Warum der langjährige Kapitän Marc Schnatterer den 1. FC Heidenheim so ideal verkörpert wie kein Zweiter – und welche Optionen der 33-Jährige für die Zeit nach der Karriere hat.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart/Heidenheim - Marc Schnatterer also. Mister Heidenheim, na klar. Spätstarter, Vorkämpfer. Fußballgott, Freistoßgott. Vereinsikone. Liebling einer ganzen Stadt, Sinnbild eines ganzen Clubs. Die Geschichten über den Kapitän des 1. FC Heidenheim sind, auch von ihm selbst, tausendmal erzählt. Aber doch so spannend und einzigartig.

 

Weil dieser Marc Schnatterer eben so einzigartig ist.

Vor dem Zweitliga-Heimspiel des 1. FCH gegen den VfB Stuttgart an diesem Sonntag (13.30 Uhr) ist Schnatterer (33) mal wieder ein gefragter Mann. Auch bei seinem Trainer Frank Schmidt, der wieder auf Tore, Vorlagen und Ideen seines Spielführers hofft. Und der diesen Schnatterer nach elf gemeinsamen Jahren im Club so gut kennt wie seine Frau. Mindestens.

Der verlängerte Arm des Trainers

Was also zeichnet den Kapitän aus, neben den allseits bekannten Dingen, neben seinem Spielverständnis, seiner Offensivstärke, neben der Hingabe, der Schlitzohrigkeit und den überragenden Standards? „Der Marc“, sagt Schmidt, „leistet bei uns eine unglaubliche Arbeit über den Fußball hinaus.“ Schnatterer sei prädestiniert dafür, ein Team mitzuentwickeln. Und mittlerweile, so sagt es Frank Schmidt, sei es so, dass er gewisse gruppendynamische Dinge gar nicht mehr selbst ansprechen muss. Weil Schnatterer längst Bescheid weiß und seinen Teamkollegen mitteilt, was der Trainer will und die Mannschaft die Sache dann unter sich regelt. „Marc ist in diese Rolle reingewachsen“, sagt Schmidt, der aber auch betont „dass wir uns auch mal richtig in der Sache fetzen“. Das aber sei gut, denn: „Reibung erzeugt Leistung.“

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Bei Schnatterer kommen dabei meist gute Leistungen heraus. Spielerisch – und vor allem kämpferisch. Denn wie kein zweiter Heidenheimer steht Schnatterer für: Heidenheim. In allen Facetten. „Wir versuchen auf dem Platz das zu verkörpern, was unsere Stadt ausmacht“, sagt er selbst: „Wir sind eine Industriestadt, das heißt, dass wir immer malochen und Gas gaben müssen. Wer hier eine Extra-Motivation braucht, ist fehl am Platz. Wir haben eine Verantwortung den Menschen gegenüber. Es geht darum die Stadt zu repräsentieren.“ Klare Ansichten sind das.

Schnatterer versteckt sich nicht

Ansichten übrigens, die Schnatterer gerne mit den Leuten teilt, wenn er in seiner Stadt, in der er seit 2008 lebt und arbeitet, unterwegs ist. „Wenn jemand mit mir auf der Straße übers letzte Spiel diskutieren will, bin ich da schmerzfrei“, sagt Schnatterer: „Ich überzeuge dann gerne mit Argumenten.“ Man kennt sich, man schätzt sich in der 49 000-Einwohner-Stadt auf der rauen Ostalb.

Schnatterer versteckt sich meist auch nach Niederlagen nicht, er geht raus – denn: Er ist im schrillen Profizirkus einfach nur der Marc geblieben, was im kleinen Heidenheim samt seiner Vertrautheit und Heimeligkeit sicher leichter geht als in Hamburg oder München. Schnatterer, der selbst ernannte Wohlfühlfußballer, sagt über seine Gewohnheiten in seiner Oase an der Brenz: „Bei anderen Menschen klappt in ihrer Arbeitswoche auch nicht immer alles, die gehen dann aber auch einkaufen oder treffen sich mit Freunden, so ist das bei mir auch.“

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Schnatterer lebt sein unkompliziertes Selbstverständnis. Er und Heidenheim, das gehört zusammen – ein Vereinswechsel war auch deshalb nie eine ernsthafte Option, auch wenn es immer mal wieder lose Anfragen gab. „Vielleicht bin ich ja auch einfach ein Spielertyp für die zweite Liga“, sagt Schnatterer: „Ich bin jemand, der marschiert und kämpft, der aber auch technisch ein bisschen was drauf hat. Ich kann eine Mannschaft mitziehen.“

Das will Schnatterer noch eine Weile tun, sein Vertrag in Heidenheim läuft bis 2021, danach ist alles möglich. Karriereende, Vertragsverlängerung, vielleicht ein bis zwei Jahre mal ins Ausland. Ein Anschlussjob beim 1. FCH ist geplant, was es genau sein wird, ist offen. Trainer, Manager, alles möglich. Fest steht eins: Marc Schnatterer ist Heidenheim. Und wird es wohl noch lange bleiben.

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