Fach- und Führungskräfte jenseits der 50 bringen meist viel Berufserfahrung und Expertise mit. Doch zahlen die Unternehmen auch entsprechend?

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Chefärztinnen und Chefärzte zählen während der gesamten Berufslaufbahn zu den Topverdienern Deutschlands – auch mit über 50 ändert sich daran nichts. Sie kommen auf 226 000 Euro Jahreseinkommen und belegen damit den ersten Platz unter den Führungskräften. Das geht aus einer Auswertung hervor, bei der die Hamburger Vergütungsanalysten von Compensation Partner 45 925 Datensätze von älteren Beschäftigten ausgewertet und diese nach Personalverantwortung sowie Bildungsabschluss unterteilt haben. Auf den weiteren Plätzen folgen – mit großem Abstand – Geschäftsführer/-innen mit rund 129 500 Euro und Verkaufsleiter/-innen mit 124 500 Euro.

 

Fachkräfte verdienen deutlich weniger als Führungskräfte – sie haben Personalverantwortung – und liegen unter der 100 000-Euro-Grenze. Topverdiener unter Fachkräften sind so genannte Business Developer (also Vertriebsmanager) mit einem Jahresgehalt von rund 96 000 Euro, gefolgt von Key-Account-Managern (Betreuer wichtiger Schlüsselkunden) mit 95 700 Euro, Fachärzten (89 400 Euro), Vertriebsingenieuren (88 800 Euro) und Justiziaren (79 900 Euro). „Führungskräfte steigen in ihrem Gehalt deutlich stärker als Fachkräfte und der Lohnunterschied wird im Laufe der Karriere immer größer“, sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.

Wer studiert hat, verdient in der Regel mehr

Auch ein Hochschulabschluss zahlt sich aus. Fachkräfte mit Studienabschluss haben der Auswertung zufolge ein Jahresbruttoeinkommen von rund 63 700 Euro, Fachkräfte mit Lehre oder Fachwirt kommen dagegen auf 38 700 Euro. Ähnlich ist das auch bei Führungskräften: Der Mittelwert (Median, also genau die Mitte zwischen dem geringsten und dem höchsten Verdienst) liegt bei Führungskräften mit Studium bei 115 000 Euro, mit einer Lehre oder einem Fachwirt bei 82 300 Euro – das sind fast 33 000 Euro weniger.

Dramatischer sieht es am Ende des Gehaltsrankings aus. Am wenigsten verdienen Beschäftigte nach dem 50. Lebensjahr als Friseur oder Friseurin mit einem Bruttojahreseinkommen von rund 25 000 Euro. Auch Kassenpersonal (26 500 Euro), Verkäufer im Einzelhandel (28 900), Berufskraftfahrer sowie Call-Center-Agenten (jeweils rund 29 000 Euro) verdienen weniger als 30 000 Euro. Daher könnte Altersarmut drohen. Altenpfleger/-innen, Hausmeister und Zahnarzthelfer/-innen überschreiten die Grenze nur knapp.

Erfahrung der Silver Workers nutzen

Doch was können ältere Beschäftigte in den gering bezahlten Berufen unternehmen? „Mut zum Jobwechsel“, rät Experte Böger. Erfahrenes Personal sei auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt. Gerade auch für ältere Beschäftigte böten sich gute Chancen, eine neue Stelle zu finden. Dabei seien Gehaltssteigerungen von fünf bis zehn Prozent üblich. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind bundesweit 1,24 Millionen Stellen unbesetzt.

Unternehmen profitierten von der Generation 50 plus, heißt es in der Gehaltsstudie weiter. Vor allem im Beratungsumfeld bewährten sich die sogenannten „Silver Workers“ – also ältere Mitarbeiter. Sie strahlten gegenüber Kunden Erfahrung und Kompetenz aus, was wiederum für Vertrauen sorge.

Viele Arbeitgeber klagen auch über Fachkräftemangel. Daher dürfte die Generation 50 plus interessanter und auch bei Bewerbungen stärker berücksichtigt werden. Einer Umfrage des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) zufolge, sind 80 Prozent der Personaler überzeugt, dass sich die Jobchancen der Bewerber und Bewerberinnen jenseits der 50 verbessern werden.

Job-Sharing und Doppelspitzen gegen Frust

Durch einen verhältnismäßig hohen Anteil an erfahrenen Beschäftigten im Alter von über 50 Jahren ist es laut Studie allerdings für jüngere Mitarbeiter schwieriger, höhere Positionen zu erreichen. Um keinen Frust und Demotivation bei jüngeren Kollegen aufkommen zu lassen, könnten Lösungen wie Job-Sharing oder Doppelspitzen hilfreich sein. Auch der Diversity-Ansatz (Vielfältigkeit) zahle sich für Unternehmen in vielen Bereichen aus. Jüngere und Ältere könnten voneinander lernen, was sowohl vom Arbeitgeber als auch von den Beschäftigten als wertvoll angesehen werde. Mitarbeiter jenseits der 50 könnten ihre Teams mit Berufs- und Projekterfahrungen und Fachwissen bereichern und gar als Coach, Mentor oder Qualitätsmanager für jüngere Beschäftigte fungieren. Junge Mitarbeiter könnten erfahrenen Kräften dagegen Themen wie Twitter und Facebook näherbringen.