Der neue chinesische Besitzer der Kaiser-Brauerei möchte den Standort ausbauen und modernisieren.

Geislingen - Das ist noch mal gutgegangen. Mit dem Verkauf der Geislinger Traditionsbrauerei Kaiser an die chinesische Aitedian Holding kann das Insolvenzverfahren in den kommenden Monaten abgewickelt und weiterhin Bier gebraut werden. Am Freitag stellte sich Guojian Jiang, der neue Besitzer aus China, der Belegschaft vor. Der 47-Jährige möchte weiter in die Anlagen investieren, den Vertrieb ausbauen und chinesischen Touristen in Deutschland einen Brauereibesuch anbieten. Die Projektleiterin und Unternehmensberaterin Xiaoping Zhao-Moll erklärte die Strategie ihres Chefs im Detail. Über den Kaufpreis schwiegen sich die Vertragspartner aber aus.

 

Die Mitarbeiter sollen weiterbeschäftigt werden

Alle waren sie bestens gelaunt: der neue chinesische Brauereibesitzer, der Insolvenzverwalters Tobias Sorg aus Ulm und die Vertreter der Familie Kumpf. Der neue Besitzer setzt auf Kontinuität. Geschäftsführer soll Christoph Kumpf sein, Brauer in fünfter Generation. Den Vertrieb leitet der frühere Chef Ulrich Kumpf, er soll zudem für den neuen Tourismusbereich der Brauerei verantwortlich sein. Die rund 30 Mitarbeiter des Unternehmens sollen weiterbeschäftigt werden, mehr noch, es sollen weitere Mitarbeiter eingestellt werden.

Es sei geplant, die Maschinen zu modernisieren und die Bierproduktion auszuweiten, erläuterte Xiaoping Zhao-Moll. Zukünftig wieder mehr Bier zu brauen, sei kein Problem, erläuterte der Geschäftsführer Christoph Kumpf. Schließlich sei während des Insolvenzverfahrens in den vergangenen drei Jahren die produzierte Biermenge um rund zwanzig Prozent zurückgefahren worden. Die Kapazitäten für mehr Bier seien also vorhanden. Und allein im ersten Halbjahr 2017 sei die Produktion wieder um zehn Prozent höher gewesen, als im gleichen Vorjahreszeitraum. Für den Ausbau des Betriebes gebe es auch noch Flächen, die genutzt werden könnten, meint Kumpf. Wer im Umfeld der jetzigen Firma Interesse an einem Grundstücksverkauf habe, solle sich bitte melden, ergänzte Zhao-Moll sogleich.

Der Vertrieb soll ausgeweitet werden

Der Vertrieb soll zukünftig deutschlandweit erfolgen, mittelfristig solle auch nach China exportiert werden. Während einer Verkostung im Reich der Mitte kam das Kaiser-Bier bereits gut an, berichtete Zhao-Moll. Das Bier könne mit dem deutschen Namen und der Geschichte als Traditionsunternehmen sicher gut vermarktet werden, glaubt die Unternehmensberaterin. „Die Chinesen werden begeistert sein.“ Zwar gebe es auch in China Brauereien, doch die Zutaten wie das Wasser vom Fuße der Schwäbischen Alb gebe es in China eben nicht. Das wirke sich auf den Geschmack aus. Eine Kaiser-Brauerei in China sei vorerst nicht geplant. Zunächst möchte sich der neue Besitzer auf die Brauerei in Geislingen konzentrieren.

Als weiteres Standbein sollen chinesische Touristen dienen. „Die Touristen sind bereits hier“, freut sich die Unternehmensberaterin. So könnte sich einem Besuch des Outlets in Metzingen, des Porsche-Museums in Stuttgart oder dem Einkauf bei WMF in Geislingen noch ein Brauereibesuch anschließen.

Der Insolvenzberater freut sich, dass der Verkauf nun geklappt hat. Die Suche nach einem neuen Besitzer sei nicht einfach gewesen. Zuerst habe er unter deutschen Brauereien gesucht. Diese hätten aber vor allem Interesse an den bisherigen Kunden und weniger am Betrieb selbst gehabt. Über eine Internationale Ausschreibung sei die Aitedian Holdung auf die kleine schwäbische Brauerei aufmerksam geworden. „Deutsches Bier ist sehr bekannt in China“, erklärt Zhao-Moll. Und dass das Geislinger Bier eine gute Qualität hat, davon zeugen bereits diverse Auszeichnungen. Beim World Beer Award haben die Brauerei letztes und dieses Jahr wieder Preise abgeräumt, erklärt der Insolvenzverwalter. So etwas spreche sich herum.