Beim Umbau des Michelberggymnasiums in Geislingen handelt es sich um ein energetisch innovatives Projekt. Die Kosten scheinen allerdings aus dem Ruder zu laufen.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Nach massiven Kostensteigerungen um 2,8 Millionen Euro erst im Dezember 2015 muss der Geislinger Gemeinderat erneut zähneknirschend höhere Kosten für die Sanierung des Michelberggymnasiums bewilligen. Wegen mangelhafter Masseberechnungen des Architekten bezahlt die Stadt für den Umbau des maroden Gebäudes zu einem energetisch innovativen Plus-Energiegebäude weitere 700 000 Euro. Damit erhöht sich die Bausumme auf 19,1 Millionen Euro.

 

Vorwürfe gegen den Architekten

„In keine Baumaßnahme haben meine Mitarbeiter und ich so viel Zeit investiert“, erklärte Karl Vogelmann. Der Geislinger Baubürgermeister formulierte massive Vorwürfe an die Adresse des beauftragten Architekten Horst Höfler und dessen Fachingenieure. „Es gibt bis heute kein Schreiben vom Architekten, dass es erneut zu Kostensteigerungen kommt“, sagte Vogelmann, der zahlreiche Versäumnisse des Architekten monierte, wie zu geringe Massenberechnungen und eine fehlende saubere Kostenermittlung.

Die Kostensprünge vor allem im Bereich Technik hätten sich ergeben, weil diese Arbeiten von Anfang an nicht in der Tiefe durchgeplant worden seien, und es so zu Kollisionen mit bestehenden Anlagen und zu teuren Zeitverzögerungen gekommen sei, schilderte Vogelmann den Gemeinderäten die vertrackte Lage.

Vergleich mit den Kostensteigerungen bei der EWS-Arena

Eine Diskussion entspann sich auf die Frage von Gemeinderat Hans-Peter Maichle (CDU) hin, ob wohl eine externe Bauüberwachung die Kostensteigerungen hätte verhindern können. Dafür gebe es keine Gewähr, hielt ihm Frank Dehmer entgegen, der sich im übrigen mit der Kostensprüngen beim Michelberg-Gymnasium ganz und gar nicht zufrieden zeigte. Der Geislinger Oberbürgermeister erinnerte an das Beispiel der EWS-Arena in Göppingen, für deren Bau nach anfänglichen Kostenschätzungen von 11,5 Millionen Euro fünf Jahre später bei der Fertigstellung 17,3 Millionen Euro abgerechnet werden mussten. Damals hatte der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till den eingesetzten externen Controllern des Büros Drees und Sommer Versagen vorgeworfen.

Für die konventionelle Sanierung hat die Kammer sogar 20,8 Millionen Euro berechnet

Bei der Berechnung des Architektenhonorars wollen die Geislinger hart bleiben. „Die Basis dafür ist die ursprüngliche Kostenberechnung von 13,1 Millionen Euro“, erklärte Vogelmann. Dazu habe er schon fachlichen Rat eingeholt, der Rest sei Höflers Problem. Der CDU-Gemeinderat Werner Ziegler nannte es Höflers Verschulden, dass er bei den Kosten zu optimistisch gewesen sei. Vogelmann ergänzte, auch in seinen Augen seien die Baukosten von Anfang an zu niedrig angesetzt worden. In der Vorlage heißt es, die Kostenwerte der Architektenkammer für 2015 ergäben für eine konventionelle Sanierung sogar eine Bausumme von 20,8 Millionen Euro.