Esslingen-Pliensauvorstadt Planung für Nürk-Areal nimmt Fahrt auf

Das alte Gebäude auf dem Nürk-Areal soll bald abgerissen werden. Foto: Roberto Bulgrin

Die Planung für das Nürk-Areal im Esslinger Stadtteil Pliensauvorstadt nimmt Fahrt auf. Auch geförderter Wohnraum soll entstehen.

Esslingen - Es haben sich schon Mietinteressenten gemeldet. Dabei steht das alte Gebäude auf dem Nürk-Areal noch, und für das neue hat der Planungs- und Genehmigungsprozess gerade erst begonnen. Allein anderthalb Jahre wird nach Schätzungen aus dem Esslinger Rathaus das Prozedere an Schreibtischen, in Ausschüssen und im Gemeinderat dauern, bis der erste Spaten für die neuen Gebäude in den Boden gerammt wird. Entwickelt wird das etwa 10 000 Quadratmeter große Areal in der Pliensauvorstadt von Lidl und der Stadt Esslingen. Geschäfte, darunter ein Lidl-Markt, sowie Büros und Wohnungen sollen hier ab Mitte 2022 entstehen. Bis zu 500 Menschen sollen in dem neuen Quartier leben. Bauherr ist die Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG.

 

Für den Kreis und vor allem für die Stadt hat das Vorhaben höchste Priorität: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist nach wie vor angespannt. Vor allem Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen tun sich schwer, eine Mietwohnung zu finden. Da es in Esslingen ein so genanntes Wohnraumversorgungskonzept gibt, können Wohnungen von der Stadt sozial gefördert werden. Auf dem Nürk-Areal sollen fast 40 Wohnungen für Menschen entstehen, die sich die Marktpreise nicht leisten können. Der Fokus liegt auf Familien und Senioren.

Stadt informiert „umfassend“

In einem ersten Schritt hat die Stadt versucht, „umfassend“ über das geplante Bauprojekt zu informieren, die Menschen im Stadtteil mitzunehmen und „zur aktiven Mitgestaltung“ zu bewegen. Ursprünglich sollte es eine große Veranstaltung im April geben, die fiel aber der Corona-Pandemie zum Opfer. In Zeiten, in denen man sich nicht treffen darf, ist die Bürgerbeteiligung ein schwieriges Unterfangen. Dennoch folgten einige aus der Pliensauvorstadt dem Aufruf, sich digital einzubringen. Der so genannte Online-Dialog ging bis September. Die Pliensauvorstädter sandten ihre Stellungnahmen per Mail und Post ein oder riefen einfach an. Das Ergebnis dieser Befragung stellte jetzt Franz Schneider vom Amt für Städtebauliche Planung den Gemeinderäten in einer Ausschusssitzung vor.

Sehr viel auszuwerten gab es allerdings nicht, was womöglich dem Verfahren geschuldet war. Insgesamt 22 Eingaben zählte Schneider. Hinzu kamen noch Stellungnahmen aus den Gemeinderat-Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen. In den Stellungnahmen der Bürger und Parteien sei es vorwiegend um die bauliche Dimension gegangen, schilderte Schneider. Das sei mit Abstand das zentrale Thema gewesen. Auch in der Diskussion im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) mit den Gemeinderäten und der Verwaltung am Mittwochabend ging es vielfach um das Thema: Wie hoch werden die Gebäude, wie passen sie sich in die urbane Landschaft ein? Wird es irgendwo ein Wasserspiel geben, wie sieht es mit den Aufzügen aus? Für Antworten allerdings ist es noch zu früh. „Das ist noch weit weg“, sagte Wilfried Wallbrecht, Esslingens Erster Bürgermeister und verantwortlich für den Technischen Bereich. Zu diesem Bereich gehört auch das Stadtplanungsamt, wo, wie der Name schon sagt, die Entwicklung der Stadt geplant wird, also auch die der Pliensauvorstadt.

Wird Verkehrsführung zum Problem?

Andere Bedenken in den Stellungnahmen hoben ab auf die Verkehrsführung, die Gestaltung der freien Flächen oder die Versorgung im sozialen Bereich, womit zum Beispiel Kitas gemeint sind. Die Verkehrsführung könnte tatsächlich noch mal ein größeres Thema werden. Zurzeit ist das Areal umgeben von großen mehrspurigen Straßen – fast könnte man sagen, umzingelt. Unter den riesigen Asphaltflächen gibt es eine Unterführung, deren Tage womöglich gezählt sind.

Während der Vorstellung kamen weitere Anregungen aus dem Gemeinderat, unter anderem, einen Vor-Ort-Termin zu vereinbaren, weil, so SPD-Gemeinderat Andreas Koch, in den Präsentationen immer nur die Sonne scheint. „Die Wirklichkeit sieht deutlich anders aus.“

Einen solchen Termin könnte es im März des kommenden Jahres geben, stellte Schneider in Aussicht. Die ATU-Sitzung kann als Einstieg in das offizielle Bebauungsplanverfahren angesehen werden.

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