Sollte der gelbe Sack wegfallen, möchte der Stuttgarter Abfallwirtschaftsbetrieb keine weitere Tonne einsetzen. Vielmehr könnten dann mehr Sammelfahrzeuge für Wertstoffe in der Stadt unterwegs sein.

Stuttgart - Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hat kürzlich die Abschaffung des gelben Sacks gefordert. Statt dessen sollen die Kommunen auch ausgediente Bratpfannen oder Radiowecker sowie Blumentöpfe aus Plastik in noch aufzustellenden Wertstofftonnen sammeln.

 

„Davon sind wir weit entfernt“, sagt Thomas Heß, der Leiter der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS): „Bei der kontroversen Debatte über ein neues Wertstoffgesetz ist noch kein Ende absehbar.“ Heß ist Untersteller aber dankbar, weil dieser sich für die Kommunalisierung des Wertstoffrecyclings einsetze. „Auch wir sehen das Duale System wegen der geringen Verwertungsquote von 50 Prozent kritisch“, so Heß. Im gelben Sack befände sich „von der toten Katze bis zu vergammelten Lebensmitteln so ziemlich alles“, hatte der AWS-Geschäftsführer schon früher einmal bildhaft bemängelt.

Stuttgarter wollen keine weitere Abfalltonne haben

Die Vorstellung, im engen Stuttgarter Kessel neben Restmüll, Papier- und Biotonne bald auch noch einen Wertstoffbehälter auf die Hinterhöfe zu stellen, gefällt dem AWS-Chef aber auch nicht: „Dann dürfte es auf vielen Hinterhöfen ziemlich eng werden.“

Als Alternative zu der zusätzlichen Recycling-Tonne sieht der AWS-Manager deshalb das versuchsweise für zwei Jahre eingeführte Stuttgarter Wertstoffmobil, das seit Februar 2014 im Schlepptau des bereits bekannten Schadstoffmobils alle Stadtbezirke anfährt. „Beim Wertstoffmobil können CDs und DVDs, Elektrokleingeräte, Flaschenkorken, Kabel und Kunststoffe abgegeben werden“, so Heß. Die bisherigen Erfahrungen seien gut. „Das Material ist sehr sauber, aber die Menge könnte größer sein.“ Wegen des hohen Metallanteils sei das Recycling auch rentabel. Wertstoffe besser zu nutzen, dies diene zudem auch dem Klimaschutz und schone die vorhandenen Ressourcen.

Noch längst haben nicht alle Haushalte die Braune Tonne

Wenn mehr Wertstoffmobile und Annahmestellen eingerichtet würden, so könnte diese mobile Lösung für Stuttgart besser sein als eine zusätzliche Tonne, glaubt Heß. Denn die AWS müsse bereits viel Überzeugungsarbeit für die braune Biotonne leisten, die nach und nach in allen Stadtbezirken mit einem wöchentlichen Abfuhrrhythmus eingeführt wird. Seit dem 1. Januar ist die getrennte Sammlung von Bioabfällen eine Pflichtaufgabe für die Kommunen. Stuttgart hinkt bei der Umsetzung hinterher. Erst Mitte Juni wurden die ersten Informationsschreiben an mehr als 1600 Haushalte in Bergheim, Giebel, Hausen und Wolfbusch verschickt. In den Innenstadtbezirken beginnt die Einführung frühestens in einem Jahr. Eine im Gewann Hummelsgraben bei Zuffenhausen geplante Vergärungsanlage soll aus den Abfällen von Ende 2017 an wertvolles energiereiches Gas gewinnen.

Gegen Schmutz und Gerüche will die AWS beim Biomüll ein spezielles Reinigungsfahrzeug einsetzen, das die geleerten Tonnen säubert. Beim richtigen Umgang mit Bioabfällen seien übrigens Zeitungen unverzichtbar. Wer seine Bioabfälle in bereits gelesene Ausgaben verpacke, vermeide zuverlässig lästige Gerüche, empfiehlt der Abfallexperte Thomas Heß.