Geheimnisvoller Ort in Köngen Der Alte Friedhof ist eine Oase der Ruhe
Eine Oase der Ruhe ist der Alte Friedhof in Köngen. Die Grabmale aus vergangenen Jahrhunderten erinnern an Menschen, die Köngens Geschichte geprägt haben.
Eine Oase der Ruhe ist der Alte Friedhof in Köngen. Die Grabmale aus vergangenen Jahrhunderten erinnern an Menschen, die Köngens Geschichte geprägt haben.
An der viel befahrenen Plochinger Straße in Köngen finden Spaziergänger eine Oase der Ruhe. Auf dem Alten Friedhof sind nicht nur die Grabmale von Menschen, die Köngens Ortsgeschichte geprägt haben. Neben den erhaltenen Grabmalen hat die Gemeinde einen Spielplatz für die Kinder gebaut. Dass neben dem Ort der Trauer und des Todes Kinderlachen zu hören ist, gehört zum Leben. Unterhalb der Peter- und Paulskirche erzählen Steinkreuze und Steine Lebensgeschichten.
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Gerade an warmen Tagen ist der Spielplatz gut besucht. Auf den Alten Friedhof dagegen verirren sich nur wenige Spaziergänger. Doch gerade da lohnt ein Besuch. Der Köngener Geschichts- und Kulturverein hat die Historie des geheimnisvollen Ortes auf seiner Homepage dokumentiert. Die Geschichte des Friedhofs an der Kirche reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Heute finden die Begräbnisse auf dem neuen Friedhof im nördlichen Teil des Oberdorf statt.
Doch etliche Gräber sind noch erhalten. „In den Pestjahren 1608 bis 1609 und 1627 starb fast die Hälfte der Bewohner Köngens“, ist auf der Homepage des Vereins zu lesen. „Nach der Schlacht bei Nördlingen im Dreißigjährigen Krieg 1634 zogen kaiserliche Truppen durch den Ort. Sie ermordeten unzählige Menschen. Daher wurde der Friedhof erweitert.“ An der Friedhofsmauer Richtung Norden ist dies in dem Torbogen mit der Jahreszahl 1633 genannt. Neben dem Torbogen ist ein Sühnekreuz eingemauert. Seine Herkunft ist, wie die zahlreicher solcher Sühnekreuze, unbekannt. Der „Alte Friedhof“ wurde 1791 und 1837 nochmals erweitert und bis 1961 genutzt.
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Wer den Alten Friedhof besucht, begibt sich auf eine Reise durch die Ortsgeschichte. Das Grab der Familie von Jacob Friedrich Weishaar von 1834, dem Besitzer des Köngener Schlosses, ist gut erhalten. Er war Staatsminister und Präsident der Abgeordnetenkammer unter König Wilhelm I. von Württemberg. Immer wieder legen dort Menschen Blumen nieder, Verwelkte Rosen oder frische Frühlingsblüher zeugen davon, dass die Geschichte in Köngen nicht vergessen ist. Erhalten ist am Aufgang zur Kirche auch der Grabstein von Johannes Wagner, der 1869 starb. Wagner war 43 Jahre lang Schulmeister in der Gemeinde. Als aufgeschlagene Bibel präsentiert sich der Stein des ehemaligen Pfarrers Ludwig Friedrich Staib von 1876. Aus dem Zweiten Weltkrieg sind zwölf Soldatengräber erhalten. Der Geschichts- und Kulturverein hat die Pflege übernommen. Das Holzkreuz hat die katholische Kirchengemeinde aufgestellt. Es erinnert an die verstorbenen Heimatvertriebenen. Bis die katholische Kirche gebaut wurde, war hier zur Fronleichnamsprozession ein Altar aufgebaut. 2009 hat ein Mitglied des Geschichtsvereins ein neues Kreuz gestiftet, das an die Toten erinnert.
Zwei alte Gebäude aus Stein prägen das Bild auf dem Alten Friedhof. Das ehemalige Leichenhäusle ist ein schmucker Fachwerkbau ohne Schnörkel. Im sogenannten Efeuhäusle, einem überwucherten Gemäuer aus Stein, traf sich jahrelang die Jugendgruppe des Naturschutzbunds. „In den Haus haben unsere jungen Mitglieder viele Ideen entwickelt“, blickt Gerhard Zaiser zurück. Der Mitbegründer des Nabu findet es schön, dass der triste Alte Friedhof so durch die jungen Leute belebt wurde.
Chronik
Württemberg hat im Dreißigjährigen Krieg sehr gelitten. Auf seiner Homepage hat der Geschichts- und Kulturverein Köngen die Folgen für die Menschen in Köngen aufgezeichnet. Was der Krieg für das Land bedeutete, ist ebenfalls ausführlich dokumentiert: www.geschichtsverein-koengen.de
Besetzt
1632 wurde Württemberg von den schwedischen Truppen unter Gustav Adolf II. von Schweden besetzt. Die „Kaiserlichen“ mussten zurückweichen. Die evangelischen Stände schlossen sich dem König an. Sie erhielten so den von den katholischen Ständen übernommenen Besitz wieder zurück.
Verwüstet
Besonders verheerend war die Schlacht bei Nördlingen: Die „Kaiserlichen“ und Bayern bereiteten den Schweden eine schwere Niederlage. Das Herzogtum Württemberg wurde von den „Kaiserlichen“ verwüstet, Städte wurden zerstört und wichtige Produktionszweige wurden