„Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor. Dieses Mal: Das Königsbrünnele am Westrand des Schönbuchs.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart/Herrenberg - Nimmermüd plätschert das bemooste Brünnlein an diesem Frühlingssonntag vor sich hin. Würde es einem gelingen, das Dauerrauschen der nahen A 81 zu ignorieren, man könnte dem Platz am Westrand des Schönbuchs auf Herrenberger Gemarkung durchaus etwas Romantisches abgewinnen.

 

Kleiner Brunnen, große Bedeutung

Bei der Stadt Herrenberg hat man sich einen rund acht Kilometer langen Rundweg ausgedacht, der an den Sehenswürdigkeiten der Großen Kreisstadt vorbeikommt: dem mittelalterlichen Marktplatz, der Stiftskirche, dem neuerdings wieder bewirteten Schlossberg, der weiter ansteigt zum Alten Rain, dem Waldseilgarten, dem Naturfreundehaus, und der am neuen Friedhof wieder ins Tal führt, nicht auf dem gut geteerten Fußweg, sondern über verschlungene Pfade am Königsbrünnele vorbei.

So klein der Brunnen auch sein mag, so wichtig war die Quelle vor Jahrhunderten. „Kaum vorstellbar“, schrieb die Böblinger Kreiszeitung, „doch ab dem 15.  Jahrhundert diente die Stelle als Viehtränke und trug den Namen Heilig-Kinds-Brunnen. 1762 wurde die Quelle gefasst, und mittels durchbohrter Baumstämme wurde das Wasser mitten in die Stadt zum sogenannten Königsbrunnen in der Schuhgasse geleitet.“ Trinkwasser war in diesen Jahren Mangelware – und so ist der Schluss erlaubt, dass die Herrenberger auch am Tropf dieses unscheinbaren Brünnleins hingen.

Das Wasser wurde als „vorzüglich“ eingestuft

Bis ins Jahr 1917, so entnehmen wir einer unweit des Brunnens an einen Baum geschraubten Tafel, sei der Königsbrunnen in der Schuhgasse über die zwei Kilometer lange Wasserleitung mit dem Wasser gespeist worden, dessen Qualität als „vorzüglich“ eingestuft wurde. Die Brunnenstube wurde 1848 von den Naturfreunden erneuert.

Warum, so fragt sich der durstige Wanderer, haben sie rechts vom Ausfluss ein Kein-Trinkwasser-Schild angebracht? Vermutlich ist es den strengen Gesetzen der Gegenwart geschuldet und der Tatsache, dass das Wasser nicht ständig kontrolliert wird. Der Wanderer spült sich den Mund aus – und überlebt. Aber selbstverständlich übernimmt er keine Garantie dafür, dass es seinen Nachfolgern ebenso ergeht.

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