Geflüchtete in Filderstadt Containerdorf bleibt bis zu drei Jahre länger

Das Containerdorf für geflüchtete Menschen auf dem Parkplatz der Weilerhausporthalle in Plattenhardt wird deutlich länger stehen bleiben als zunächst angekündigt. Foto: Caroline Holowiecki

Der Filderstädter Gemeinderat stimmt der Verlängerung der Standzeit der Unterkunft im Weilerhau in Plattenhardt zu. Was ist für die Unterbringung von Geflüchteten in Zukunft geplant?

Es hatte sich bereits angekündigt, jetzt ist es offiziell: Das Containerdorf für geflüchtete Menschen auf dem Parkplatz der Sporthalle im Weilerhau in Plattenhardt wird deutlich länger stehen bleiben als zunächst angekündigt. Anfang 2024 sind im Sport- und Naherholungsgebiet die 80 Container bezogen worden. Der Filderstädter Gemeinderat hat nun in seiner jüngsten Sitzung einstimmig den Betrieb für weitere zwei Jahre bis Ende 2027 mit einer Option zur Verlängerung um ein weiteres Jahr beschlossen. Alles in allem wird Filderstadt für die fortlaufende Miete der Container, die weitere Beschäftigung des Personals und den Rückbau mehr als drei Millionen Euro in die Hand nehmen müssen. Ende 2028 muss die Anlage aus baurechtlichen Gründen endgültig weichen.

 

Bei optimaler Belegung stehen derzeit knapp über 900 Plätze zur Verfügung

Die größte Unterkunft der Stadt ist derzeit mit rund 105 Personen belegt. Die maximale Kapazität liegt bei 142 Personen. Und auf diese Plätze ist Filderstadt angewiesen. Derzeit gibt es keine Alternativen, wohin die Menschen umziehen könnten. Die im Mai beschlossene neue Unterkunft im Gewerbegebiet von Bernhausen ist noch längst nicht so weit. Bezugsfertig sein wird sie frühestens Ende 2026. Die Kapazitäten in den 24 Unterkünften werden zum Ende dieses Jahres jedoch ausgeschöpft sein. In Filderstadt stehen derzeit bei optimaler Belegung knapp über 900 Plätze zur Verfügung, aufgrund diverser Faktoren – sie reichen von der religiösen Zugehörigkeit der Menschen bis hin zu Wasserschäden in den Häusern – können die aber nicht gänzlich ausgenutzt werden.

Aufnahme von Menschen ist wohl Daueraufgabe

Menschen werden aber weiterhin kommen, wenn auch nicht in dem Maße, wie es etwa 2022 der Fall war. Da haben laut dem Amt für Integration, Migration und Soziales knapp 630 Geflüchtete Filderstadt erreicht. In diesem Jahr werden es 287 gewesen sein. Für 2026 wird Stand heute mit einem Rückgang gerechnet. „Aktuell gehen wir von etwa 100 bis 150 zugewiesenen Personen im kommenden Jahr aus“, heißt es aus dem Fachamt. Belastbare Prognosen gebe es jedoch nicht, auch aufgrund der instabilen globalen Lage. Die tatsächliche Zuweisungsquote durchs Landratsamt wird erst Ende des Jahres erwartet. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass die Aufnahme von Menschen aus Notlagen eine Daueraufgabe bleiben wird“, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub.

Die Verwaltung hat dem Gemeinderat daher eine strategische Planung für die Zukunft vorgelegt, denn nicht nur die Unterkunft im Weilerhau ist befristet, sondern auch die an der Humboldtstraße in Bonlanden. Grundsätzlich geht die Verwaltung davon aus, dass sie bis 2030 nahezu 300 zusätzliche Plätze wird schaffen müssen. „Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, alternative Unterbringungs- beziehungsweise Wohnstandorte zu realisieren, um die Anschlussunterbringung in Filderstadt auch künftig bedarfsgerecht und verlässlich sicherstellen zu können“, heißt es aus dem Fachamt.

Die Zielsetzung: die Anzahl von Großunterkünften aufs erforderliche Maß zu reduzieren. Stattdessen will die Stadt verstärkt auf dezentral gelegene kleinere Standorte setzen, die möglichst in bestehende Wohnquartiere eingebunden sind. Das sei nachhaltiger, konfliktärmer und besser für die Integration. Perspektivisch werden auch Neubaugebiete in die Überlegungen einbezogen.

Bemühungen, privaten Wohnraum anzumieten, werden intensiviert

Folgendes steht in absehbarer Zeit auf der Prioritätenliste und wurde nun vom Gemeinderat beschlossen: Für die temporäre Unterbringung von Geflüchteten an der Weidacher Straße (rund 40 Plätze) sowie der Turnackerstraße (50 bis 55 Plätze) sollen Grundsatz- und Baubeschlüsse vorbereitet werden.

Kooperation mit der Gesamtkirchengemeinde

Zudem sind kleinere städtische Wohnbauprojekte an der Wieland-/Heußstraße (zwölf Wohneinheiten) sowie der Straße Benzenäcker (sechs Wohneinheiten) geplant. Fürs Grundstück Aicher Straße 10 soll indes ein externer Investor gesucht werden. Ebenso wurde die Verwaltung per Beschluss beauftragt, sobald die Bedarfslage es ermöglicht, den Standort im Weilerhau in erster und den an der Humboldtstraße in zweiter Priorität zurückzubauen.

Parallel werden die Bemühungen, privaten Wohnraum anzumieten sowie vorhandenen Wohnraum zum Teilen zu akquirieren, intensiviert. In Kooperation mit der Gesamtkirchengemeinde wurde zum Beispiel eine Matching-Stelle eingerichtet, die Vermieter und Mieter zusammenbringen soll.

Diese Unterkünfte gibt es in Filderstadt

Dezentrale Strategie
In Filderstadt stehen für die Beherbergung von geflüchteten Menschen derzeit 24 Unterkünfte zur Verfügung. Die Stadt ist von Anfang an einen dezentralen Kurs gefahren, daher gibt es große und kleine Immobilien in allen Stadtteilen. Zu den Großunterkünften zählen die an der Humboldtstraße (maximal 90 Plätze), an der Rainäckerstraße (120), an der Seestraße (123) und im Weilerhau (142). An der Gottlieb-Daimler-Straße soll es ab Ende 2026, Anfang 2027 weitere 105 Plätze geben.

Zusätzliche Wohnplätze
Seit 2022, als Russland die Ukraine überfallen hat, wurden 352 zusätzliche Wohnplätze für geflüchtete Menschen geschaffen. In Summe gibt es momentan in ganz Filderstadt 912. car

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