Der Krieg in der Ukraine hat neben den katastrophalen humanitären auch weitreichende wirtschaftliche Folgen, zum Beispiel stark steigende Preise. So erreichte die Inflation in Deutschland zuletzt neue Rekordwerte. Wohin mit dem Geld in diesen schwierigen Zeiten?

Stuttgart - Viele Anlagekassen stehen unter Druck. Die Menschen sind verunsichert und fragen sich: Wie kann ich dieser Tage überhaupt noch Geld investieren? Diese Frage beantwortet Michael Raith, Leiter der Quirin Privatbank in Stuttgart im Interview und bietet allen Leserinnen und Lesern den kostenlosen Vermögens-Check an.

 

Herr Raith, der russische Angriffskrieg dauert an, die wirtschaftlichen Folgen sind bereits spürbar, zum Beispiel in Form der stark gestiegenen Inflation. Muss man dauerhaft mit diesen hohen Inflationsraten leben?

In Anbetracht eines Krieges mitten in Europa sowie des damit einhergehenden menschlichen Leids ist es generell nicht leicht, über finanzielle Themen zu sprechen. Aber viele Anlegerinnen und Anleger sind verunsichert und wünschen sich Informationen. Und diesem Wunsch wollen wir nachkommen, auch wenn die weitere Entwicklung schwer einschätzbar bleibt.

Viele unserer Kundinnen und Kunden stellen uns derzeit genau diese Frage. Die aktuellen Preissteigerungen basieren zum einen auf einem deutlichen Anstieg der Energie- und Strompreise – die Öl- und Gaspreise sind mit Kriegsbeginn regelrecht in die Höhe geschossen – und zum anderen auf massiven Problemen bei den internationalen Lieferketten durch die Null-Covid-Politik Chinas. Wir gehen aber trotzdem nicht davon aus, dass die Inflation langfristig so hoch bleiben wird, sondern erwarten eher eine Entspannung.

Die Situation in der Ukraine wirkt sich auch auf das weltweite Börsengeschehen aus. Was bedeutet das aus Anlegersicht?

Geopolitische Konflikte oder kriegerische Auseinandersetzungen bewegen Anlegerinnen und Anleger wie „Börsianer“ und führen meist auch zu Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Aber – und das muss man leider in aller Deutlichkeit so sagen – die Börsen sind im Gegensatz zu uns Menschen wenig empathisch. Das heißt, die kurzfristigen Turbulenzen legen sich meist schnell wieder und langfristig haben geopolitische Konflikte und selbst Kriege – sofern sie geografisch stark begrenzt sind – kaum Einfluss auf die Wertentwicklung einer breit gestreuten Kapitalmarktanlage. Das wurde auch schon empirisch belegt.

Wie verhält man sich als Anleger beziehungsweise Anlegerin richtig?

Wichtig ist: Ruhe bewahren und keine überhasteten Entscheidungen treffen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen und bleiben Sie investiert. So kommen Sie am besten durch jede Börsenphase. In dem Augenblick, in dem Sie aktionistisch aus- und einsteigen, machen Sie aus einer strategischen Anlage ein reines Glücksspiel. Und alle diejenigen, die noch nicht investiert sind, sollten ihre Anlageentscheidung nicht von politischen Unruhen abhängig machen.

Ein anderes leidiges Thema aus Anlegersicht sind die anhaltenden Niedrig- und Minuszinsen. Kann man denn demnächst mal wieder mit steigenden Zinsen rechnen?

Die EZB hat kürzlich die erste Zinserhöhung um 25 Basispunkte für Juli beschlossen. Doch das bedeutet noch lange keine echte Zinswende in Deutschland. Von attraktiven Renditen auf dem Festgeldkonto, wie viele Sparerinnen und Sparer es von früher kennen, sind wir noch weit entfernt.

Wir leben nach wie vor in einer Welt ohne nennenswerte Zinsen. Wer sein Geld auf vermeintlich krisensicheren festverzinsten Spar- oder Tagesgeldkonten parkt, nimmt in Kauf, dass es dort immer weiter an Wert verliert.

Wenn Sie beispielsweise 100 000 Euro auf einem Tagesgeldkonto mit einer Verzinsung von null Prozent liegen haben, dann ist dieser Betrag bei einer Inflation von zwei Prozent (die aktuell deutlich höher ausfällt), nach zehn Jahren nur noch 82 035 Euro wert. Die Kaufkraft sinkt um stattliche 18 Prozent. Das Vermögen wird schleichend und unbemerkt entwertet. Unbemerkt, weil der Betrag auf dem Konto gleichbleibt; dort stehen auch in zehn Jahren noch 100 000 Euro. Nur kann man sich dann leider viel weniger davon kaufen. Übrigens ist die Realverzinsung, die sich aus Zins abzüglich Inflation ergibt, laut Bundesbank bereits seit 2011 negativ.

