Ein erfolgversprechendes Konzept: Die Stadt Ludwigsburg zieht bei der Wohnsitzkampagne andere Saiten auf.

Ludwigsburg - Wovon träumt eine durchschnittliche Familie in Ludwigsburg? Falls die Antwort jetzt lautet, von einer Wohnung, für die man sich nicht auf drei Generationen verschulden muss, können wir nur sagen: träumt weiter! Und was wünscht sich ein Ludwigsburger Student? Etwa ein Zimmerchen, das wenigstens so groß ist, dass er seinen Laptop aufklappen kann? Geht’s noch? Wie lebensfern kann man eigentlich sein? Wir sind hier in Ludwigsburg. Da sollte sich jeder freuen, der ein Auto hat, mit dem er jeden Tag nach der Vorlesung ganz schnell ins Hotel Mama verschwinden kann.

 

Nutzlose Appelle

Natürlich, die Stadtverwaltung sagt das nicht ganz so deutlich wie wir hier. Sie verspricht stattdessen die Erschließung toller Wohnbaugebiete – irgendwo, irgendwann – und den Bau von Studentenwohnungen – irgendwo, irgendwann. Und sie umgarnt die Studierenden mit Willkommenspräsenten à la „Heimvorteil“ – schickt aber auch gern mal den Ordnungsdienst in die heillos zugeparkten Straßen rund um den Hochschulcampus, um Knöllchen zu verteilen. Klar, man will ja auch etwas von seinen Studenten haben.

Auch wenn den Stadtherren inzwischen dämmerte, dass sie an den 10 000 Studierenden sehr viel mehr Geld verdienen könnten, wenn die sich hier mit erstem Wohnsitz anmelden würden (satte 1300 Euro pro Kopf): Bisher waren alle Appelle dazu umsonst. Was nützt es auch, den jungen Menschen freien Eintritt ins Blüba zu gewähren oder ihnen – so der neueste Plan – 200 Euro bar auf die Hand zu geben, wenn es schlicht keine Wohnungen für sie gibt? Aber jetzt zeichnet sich die große Wende ab. Wir sind sicher, dass damit doch noch alles gut wird. Zum einen hat sich Baden-Württemberg bereit erklärt, der Stadt in Zeiten der Wohnungsnot beizuspringen. Das Land hat versprochen, am Campus zu bauen. Nein, keine Wohnungen, etwas viel Besseres: zwei Parkhäuser! Dicke Betonwände, so etwas schafft Sicherheit. Auch nachts. Die Studenten müssen dann nicht mehr jeden Tag heimfahren, sie können einfach in ihren Autos übernachten.

Wohnsitz im Wohnwagen

Für die, denen das für die lässigen sechs Semester, die sie in Ludwigsburg sind, zu unbequem erscheint, werden jetzt Wohnwagen bereitgestellt. Und zwar auf der großen Brache zwischen Eduard-Spranger-Straße und S-Bahn-Station Favoritepark. Wir vermuten, dass das auf eine Initiative der Stadt zurückgeht, die die Ferien und damit die kurze Abwesenheit von Blechkarossen nutzt, um dort einen Trailerpark zu errichten. Damit wäre allen geholfen: Die Studenten können endlich hier ihren ersten Wohnsitz anmelden, und die Stadt kann das Kopfgeld dafür kassieren.