Die Belegung der Sporthalle des Beruflichen Schulzentrums mit 120 bis 130 Asylbewerbern soll nur eine Notlösung sein. Unterdessen sucht eine im Landratsamt Göppingen angesiedelte Task Force händeringend nach weiteren Unterkünften.

Geislingen - Nur noch wenig erinnert daran, dass die Wölkhalle neben dem Beruflichen Schulzentrum in Geislingen eine Sporthalle ist. In 32, mit Bauzäunen abgetrennten und spartanisch möblierten Segmenten, wie es im Amtsdeutsch heißt, sollen in den nächsten Wochen 120 bis 130 Flüchtlinge Unterschlupf finden. Dies sei eine Notlösung, versichert Rudolf Dangelmayr, der Leiter des Kreissozialamtes. Man wolle auf dem benachbarten Sportgelände möglichst schnell mit Containern Unterkünfte schaffen und die Halle, die wie das Berufliche Schulzentrum dem Kreis gehört, wieder räumen.

 

Eine Garantie darauf kann Dangelmayr jedoch nicht geben. Denn wie viele Menschen aus den Krisengebieten der Welt noch nach Deutschland flüchten, kann weder er noch die Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Karlsruhe beeinflussen, die inzwischen 550 bis 600 Neuankömmlinge pro Tag zählt. Entsprechend wächst auch die Zahl der Menschen, die den Landkreisen zugewiesen werden. Bis zum Jahresende muss der Kreis Göppingen nach aktuellen Schätzungen 1600 Menschen aufnehmen, 400 mehr als ursprünglich erwartet. Ob diese Prognose wiederum nach oben korrigiert werden muss, weiß zurzeit niemand.

Letztes Mittel zur „Vermeidung von Obdachlosigkeit“

Über 850 Plätze für Flüchtlinge verfügt der Kreis momentan. Sie reichen jetzt schon nicht mehr aus. „Am Dienstag kommen wieder 30 Asylbewerber. Diese können wir noch in konventionellen Unterkünften unterbringen, dann ist Schluss“, sagt Dangelmayr, der heilfroh ist, dass die Wölkhalle bereitsteht. Er hätte schlicht nicht gewusst, wo er weitere Menschen unterbringen soll. Die Belegung der Halle, so erklärte der Landrat Edgar Wolff jüngst bei einem Informationsabend in Geislingen, sei „das letzte Mittel zur Vermeidung von Obdachlosigkeit von Flüchtlingen“.

Als die 38 freiwilligen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes und der Malteser am Samstag anrücken, ist der Boden bereits von lackierten Spanplatten bedeckt. Auch zusätzliche elektrische Leitungen sind schon installiert. In anderthalb Stunden unterteilen die 22 Rotkreuzler und 16 Malteser die Fläche mit Bauzäunen in einzelne Segmente und stellen 120 Feldbetten auf, vier pro Bereich. Dazu kommen Decken und Kissen, ein Kühlschrank und eine Lampe. Um die Menschen wenigstens vor fremden Blicken zu schützen, umhüllen sie die Zäune mit einem schwer entflammbarem Stoff.

Großes Zelt dienst als Küche

Die Feldbetten stammen aus den Depots der Hilfsorganisationen. „Wir müssen die natürlich gleich wieder beschaffen. Falls eine Katastrophe passiert, müssen wir gerüstet sein“, sagt Edmund Baur, der Vizepräsident der Malteser in Deutschland. Ein großes Zelt neben der Halle soll als Küche dienen. Herde und Spülen müssen noch geliefert werden, ebenso Spinde und Tische.

„Die sanitären Anlagen in der Halle reichen aus, sogenannte Dixi-Toiletten brauchen wir nicht noch zusätzlich“, sagt Andrea Borgia vom Amt für Schulen, Straßen und Gebäudemanagement des Kreises. Ohnehin seien die mobilen Klohäuschen nur noch schwer zu bekommen – eine Folge der steigenden Flüchtlingszahlen. Bei den Containern gibt es mittlerweile auch Engpässe. Allerdings hat der Kreis vorgesorgt. „Wir haben 150 Container auf Vorrat bestellt und sind in Überlegungen, diese Zahl noch aufzustocken“, erläutert Dangelmayr.

Schon bald sollen Container auf dem Sportgelände nebenan aufgestellt werden. „Für die erste Anlage hat die Stadt bereits eine Baugenehmigung erteilt“, sagt Dangelmayr. Er schätzt, dass diese Unterkünfte Ende Oktober bezugsfertig sind. Dann könne eventuell die Halle bereits geräumt werden. Die geplante zweite Containeranlage soll einen Monat später fertig sein.

20 zusätzliche Stellen geschaffen

Nicht nur die Suche nach Unterkünften ist eine Herkulesaufgabe, die eine beim Landratsamt angesiedelte Task Force übernommen hat. Auch im Kreissozialamt muss zurzeit ständig das Personal aufgestockt werden. Allein in den vergangenen sechs Monaten wurden 20 zusätzliche Stellen für Betreuer, Heimleiter und Hausmeister geschaffen. In der Wölkhalle werden für die Flüchtlinge, wie gesetzlich gefordert, ein Heimleiter, ein Hausmeister und ein Betreuer da sein.

Während in der Halle gearbeitet wird, geht das Leben in den Wohnblocks vis-á-vis seinen gewohnten Gang. Zwei Frauen beobachten, was sich gegenüber tut. Der Ankunft der Asylbewerber sehen sie gelassen entgegen. „Wir lassen das auf uns zukommen. Ich würde gerne wissen, wie man auf die Leute zugehen soll“, sagt eine. Für beide ist es keine Frage, dass man helfen muss. Allerdings finden sie, dass die Asylbewerber in normalen Gebäuden besser untergebracht wären. „In Geislingen stehen so viele Häuser leer, und die Schüler und Vereine sind doch auf die Halle angewiesen.“