Was kann man tun, um Minus- oder Niedrigzinsen zu vermeiden?

Das ist ganz einfach: am Aktienmarkt investieren. Leider werden Aktien hierzulande häufig noch immer als spekulatives Teufelszeug verunglimpft – völlig zu Unrecht. Denn sie bieten attraktive Renditechancen bei überschaubarem Risiko, zumindest dann, wenn ein paar grundlegende Anlageregeln beachtet werden.

Welche Anlageregeln sind das?

Wichtig ist vor allem, nicht nur in ein paar Einzeltitel zu investieren, die man, warum auch immer, besonders toll findet. Entscheidend für den Anlageerfolg am Kapitalmarkt ist vor allem die breite Streuung – gemeint sind hier nicht nur 50 oder 100 Unternehmen, sondern Tausende. So investieren wir das Geld unserer Kundinnen und Kunden beispielsweise in mehr als 13 000 Unternehmen weltweit. Diese weltweite Streuung ist essenziell, eine Beschränkung auf den deutschen oder europäischen Markt erhöht nur unnötig das Verlustrisiko und schränkt gleichzeitig das Renditepotenzial ein.

Darüber hinaus sollten Anlegerinnen und Anleger grundsätzlich darauf verzichten, ihre Entscheidungen von Kapitalmarktprognosen abhängig zu machen. Keinesfalls sollte man versuchen, den breiten Markt zu schlagen, indem man Wetten auf die besten Unternehmen oder bestimmte Branchen eingeht, denn das kann langfristig ohnehin niemand. Wenn die gewählte Anlagestrategie dann auch noch mit kostengünstigen Produkten umgesetzt wird, ist die Anlage perfekt.

Mit welchen Renditen können Anlegerinnen und Anleger rechnen?

Die erzielbaren Renditen einer entsprechenden Kapitalanlage variieren je nach Anlagehorizont und Risikobereitschaft. Vielen Kundinnen und Kunden ist es wichtiger, ihre Vermögenswerte zu sichern, sie mischen daher relativ risikoarme Anleihen dem Portfolio bei. Bei einer reinen Aktienanlage rechnen Experten aufgrund historischer Entwicklungen langfristig mit einer Rendite von durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr. Allerdings sind historische Entwicklungen keine zuverlässige Indikation für künftige Entwicklungen.

Dafür braucht man aber einen langen Atem, oder?

Je nachdem, was man darunter versteht, aber ja: Fünf bis zehn Jahre sollten Anlegerinnen und Anleger schon investiert sein, um Kursschwankungen und Rücksetzer, die es an den Aktienmärkten immer geben wird, ausgleichen zu können und von den vorhandenen Renditechancen umfassend zu partizipieren. Denn Studien belegen: Langfristig ist der Markt immer aufwärtsgerichtet.

Viele Anlegerinnen und Anleger sind unsicher, wann sie einsteigen sollen. Was raten Sie ihnen?

Der richtige Einstiegszeitpunkt ist immer jetzt! Man sollte nicht auf bessere Gelegenheiten für den Börseneinstieg warten. Das sogenannte Market Timing, das heißt die Versuche, optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte abzupassen, sind zum Scheitern verurteilt. Zudem ist es sinnvoll, einmal im Jahr zu prüfen: Wie bin ich aufgestellt, passt das Risiko-Rendite-Profil noch oder muss ich nachjustieren? Dabei stehen wir gerne unabhängig beratend zur Seite.

Haben Sie einen Tipp für Menschen, die ihr Geld schon angelegt haben oder es jetzt tun wollen?

Wer bereits Geld am Kapitalmarkt angelegt hat, sollte diese Anlagen auf einen unabhängigen Prüfstand stellen lassen – mit unserem kostenlosen und unverbindlichen Vermögens-Check (Formular auf dieser Seite). Das haben wir schon für Tausende von Interessentinnen und Interessenten gemacht und dabei fast immer Optimierungspotenziale entdeckt. Die sollten auch Sie nutzen und dadurch mehr aus Ihrem Geld machen. Und wenn Sie noch nicht am Kapitalmarkt investiert sind: Verlieren Sie keine Zeit und warten Sie nicht auf einen besseren Moment – der richtige Zeitpunkt zu handeln ist immer jetzt.


Mehr lesen:

Geld anlegen leicht gemacht

Ihr Ihre Geldanlage optimal angelegt?

So fair geht Bank - eine Erfolgsgeschichte in Stuttgart