Neun Monate nach seiner Flucht bei einem bewachten Ausgang haben Zielfahnder den verurteilten Mörder Aleksandr Perepelenko in Moldau gefunden – nach einem Trip durch halb Europa. So geht es jetzt weiter.

Es war eine Fahrt ins Ungewisse. Nach Informationen unserer Zeitung sind die letzten Tage vor der Festnahme Aleksandr Perepelenkos in Chisinau, der Hauptstadt der osteuropäischen Republik Moldau, durch einige Wendungen geprägt gewesen. Über Österreich und Ungarn ging es für die Zielfahnder offenbar erst in Richtung Ukraine. Observationseinheiten standen in mehreren europäischen Ländern parat. Dann stand das endgültige Ziel fest. Dort griffen die Kräfte des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg unter Kooperation mit den einheimischen Sicherheitsbehörden und dem Bundeskriminalamt am Sonntag zu.

 

Wie genau man dem verurteilten Mörder aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bruchsal neun Monate nach seiner Flucht bei einem Ausgang an einen Baggersee auf die Spur gekommen ist, teilen die beteiligten Behörden nicht im Detail mit. „Grundsätzlich kann gesagt werden, dass seit der Flucht umfassend und fortlaufend durch die Staatsanwaltschaft und die Zielfahnder des LKA von den gesetzlich möglichen Fahndungsmaßnahmen Gebrauch gemacht wurde, auch unter Einbindung und mit Unterstützung weiterer Staaten“, sagt Henrik Blaßies von der zuständigen Staatsanwaltschaft in Pforzheim. Eine konkrete Benennung, wie der Entwichene lokalisiert und letztlich festgenommen werden konnte, „würde allerdings den Fahndungserfolg in zukünftigen Fällen gefährden“. Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU) sprach nach der Festnahme von einer „hervorragenden internationalen Vernetzung“.

Allerdings wird es wohl eine Weile dauern, bis Perepelenko wieder in Deutschland hinter Schloss und Riegel sitzt. „Der Entwichene befindet sich aktuell noch in Moldau. Nachdem am Sonntag die Festnahme erfolgt ist, wird nun ein förmliches Auslieferungsersuchen an die Republik Moldau gestellt werden, über das dann dort entschieden werden muss“, so Blaßies. Eine genaue zeitliche Prognose für die Auslieferung sei derzeit nicht möglich.

Die Flucht des 44-Jährigen hatte die Justiz im Land seit einem Dreivierteljahr beschäftigt und auch politische Diskussionen über den Umgang mit Strafgefangenen entfacht. Der Mann verbüßte im Gefängnis in Bruchsal eigentlich eine lebenslange Haftstrafe, auch die besondere Schwere der Schuld war beim Prozess 2012 vom Landgericht Karlsruhe festgestellt worden. Er soll zuvor einen Mann aus Pforzheim nach Gotha gelockt, sein Opfer gefesselt und geschlagen haben. Danach fuhr er gemeinsam mit einer Komplizin in die Südpfalz. Dort erwürgte er den Mann. Dessen Leiche versteckte das Duo bei Lauterbourg im Elsass.

Flucht beim achten Ausgang

Trotz der Tat und der lebenslangen Strafe hatte Perepelenko immer wieder bewachte Ausgänge unternehmen dürfen, um langsam wieder an ein mögliches späteres Leben in Freiheit herangeführt zu werden. Sieben solche Ausgänge waren zuvor ohne Zwischenfälle verlaufen, den achten nutzte der Gefangene zur Flucht. Am 30. Oktober vergangenen Jahres traf sich Perepelenko unter Begleitung zweier JVA-Mitarbeiter an einem Baggersee bei Germersheim (Rheinland-Pfalz) mit seiner Frau und seinen Kindern. Dabei entkam er den Bewachern, entledigte sich auf der Flucht auch seiner elektronischen Fußfessel.

Nach der Flucht meldete sich Perepelenko mehrfach mit Videos oder Briefen öffentlich zu Wort. Es kritisierte dabei die Bedingungen in der JVA Bruchsal und betonte seine angebliche Ungefährlichkeit. Nun sitzt er wieder hinter Gittern. Auch für die beiden Justizbeamten, denen er entkommen war, hat die Flucht Konsequenzen: Sie sind vor kurzem zu Geldbußen verurteilt worden. Sie arbeiten aber weiterhin in der JVA.