Seit Monaten sprengen reisende Banden Geldautomaten in die Luft, weil sie Zehntausende Euro Beute erhoffen. Jetzt haben unbekannte Täter wieder in Stuttgart zugeschlagen – bereits der dritte Fall in diesem Jahr.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Der laute Knall war diesmal kein Gewitter – sondern eine Explosion. Anwohner der Griegstraße in Botnang sind in der Nacht zum Donnerstag aus dem Schlaf geschreckt worden, als in einer Filiale der Volksbank ein Geldautomat in die Luft flog. Der Schaden geht in die Zehntausende. Geld dürften die Täter allerdings nicht erbeutet haben, so die Polizei. Sie kamen nicht an die entsprechende Kassette heran.

 

Die Bankomat-Bomber sind wieder zurückgekehrt. Anfang April war ein Geldautomat der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf dem Universitätsgelände in Hohenheim mit Hilfe einer Gasexplosion geknackt worden. Die Täter sollen mit mehreren Zehntausend Euro entkommen sein. Zuvor hatten sie den Automaten mit Gas gefüllt und per Zündvorrichtung die Explosion ausgelöst. „Es ist zu vermuten, dass es einen Zusammenhanggibt“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Allerdings hilft diese Erkenntnis nicht viel weiter: „Eine heiße Spur hat sich bei den Ermittlungen in Hohenheim nicht ergeben.“

Zwei Verdächtige mit hellgrauen Kapuzenjacken

Damit haben die reisenden Geldautomaten-Knacker in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Stuttgart zugeschlagen. Alles nahm am 18. Februar am Ernst-Reuter-Platz in Weilimdorf seinen Anfang. Wie jetzt in Botnang wurde allerdings nichts erbeutet.

In der Griegstraße hatten mindestens zwei Täter zugeschlagen. Anwohner, um 1.55 Uhr vom Knall geweckt, sahen zwei sportliche Männer, bekleidet mit hellgrauen Kapuzenjacken, die in Richtung Regerstraße flüchteten. Dass es in der Bank Videoaufzeichnungen über sie gibt, ist eher nicht zu erwarten. Wie es heißt, sollen die Täter die Kameras zuvor außer Gefecht gesetzt haben. Immerhin konnten noch andere Beweismittel, die für die Tat eine Bedeutung haben, sichergestellt werden. „Die Täter dürften die Bank vorher ausbaldowert haben“, sagt Polizeisprecher Geiger. Deshalb könnten „insbesondere ausländische Fahrzeuge“ in den Tagen zuvor aufgefallen sein.

Schwerpunkte bisher in Nordrhein-Westfalen

Das Phänomen der gesprengten Geldautomaten hat eindeutig den Südwesten erreicht. Die Polizei hat in Deutschland weit mehr als 100 Fälle registriert. Bisher lagen die Schwerpunkte eher in Nordrhein-Westfalen: Vor einer Woche flog ein Geldautomat in Oberhausen in die Luft, davor in Geilenkirchen, Dormagen, Borken und Düsseldorf.

Es geht aber auch weiter südlich: Mitte Mai waren Bankomat-Bomber im hessischen Offenbach zugange. Anfang Mai wurde im badischen Ettenheim ein Bankomat gesprengt – mit beträchtlichem Schaden und hoher Beute. Auch hier: Keine heiße Spur.

LKA: Eine Tätergruppierung sitzt in den Niederlanden

Die besten Einblicke hat die Ermittlungskommission „Heat“, englisch für Hitze, des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen. Nach deren Erkenntnissen ist hauptsächlich eine Tätergruppierung aus den Niederlanden am Werk, die sich aus Mitgliedern mit nordafrikanischem Migrationshintergrund rekrutiert. Vermutet werden 250 Beteiligte, die gerne in hochwertigen Audi-Fahrzeugen flüchten. Weitere Gruppierungen sollen aus Moldawien und Polen anreisen.

Im Stuttgarter Fall hofft die Kripo auf Hinweise über Telefon 07 11 / 89 90 - 57 78.