Die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen bei WMF könnte um 60 bis 120 Beschäftigte sinken. Insgesamt baut der Küchenausstatter mehr als 600 Arbeitsplätze an verschiedenen Standorten ab. Die meisten am Stammsitz in Geislingen.

Stuttgart - Der Geislinger Küchenausstatter WMF sieht sich nach eigenen Angaben auf einem guten Weg, weniger Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen zu müssen als bisher vorgesehen. „WMF bietet seinen Beschäftigten ein attraktives Freiwilligenprogramm an, für das sich auch bereits viele entschieden haben“, heißt es dazu in einer Mitteilung der WMF AG. Aus dem Umfeld der Konzernspitze heißt es, es werde eine Größenordnung von zehn bis 20 Prozent angestrebt. Damit könnte die Zahl der Entlassungen, die wie berichtet bisher mit rund 630 angegeben wurde, um 60 bis 120 sinken. Ein WMF-Sprecher wollte die Zahlen auf Nachfrage nicht bestätigen, da die Verhandlungen mit dem Betriebsrat noch nicht abgeschlossen seien. Zudem sei die Frist zur Annahme eines solchen Angebots, die ursprünglich in dieser Woche ablaufen sollte, bis zum 8. September verlängert worden.

 

Das Traditionsunternehmen plant die Streichung von 260 bis 280 WMF-Arbeitsplätzen am Standort Geislingen. Weitere rund 100 Stellen sollen an den Standorten Riedlingen (Landkreis Biberach), Altensteig (Landkreis Calw) und Diez (Rheinland-Pfalz) wegfallen; dort werden die Marken Silit, Auerhahn und Kaiser produziert. Die Auerhahn-Fabrik in Altensteig wird komplett geschlossen, dort fertigen noch gut 20 Beschäftigte Besteck. Auch die 250 Arbeitsplätze der WMF-Logistiktochter Prolog in Geislingen fallen weg, die Schließung von Prolog ist für Mitte kommenden Jahres angekündigt.

An den kleinen Standorten ist das Interesse gering

Um die Zahl der Kündigungen zu verringern, macht der Arbeitgeber den Beschäftigten unterschiedliche Angebote zum freiwilligen Ausscheiden, darunter fallen Abfindungen, Altersteilzeit- und Frühverrentungsmodelle. In Geislingen seien bereits rund 25 Aufhebungsverträge unterzeichnet und etwa 30 Anträge auf Altersteilzeit gestellt, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen. Darüber hinaus seien 25 weitere Anfragen bei der Personalabteilung eingegangen, bei denen aber noch nicht gewiss ist, ob sie zu einer Auflösung des Vertrags führen. An den anderen Standorten sei das Interesse am Freiwilligenprogramm allerdings viel geringer. Die Rede ist von einzelnen Anfragen in Riedlingen und etwa einem Dutzend Interessenten in Diez. Auch bei Prolog in Geislingen liege die Zahl der Anfragen bislang lediglich im einstelligen Bereich.

Bernd Rattay, der für die IG Metall Göppingen-Geislingen im WMF-Aufsichtsrat sitzt, äußerte sich im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung positiv über die Einbindung in die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Beschäftigten. Eine Betriebsvereinbarung erlaube es dem Betriebsrat mitzureden, wer ein Angebot bekomme. Rattay machte allerdings deutlich, dass das reine Abfindungsangebot nur für diejenigen Beschäftigten interessant sei, die eine Alternative hätten. „Ich kann keinem Mitarbeiter raten, ins kalte Wasser zu springen, nur weil er eine relativ hohe Abfindungssumme sieht“, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte. „Wenn er danach in die Arbeitslosigkeit und in Hartz IV rutscht, ist die Abfindung schnell aufgebraucht.“ Für ältere Mitarbeiter, die aus persönlichen Gründen ohnehin in Altersteilzeit gehen wollten, sei das Abfindungsprogramm interessant. Gleiches gelte für eine Reihe ausländischer Mitarbeiter, die schon lange geplant hätten, im Ruhestand in ihre Heimat zurückzukehren und daher nicht auf deutsche Sozialleistungen und Behörden angewiesen seien.

Der Princess-Verkauf lässt den Gewinn nach oben klettern

Die 1853 in Geislingen gegründete Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) beschäftigt weltweit rund 6100 Mitarbeiter, 2300 davon am Stammsitz. Der Küchengerätehersteller hat am Donnerstag seine Zahlen für das erste Halbjahr 2014 vorgelegt. Der Umsatz ging im vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 462,6 Millionen Euro zurück. Das Betriebsergebnis kletterte von 17,7 Millionen Euro auf 27,6 Millionen Euro, unterm Strich vervierfachte sich der Gewinn sogar fast auf 20,3 Millionen Euro. Dabei mache sich vor allem der Verkauf der verlustträchtigen Princess-Gruppe bemerkbar, erklärte das Unternehmen. Ohne diesen wäre das Betriebsergebnis nur leicht höher als im Vorjahreszeitraum gewesen. Während der Umsatz im Inland aufgrund der Schließung von Filialen rückläufig war, stieg er im Ausland um sieben Prozent. Vor allem das Chinageschäft schlage hier positiv zu Buche.