Kurz bevor am 21. Oktober das 39. „Asterix“-Abenteuer erscheint, hat die Tochter von René Goscinny ein unvollendetes Manuskript des Schöpfers der Comic-Reihe gefunden.

Stuttgart - Die Tochter und Erbin des vor über 40 Jahren verstorbenen „Asterix“-Schöpfers René Goscinny (1926–1977) hat bei der Sichtung von Dokumenten den Entwurf für ein unbekanntes, unvollendetes Abenteuer der Gallier entdeckt – und denkt nun offenbar darüber nach, es vollenden und publizieren zu lassen.

 

Bei dem Fragment mit dem Arbeitstitel „Asterix im Zirkus“ handle es sich um „20 Seiten, ein halbes Album“, bestätigte Anne Goscinny dem Magazin „Spiegel“ in einem am Sonntag verbreiteten Interview. Eine mögliche Vollendung und Veröffentlichung der Geschichte nannte sie „ein wunderbares Abenteuer“.

Wer könnte Goscinnys „Stimme wiederfinden“?

Ihr Vater habe bis kurz vor seinem Tod an dem Text gearbeitet, vermutlich hätte er nach „Asterix bei den Belgiern“ erscheinen sollen, berichtete die 53-Jährige. Eines Tages werde sie seine Vollendung zusammen mit dem Verlag Hachette Livre angehen, sagte sie. Allerdings sei das Projekt „sehr kompliziert“: Da müssten „sehr viele Leute“ an einem Tisch sitzen und Goscinnys „Stimme wiederfinden“. „Es ist wie ein Gemälde von Goya, in dem es ein Loch gibt“.

René Goscinny gilt als einer der profiliertesten Comic-Autoren Frankreichs. Er hat mit dem Zeichner Albert Uderzo (1927–2020) neben „Asterix“ (1959) auch die Comics über den Indianer „Umpah-Pah“ (1951) erfunden. Ab 1955 textete er zudem die Abenteuer des Cowboys „Lucky Luke“ für den Zeichner Morris sowie die des Großwesirs „Isnogud“ für den Zeichner Jean Tabary. Goscinny schrieb auch die Kinderbuchreihe „Der kleine Nick“ (1959–1964), die Sempé illustriert hat.

Goscinny starb 1977 überraschend an einem Herzinfarkt, Uderzo übernahm daraufhin auch die Texte. Seit 2013 werden die Abenteuer des kleinen Galliers und seines ungleichen Freunds Obelix von Jean-Yves Ferri getextet und von Didier Conrad gezeichnet. Am 21. Oktober erscheint ihr fünftes gemeinsames Album „Asterix und der Greif“. Es ist das 39. und letzte, das Uderzo zumindest noch in seinen Anfängen begleitet hat. Er starb im März 2020 im Alter von 92 Jahren.