Sobald irgendwo Narren in ihre Hörner tuten, hält die Gema die Hand auf. Auch beim Narrensprung am Sonntag in Rechberghausen ist das wieder der Fall. Für die Vereine ist das ein immer größeres Problem.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Rechberghausen - Die Guggamusigg Rommdreibr zum Beispiel hat „Gimme Hope Jo’anna“ von Eddy Grant im Programm. Andere spielen Westerland von den Ärzten oder ganz traditionell Ernst Negers Fasnachtsklassiker „Rucki zucki.“. Wer das so genau wissen möchte, was da am Sonntag beim Narrensprung durch Rechberghausens Gassen dröhnt? Die Gema natürlich.

 

Der Narrenpräsident ärgert sich

„Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt Bernd Lipa. „Irgendwann muss man Gema-Gebühren bezahlen, wenn man einen Pups lässt“, ärgert sich der Präsident des Landesverbandes Württembergischer Karnevalsvereine (LWK). Früher waren Umzüge noch frei, vorausgesetzt die Musiker verharrten nicht länger als anderthalb Minuten an einer Stelle, denn dann wäre es ein Platzkonzert gewesen. Heute macht die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte nicht mehr solche feinen Unterschiede. Auch zwischen Spielmannszügen und Musikkapellen werde nicht mehr unterschieden, sagt eine Sprecherin der Stuttgarter Gema-Filiale. „Das kostet jetzt alles gleich.“ Für Rolf Lennartz, den Vorsitzenden der Narrenzunft Furchenrutscher in Rechberghausen, hat der Papierkrieg dennoch zugenommen. Jeder der 20 am Sonntag teilnehmenden Musikgruppen wird zu Beginn ein Formular ausgeteilt, in das die Stücke einzutragen sind. „Das muss ich dann einreichen“, sagt Lennartz. Kurz darauf bekommt er die Rechnung präsentiert. „Für den Narrensprung und den Umzug am Fasnachtsdienstag zahlen wir zusammen rund tausend Euro an die Gema.“

Die närrischen Brauchtumsveranstaltungen werden damit immer mehr zu einem finanziellen Risiko. „Bei schlechtem Wetter bleiben die Familien fort. Dann rutschen wir in die roten Zahlen“, sagt Lennartz, der seine Einnahmen mit dem Verkauf der Umzugsplaketten und mit der Bewirtung des Festzelts erzielt.

Nur der Bauhof arbeitet gratis

Die Gema ist ja nicht der einzige Posten. Das Landratsamt verlangt 300 Euro für die verkehrsrechtliche Genehmigung. Die Feuerwehr muss für die Streckensicherung entschädigt werden, ebenso das Rote Kreuz. Hinzu kommen die Miete für Beschallungsanlagen und Dixi-Klos. Immerhin: die Gemeindeverwaltung übernimmt die Abschrankung und die Reinigung der Straßen zum Nulltarif. Der Bürgermeister hat ein Herz für Narren. Reiner Ruf stammt aus der Fasnetshochburg Horb am Neckar.

Viele Musikgruppen halten übrigens ebenfalls die Hand auf. Lennartz: „Wer von weiter weg kommt, möchte eine Aufwandsentschädigung“ – und bekommt in Rechberghausen im Schnitt 150 Euro. Allerdings scheint dies eine Spezialität der närrischen Diaspora zu sein. Geld für Umzugsteilnehmer? Das habe er noch nie gehört, sagt der Vizepräsident der Konstanzer Narrenzunft Niederburg, Alexander Rößler.