Die Kosten für den Konzernumbau drücken die Frankfurter Commerzbank in die roten Zahlen. Nach dem jüngsten Verlustquartal soll es finanziell wieder bergauf gehen – unter anderem durch massiven Stellenabbau.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Commerzbank peilt trotz eines Verlustquartals für 2016 einen dreistelligen Millionengewinn an. Das sagte Finanzvorstand Stephan Engels am Freitag in einer Telefonkonferenz. Im zurückliegenden Quartal drückte der laufende Konzernumbau die Bank in die roten Zahlen: Im operativen Geschäft erwirtschaftete sie zwar 429 Millionen Euro, nach Abschreibungen auf die sogenannte Mittelstandsbank steht unter dem Strich aber ein Minus von 288 Millionen Euro.

 

Der neue Vorstandschef Martin Zielke hatte im September entschieden, die Mittelstandsbank abzuschaffen. Die bislang dort betreuten Geschäftskunden und kleineren Mittelständler werden dem Privatkundensegment zugeschlagen, Unternehmen mit einem Umsatz von 15 Millionen Euro und mehr der neuen Sparte Firmenkunden. Dort wird auch das Investmentbanking eingegliedert.

Durch die Konzentration auf zwei Säulen sollen Doppelstrukturen abgebaut werden, bis 2020 will die Commerzbank auf diese Weise 9600 Vollzeitstellen streichen. Welche Standorte in welcher Form betroffen sein werden, sei noch Gegenstand von Verhandlungen, sagte Finanzvorstand Engels. Für die kommenden zwei Jahre rechnet er mit einem Restrukturierungsaufwand von insgesamt rund einer Milliarde Euro. Langfristig sollen dadurch die jährlichen Kosten von gut sieben Milliarden auf 6,5 Milliarden Euro sinken.

Negativzinsen belasten das Einlagengeschäft

Dass die Bank sparen muss, macht ein Vergleich auf Neunmonatsbasis deutlich: In den ersten drei Quartalen 2016 gingen die Erträge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 555 Millionen Euro auf sieben Milliarden Euro zurück. Geschmälert wurden sie unter anderem durch die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB): Die Commerzbank beziffert die Belastung ihres Einlagengeschäfts durch diese Strafgebühren auf 226 Millionen Euro. An große Unternehmen gibt sie die Kosten weiter, weshalb die Einlagen dieser Kunden seit Jahresbeginn um gut zehn Prozent schrumpften. Für Privatkunden seien aber keine derartigen Gebühren geplant, sagte Finanzchef Engels: „Unser kostenloses Girokonto wird natürlich bestehen bleiben.“

Im Privatkundengeschäft konnte die Bank die Belastungen durch die niedrigen Zinsen teilweise durch mehr Umsatz im Kreditgeschäft kompensieren. Seit 2013 hat die Commerzbank 994 000 neue Kunden gewonnen, bis 2020 soll eine weitere Million hinzukommen.