Ein Drittel aller Lebensmittel wird hierzulande verschwendet. Um ein Zeichen dagegen zu setzen, soll Stuttgart nun Foodsharing-Stadt werden. Doch was bedeutet das konkret?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Auf dem Weg vom Feld zum Teller wird ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet. Das sind Zahlen des Umweltbundesamts. Nun will man in der baden-württembergischen Landeshauptstadt ein Zeichen dagegen setzen – Stuttgart soll Foodsharing-Stadt werden. Der Gemeinderat hat kürzlich einstimmig beschlossen, die Motivationserklärung der Foodsharing-Städte zu unterschreiben. Dahinter steckt eine eine Bewegung, die den bewussten Umgang mit Lebensmitteln und die Zusammenarbeit mit lokalpolitischen Akteuren fördern will. In dem Netzwerk sind bisher unter anderem die Städte Eislingen (Kreis Göppingen) und Weingarten (Kreis Ravensburg), aber auch Mainz, Jena oder das österreichische Graz. Künftig sollen auch etwa Düsseldorf, Hamburg oder Wien dazu gehören.

 

Um der Lebensmittelverschwendung etwas entgegenzusetzen, bilden sich immer mehr Initiativen. In sogenannten Fairteilern wird beispielsweise aussortiertes Gemüse, Obst oder Brot gesammelt, das sich Menschen mitnehmen können, die etwas damit anfangen können. Neben den Fairteilern gibt es in Stuttgart aber auch das erste deutsche Foodsharing-Café namens Raupe Immersatt, das 2019 am Hölderlinplatz eröffnet wurde. Der Verein Raupe Immersatt erhält von der Stadt eine institutionelle Förderung für den Betrieb und zur Weiterentwicklung des Konzeptes, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Mehr als 150 Kooperationen mit Läden

„Wir teilen Lebensmittel bedingungslos mit dem Hauptziel, sie vor der Tonne zu bewahren, und einen gesellschaftspolitischen Missstand aufzuzeigen“, beschreibt Katrin Scherer aus dem Vorstand der Raupe Immersatt deren Auftrag. Laut der Pressemitteilung der Stadt konnten in Stuttgart durch die gesamte Foodsharing-Gemeinschaft bereits mehr als 912 000 Kilogramm Lebensmittel gerettet werden. Im Stadtgebiet bestünden gut 150 Kooperationen mit Bäckereien, Supermärkten, Märkten und Restaurants.

Dass Stuttgart nun Foodsharing-Stadt werden soll, bezeichnet Sabine Weick, die Koordinatorin für klimafreundliche Ernährung bei der Landeshauptstadt Stuttgart, als „wichtiges Zeichen an die Stadtgesellschaft und ein Dankeschön an die Ehrenamtlichen, die sich schon lange gegen die Verschwendung von Lebensmitteln einsetzen“. Hinter jedem Produkt stehe der Einsatz von Landwirtinnen und Landwirten – aber auch von Energie, Wasser und Geld sowie ausgestoßene Treibhausgase. Somit sei eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.