Je nach Einkommen müssen Eltern in Esslinger Kitas für den Ganztag unterschiedlich viel bezahlen. Für VÖ-Plätze gilt das nicht. Unfair? Darüber wird im Ausschuss diskutiert.

In Esslingen kann der finanzielle Unterschied zwischen einer Stunde mehr oder weniger Betreuung beträchtlich sein. Unter Umständen müssen Eltern Hunderte Euro mehr bezahlen. Dies hängt davon ab, ob sie einen Ganztagsplatz mit täglich acht Stunden gebucht haben oder ob ihr Kind eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) besucht, in der es bis zu sieben Stunden betreut wird. Wie hoch die Entgelte sind, hängt auch davon ab, wie alt die betreuten Kinder sind und ob es weitere Kinder in der Familie gibt. Dagegen spielt das Elterneinkommen nur beim Ganztag eine Rolle. In Esslingen werden zehn Gehaltsstufen zugrundegelegt, durch die die Entgelte linear ansteigen. Vor dem Hintergrund, dass die Stadt 2024 wegen Personalmangels die wöchentliche Betreuungszeit im Ganztag um fünf Stunden reduzierte, hat das im letzten Sommer zu Protesten geführt. Eltern befürchteten eine Lenkung hin zum günstigeren VÖ, mit der sich die Stadt über kurz oder lang aus dem Ganztag zurückziehen könnte.

 
In Esslingen wird darüber diskutiert, ob Betreuungskosten ausgewogen sind. Foto: dpa

Stadt Esslingen bevorzugt Verlängerte Öffnungszeiten (VÖ)

Dass man die verlängerten Öffnungszeiten attraktiv machen will, daraus macht die Stadt seit Jahren keinen Hehl und das betont sie auch jetzt wieder. „Mit der Priorisierung dieser Betreuungsform werden mehr Plätze zur Verfügung gestellt sowie weniger Personal pro Gruppe benötigt. Damit kann die Betreuung aller Esslinger Kinder besser gewährleistet werden“, heißt es in einer städtischen Vorlage für den Ausschuss für Bildung, Erziehung und Betreuung, in dem am Mittwoch die städtische Kita-Gebührenordnung auf der Tagesordnung steht. Die gesetzlichen Vorgaben lassen den Kommunen bei VÖ mehr Spielräume, und diese Form sei auch bei den umkämpften pädagogischen Fachkräften beliebter, so die Stadt. Beim Ganztag schlagen zudem höhere Mietkosten zu Buche, weil es Schlafplätze geben muss. Die Nachfrage zeige auch, dass der Betreuungsbedarf vieler Familien bereits mit einem VÖ-Platz abgedeckt ist.

Die Evaluation der Gebührenordnung geht auf einen Antrag der Grünen-Fraktion zurück. Demnach soll die Stadt vor allem die Einführung einkommensabhängiger Elternbeiträge auch für VÖ prüfen. „Die Reduzierung der Öffnungszeiten verringert die zeitlichen Unterschiede der Betreuungsangebote, daher wird eine Anpassung notwendig“, schreiben die Grünen in ihrem Papier.

Steigende Gebühren für alle bei Ausweitung der Gehaltsstaffelung?

Dem widerspricht die Stadt und empfiehlt, es beim seit 2001 bestehenden System zu belassen. Begründet wird das mit hohen zusätzlichen Verwaltungs- und Personalkosten von knapp 360 000 Euro pro Jahr, die entstehen, wenn Gehaltsstufen auch bei VÖ und Regelkindergärten eingeführt würden. Für diesen Fall müssten die Elternentgelte in diesem Bereich um rund 15 Prozent steigen, rechnet die Stadt vor. „Eine Kostendeckung zulasten der Eltern hält die Verwaltung für nicht angemessen und eine Haushaltsmehrbelastung im Sinne eines vermeintlich verhältnismäßigeren Gleichgewichts für nicht angebracht“, heißt es weiter.

Über 1000 Euro für einen Kitaplatz in Esslingen

Die Gehaltsstaffelung wurde 2022 verfeinert und beginnt mit einem Jahreseinkommen von bis 50 000 Euro, die höchste Kategorie umfasst Jahresgehälter über 160 000 Euro. Ein Ganztagsplatz kann Esslinger Eltern bis zu 1090 Euro (für unter Dreijährige) oder 641 Euro (über Dreijährige) kosten – laut Stadt treffe das aber nur auf wenige zu. Das durchschnittliche Entgelt betrage für einen VÖ-7-Platz 130 Euro (Ü3) beziehungsweise 254 Euro (U3), für den Regelkindergarten (Drei-bis Sechsjährige) 103 Euro. Für einen Ganztagsplatz zahlen Esslinger Familien mehr: im Schnitt 298 Euro, für U3 427 Euro.