anzubieten“, sagt Senne, „aber dann kam der Brand im Hallenbad Sonneberg.“ Seither fehlt es schlicht an den Kapazitäten. In Böblingen hingegen soll es so einen Schwimmkurs bald geben. Die Sportvereinigung arbeitet zusammen mit den hiesigen Stadtwerken zurzeit an einem Konzept. In Winnenden (Rems-Murr-Kreis) gibt es das schon. Dort bietet die Paulinenpflege Schwimmunterricht für Asylbewerber an.