Eine marode Heizung und teure Pachten: Zwei Gemeinschaftsunterkünfte will die Weil der Städter Verwaltung bald aufgeben. Deshalb muss anderswo aufgestockt werden.

Wenn Geflüchtete in Weil der Stadt ankommen, wo sollen sie unterkommen? Sieben Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge und Obdachlose, zwischen denen in der Keplerstadt nicht differenziert wird, gibt es derzeit – teilweise in Containeranlagen, aber auch in Bestandsgebäuden.

 

Und nicht alle davon sind gut in Schuss: Die beiden Gebäudeteile des ehemaligen Bürgerheims in der Steinhöwelstraße etwa, die sich Stadt und Landratsamt bei der Unterbringung teilen, weisen laut Stadtverwaltung „bautechnische Defizite“ auf. Eine nötige Instandsetzung für den weiteren Gebrauch würde die Stadt bis zu einer halben Million Euro kosten. Nicht mit einberechnet ist der Schaden, sollte hier die Heizung den Geist aufgeben – denn die ist „vor dem Ende“, heißt es in einer Vorlage des Gemeinderats.

Flüchtlingsheim soll 2027 abgerissen werden

Hinzu kommt, dass die Stadtverwaltung das Gelände des ehemaligen Bürgerheims mittelfristig eigentlich für Wohnraumentwicklung vorgesehen hat. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft also beendet werden, 2027 ist der Abriss geplant. 68 Menschen können hier aktuell leben.

Und noch eine weitere Gruppenunterkunft soll aufgegeben werden: Ein Containerbau im Weiler Gewerbegebiet verursacht, so führt es Bauamtsleiter Bert Rudolph aus, hohe laufende Kosten, weil das Grundstück gepachtet ist und die Container gemietet sind. Die inzwischen zehnjährige Nutzungsdauer habe zudem „Mängel“ hinterlassen. 34 Plätze würden bei einem Rückbau wegfallen.

Ohne neue Unterbringung wird der Platz bald knapp

Aktuell leben 224 Menschen in den Unterkünften, auch mit Wegfall der Unterkünfte im Gewerbegebiet und im Bürgerheim würden die Plätze auf Papier für sie reichen. Die Stadt rechnet aber trotz gesunkener Asylanträge auf Bundesebene weiterhin damit, dass mehr Geflüchtete nach Weil der Stadt kommen als wieder aus den Unterkünften ausziehen. Spätestens ab 2027 würde auf der Bedarfsplanung eine rote Zahl stehen.

Und auch darüber hinaus wünscht man sich aus dem Rathaus Puffer bei den verfügbaren Plätzen. Denn über 2025 bleibt der tatsächliche Zustrom reine Prognose, die Kapazitäten können zudem wegen verschiedenen Gruppengrößen oder Zusammensetzungen nicht immer zu 100 Prozent ausgenutzt werden. „Wir brauchen Flexibilität“, resümierte Bert Rudolph deshalb jüngst.

Unterbringung für bis zu 120 Menschen am Merklinger Ortsrand

Neue Unterbringungen müssen also her: Eine bestehende Containeranlage am Merklinger Ortsrand soll deshalb aufgestockt werden, dort entstehen 12 Plätze. Mit dem Gemeinderat hat man zusätzlich jüngst beschlossen, direkt gegenüber eine zusätzliche Containeranlage zu errichten. Die Entscheidung, ob hier 60 oder 120 Plätze entstehen sollen, könne man laut Stadt Ende 2025 noch fällen – bei neuer Datenlage.

Obwohl man sich angesichts einer knappen Stadtkasse schon auf eine der günstigeren Optionen geeinigt hatte, soll die Anlage um die vier Millionen Euro kosten. Hinzu kommt eine mögliche Förderung von etwa einer Million Euro. Schnell soll es allemal gehen: Die Stadt peilt an, dass die Anlage im Frühjahr 2027 bezugsfertig ist.