Ein Mann aus Ditzingen hat sich von Betrügern als „Finanzagent“ anheuern lassen. Was für ihn nach leicht verdientem Geld aussah, hatte die Bande von Online-Konten ergaunert.

Ludwigsburg - Als „Finanzagent“ musste er nur ein paar E-Mails schreiben und die ein oder andere Geldanweisung per Western Union oder Moneygram tätigen. Der Lohn dafür: mehrere Hundert Euro. Der 59-Jährige Josef M. (Name geändert) konnte diesem verlockenden Angebot nicht widerstehen. Als er jedoch am Mittwoch als Angeklagter vor dem Ludwigsburger Amtsgericht saß, bedauerte er sehr, dass er damals nicht nein gesagt hat. Der ehemalige Versicherungskaufmann aus Ditzingen musste sich nun wegen vorsätzlicher Geldwäsche verantworten.

 

Falsche Finanzmanager

Die Hintermänner der Transaktionen vom Juni dieses Jahres sind nicht bekannt, sehr wohl aber ihr Trick: Sie geben sich als Mitarbeiter großer Finanzmanagementfirmen aus – vorzugsweise aus Osteuropa – und heuern Personen an, die dann an ihrer Stelle in den wenigen entscheidenden Momenten der Geldumverteilung in Erscheinung treten. Im Fall des Ditzingers handelte es sich um einen angeblichen Geldjongleur aus Tallinn (Estland). Er sprach Josef M. im Mai in einem Café am Stuttgarter Rotebühlplatz an und bot ihm eine Provision von 18 Prozent für seine Dienst an. Nach Ansicht eines als Zeugen geladenen Kriminalbeamten entspricht das der in diesen Kreisen „typischen Legende“.

„Aber 18 Prozent, das ist ein irrer Betrag“, meinte die Richterin. Angesichts einer so üppigen Prämie hätte der Angeklagte doch stutzig werden müssen. Es müsse ihm doch klar gewesen sein, dass die vorgeblichen Finanzmanager aus Estland es sehr viel billiger hätten haben können, wenn alles legal gewesen wäre.

Doch M. blieb bei seiner Darstellung, wonach er gutgläubig in die Sache hineingeschlittert sei. Zunächst habe er länger nichts mehr von der Organisation gehört. Als diese sich dann aber im Juni doch wieder bei ihm meldete und Geldüberweisungen auf sein Konto ankündigte, habe er getan, was von ihm verlangt wurde: nämlich einmal einen Betrag von 2955,23 Euro auf ein Konto in der Ukraine und einmal 2042,47 Euro auf eines in Frankreich zu überweisen. Vielmehr das, was nach Abzug der 18 Prozent, die er einbehalten durfte, von den Beträgen übrig blieb.

Dabei blieb es dann, denn schon nach der zweiten Transaktionen war ihm die Polizei auf der Spur. Die Ermittler hatten einen Hinweis von M.s Bank erhalten. Sie sollten mal nachsehen, welchen Geschäften der Ditzinger nachgehe. Denn die Beträge, die auf seinem Konto zwischengelagert worden waren, hatten zuvor Computerbetrüger ergaunert: Sie hatten Trojaner in fremde Onlinekonten eingeschleust und deren Eigentümern vorgegaukelt, ihr Kreditinstitut mache nur einen unwirksamen Buchungstestlauf. Tatsächlich aber entnahmen sie Tausender-Beträge und überwiesen sie auf M.s Konto.

„Eine gewisse Naivität muss unterstellt werden“

Auch wenn es unverständlich klinge, er habe es oft mit leichtgläubigen Menschen zu tun, die sich in solche und ähnliche Abenteuer manövrieren ließen, ohne sich klarzumachen, dass dahinter nur kriminelle Machenschaften stecken könnten, sagte der ermittelnde Kripo-Beamte: „Eine gewisse Naivität muss unterstellt werden.“

Die Staatsanwaltschaft und das Gericht würdigten, dass der Angeklagte geständig war und die Taten bereut hat. Er versprach finanzielle Wiedergutmachung. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung.