Wo verdient man am meisten in Deutschland? Die Branche ist ein entscheidender Faktor, es gibt auch noch andere. Der Gehaltsreport 2018 liefert Antworten.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Erfolg im Job schlägt sich meist auch im Gehalt nieder. Doch wo wird am meisten verdient? Zu den attraktivsten Branchen in Deutschland zählt die Pharmaindustrie, weil sie Fach- und Führungskräften im Durchschnitt die höchsten Gehälter zahlt. Zu diesem Ergebnis kommt der Gehaltsreport 2018. Es gibt freilich auch noch andere Faktoren.

 

Top- und Flop-Branchen bundesweit

Bundesweit zahlt die Pharmaindustrie zahlt am besten, gefolgt von der Automobilbranche und dem Bankwesen. Laut Gehaltsreport 2018 der Online-Jobplattform Stepstone, für den 50 000 Fach- und Führungskräfte befragt wurden, liegt das Bruttodurchschnittsgehalt von Fach- und Führungskräften in Deutschland bei 58 152 Euro im Jahr. In der Pharmaindustrie liegt es rund 19 Prozent höher, hier verdienen Fach- und Führungskräfte mit 69 377 Euro am meisten, gefolgt von Banken (69 212 Euro) und der Automobilindustrie (66 896 Euro). Relativ schlecht schneiden im Vergleich die Fachkräfte aus dem Bereich Agentur, Werbung, Marketing und PR ab, die im Schnitt mehr als 20 000 Euro weniger bekommen als die in der Pharmaindustrie. Die Gehaltszahlen beziehen sich auf das durchschnittliche Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen und Prämien. Dabei verdienen Führungskräfte deutlich mehr als Fachkräfte ohne Personalverantwortung. Etwa 70 Prozent der Befragten waren Fachkräfte ohne Personalverantwortung, 30 Prozent waren Führungskräfte. Die Gehaltsunterschiede variieren auch nach Aufgabenfeld und Berufserfahrung. Anders sieht es bei den Top- und Flop-Branchen in Baden-Württemberg aus. Hier zählen Computer/Büromaschinen zum Branchenprimus, gefolgt von Investitionsgütern und der Autoindustrie. Platz vier belegt die Luftfahrt, Platz fünf die Halbleiterbranche. Unsere Bildergalerie zeigt die fünf Top- und Flop-Branchen im Südwesten.

Unternehmensgröße

Gehälter variieren nicht nur nach Branche, Qualifikation oder Region, sondern auch nach Unternehmensgröße. Als Faustregel gilt: Je größer ein Unternehmen, desto höher fallen die Gehälter aus. Laut Stepstone liegt das Gehalt von Fachkräften in großen Unternehmen (mit mehr als 1000 Mitarbeitern) 15 Prozent über dem einer durchschnittlichen Fachkraft in Deutschland. Im direkten Vergleich mit kleineren Unternehmen ist der Unterschied noch größer. Wer bei einem Arbeitgeber mit mehr als 1000 Mitarbeitern angestellt ist, verdient im Schnitt fast 33 Prozent mehr als einer der bei einer Firma mit weniger als 500 Mitarbeitern arbeitet.

Studium zahlt sich aus

Auch ein Studium zahlt sich ein Leben lang aus. Fachkräfte mit akademischer Ausbildung bekommen deutlich höhere Gehälter (64 970 Euro) als Angestellte ohne Studienabschluss (50 100 Euro) – auch langjährige Berufserfahrung kann die durchschnittliche Gehaltskluft von rund 40 Prozent nicht mehr schließen. Ein Abschluss in Medizin oder Zahnmedizin (79 695 Euro) oder Rechtswissenschaften (72 993 Euro) öffnet die Tür für höhere Gehälter. Absolventen von Ingenieurwissenschaften (69 298 Euro) und Wirtschaftsingenieure (70 231 Euro) haben auch gute Karten.

Top- und Flop-Berufe

Wer richtig gut verdienen will, sollte Arzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Gehaltsatlas 2018 des Hamburger Vergleichsportals Gehalt.de, der auch die Top- und Flop-Gehälter in Deutschland auflistet. Für den Gehaltsvergleich wurden mehr als 750 000 Vergütungsdaten analysiert, wobei der Anteil von Beschäftigten mit Personalverantwortung bei sieben Prozent lag, Fachkräfte ohne Personalverantwortung machten mit 93 Prozent die Mehrheit aus. Oberärzte kommen laut Gehaltsatlas 2018 im Durchschnitt auf 121 207 im Jahr. Am unteren Ende der Auswertung sind Beschäftigte im Zimmerservice, die im Schnitt 20 641 Euro im Jahr verdienen. Die meisten Top-Berufe erfordern allerdings ein Studium. Während auf den unteren Rängen auch Ungelernte arbeiten können. Dadurch ergeben sich auch die hohen Gehaltsunterschiede. Bei der Berechnung haben sich die Experten auf Positionen ohne Personalverantwortung beschränkt – also keine Gehälter von Chefs oder Topmanagern berücksichtigt. Die sind zum Teil sehr hoch, kommen aber auch seltener vor.

Berufseinsteiger

Die Experten von Gehalt.de haben auch die Einstiegsgehälter von Berufseinsteigern ausgewertet und dabei die einzelnen Bundesländer verglichen. Wer von der Uni kommt und in den Job einsteigt, für den ist Hessen am attraktivsten. Akademiker starten hier im Durchschnitt bei 51 517 Euro, gefolgt von Baden-Württemberg mit 50 278 Euro. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern bekommen Uni-Absolventen gerade mal 33 587 Euro – das bekommen in Hessen Beschäftigte nach einer Lehre. In Baden-Württemberg starten Ausgelernte mit 32 704 Euro Jahresverdienst – in Mecklenburg-Vorpommern bekommen Ausgelernte gut 10 000 Euro weniger.

Gehaltsentwicklung 2018

Beim Ausblick aufs laufende Jahr gibt sich Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de, zuversichtlich. „Wir erwarten, dass sich der momentane Wachstumstrend hinsichtlich der Gehälter 2018 eher verstärken als abschwächen wird“, sagt er. Für qualifizierte Fachkräfte – darunter Mediziner, Ingenieure, IT-Fachleute aber auch qualifizierte Mitarbeiter in Vertrieb, Controlling oder Einkauf – sieht er ein Gehaltswachstum zwischen 3,2 und 4,4 Prozent, für Beschäftigte in den unteren Einkommensklassen von unter zwei Prozent.

Auch das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung sieht einen positiven Trend solange die Konjunktur brummt. „Angesichts der guten Konjunkturentwicklung und der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit deuten die Zeichen 2018 auf eine expansivere Lohnpolitik, sagt WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten. 2017 sind die Tariflöhne und -gehälter nominal im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt um 2,4 Prozent gestiegen. Nach Abzug des Verbraucherpreisanstiegs von 1,8 Prozent blieb unterem Strich ein Plus von 0,6 Prozent. Schulten spricht im Schnitt von einer höheren Lohndynamik, zumal sich die Gewerkschaften mit ihren Tarifforderungen dieses Jahr an „sechs Prozent“ orientiert hätten. Die bisherigen Abschlüsse – unter anderem der Öffentliche Dienst und die Metallbranche – hätten gezeigt, dass es aber nicht nur um Lohnerhöhungen gehe. Die Abschlüsse 2018 seien komplizierter, weil es auch um Strukturveränderungen in den jeweiligen Branchen ging wie etwa das Thema selbstbestimmte Arbeitszeit der Beschäftigten.