In einem der Flüchtlingshäuser in Heumaden gibt es Wasserschäden – seit zweieinhalb Jahren. 33 Plätze sind nicht nutzbar. Warum wird das nicht repariert?

Während der Winter voranschreitet, geht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine weiter. Immer mehr Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen – und landen mitunter in Stuttgart. Auch aus anderen Ländern haben die Flüchtlingsströme zuletzt angezogen. Das hat zur Folge, dass die Unterkünfte in der Landeshauptstadt belegt sind. Auch die Heumadener Häuser an der Kirchheimer Straße sind „voll bis unters Dach“, wie der Sozialarbeiter Simon Briel vor Kurzem in der Sitzung des örtlichen Bezirksbeirats berichtete. 164 Menschen mit 18 unterschiedlichen Nationalitäten wohnen demnach in den vier großen Doppelhäusern nahe der Stadtbahnhaltestelle Bockelstraße. Es sind Personen aus Afghanistan, aus dem Irak oder Gambia und eben auch neun aus der Ukraine.

 

Es könnten mehr sein, denn eine der Doppelhaushälften ist unbewohnbar. Der Grund ist ein Wasserschaden. „Erst mussten wir das Erdgeschoss räumen, im Februar mussten wir ganz raus“, erklärte Simon Briel. Das Haus stehe leer, teilweise seien Wände und Böden herausgerissen. Allerdings: Der ursprüngliche Wasserschaden datiere vom April 2020. Abschließend repariert wurde er seither nicht. „Es fehlen 33 Plätze“, sagte Simon Briel. Statt mit 199 Menschen könne man die vier Blocks nur mit 166 belegen. „Was mit dem Haus passiert, wissen wir leider nicht.“

Eine Komplettsanierung wäre unwirtschaftlich

Die Unterkünfte in Heumaden sind in einem baufälligen Zustand. Einige gehören zu den ältesten in ganz Stuttgart. Eines hat laut Simon Briel ein nasses Fundament. Drei der vier Doppelgebäude wurden 1992 als städtische Gemeinschaftsunterkunft in einer Holzständerbauweise errichtet, deren Lebensdauer eigentlich zehn Jahre beträgt. Jana Steinbeck, eine Sprecherin der Verwaltung, bestätigt das. Eines musste 2013 nach einem Brand wiederaufgebaut werden. Das vierte Haus kam 2015 als Erweiterung dazu. „Die vielen Wasserschäden (nicht nur einer) und die längere Nutzung von mittlerweile zusätzlichen 20 Jahren haben ihre Spuren hinterlassen, sodass mittlerweile das Gebäude Kirchheimer Straße 146 B geräumt werden musste“, teilt Jana Steinbeck schriftlich mit.

Und nun? Eine Prüfung durch das Hochbauamt hat ergeben, dass eine Komplettsanierung nicht beziehungsweise nur unter unverhältnismäßigem Aufwand durchführbar und unwirtschaftlich ist, heißt es aus dem Rathaus. „Durch die diversen Wasserschäden müsste das Gebäude aller Voraussicht nach bis auf das Ständerwerk zurückgebaut werden und dieses dann in aufwendiger Kleinarbeit überarbeitet werden“, erklärt Jana Steinbeck. Die Plätze in dem Gebäude könnten daher nicht mehr für eine Weiternutzung ertüchtigt werden. Die Verwaltung prüfe Alternativen.

Die Plätze werden dringend gebraucht

Dabei werden die Plätze eigentlich dringend gebraucht. Die Lage ist geradezu dramatisch. Die Verwaltung ist unter Druck, die vielen Menschen unterzubringen, mietet Boardingshäuser und auch Hotels an. Auf der Waldau werden nun für etwa neun Millionen Euro in drei Abschnitten bis Ende 2023 mehr als 100 einstöckige Containern für bis zu 330 Personen aufgebaut. Laut Isabelle Monthuley, ebenfalls Sozialarbeiterin in Sillenbuch, werden schon im Januar im Stadtbezirk 20 bis 30 Personen mehr leben. Alle werden in Wohnungen untergebracht.