Das Gemeindepsychiatrische Zentrum eröffnet im Oktober seine neuen Räume in Stuttgart-Möhringen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Das ehemalige Postgebäude an der Leinenweberstraße ist eine Baustelle. Das Haus ist von oben bis unten eingerüstet, die schwarzen Dämmplatten dominieren das Bild. Ende Februar war die Möhringer Postagentur ausgezogen. Der Brief- und Paketdienstleister hatte schon im Herbst 2015 mitgeteilt, dass man an der Widmaierstraße im Wohngebiet Salzäcker neue Räume gefunden habe. Seitdem gab es im Stadtbezirk Spekulationen und Wünsche, was mit dem Gebäude an der Leinenweberstraße geschehen könnte. Denn das Haus in direkter Nachbarschaft zum Bahnhof und zum Bürgerhaus steht an einer exponierten Stelle und nimmt eine zentrale Rolle ein, wenn es um eine weitere Belebung des Möhringer Ortskerns geht.

 

Mittlerweile steht fest, dass das Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ) der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (Eva) der neue Mieter ist. Bisher ist die Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen an der Robert-Koch-Straße 9 in Vaihingen beheimatet. Doch das Haus wurde vor einiger Zeit verkauft. Der neue Eigentümer hat für das Grundstück andere Pläne und daher den Mietvertrag mit der Eva gekündigt. Hinzu kommt, dass das GPZ aus allen Nähten platzt. Schon seit einigen Jahren ist darum einer der Dienste, der sich um das Thema Wohnen kümmert, ausgelagert.

Ein Angebot für psychisch kranke Menschen

Am neuen Standort in Möhringen solle es sozusagen eine Familienzusammenführung geben, sagt Kirsten Wolf vom GPZ. Die Eva hat die Räume an der Leienweberstraße vom 1. Oktober an gemietet. Zuvor muss aber noch saniert und umgebaut werden. Die ehemaligen Posträume im Erdgeschoss werden künftig eine Tagesstätte sein. Das ist eine Mischung aus einem offenen Café und einer Begegnungsstätte, allerdings speziell für psychisch kranke Menschen. Das Café hat wochentags von etwa 9 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Mitarbeiterin des GPZ richtet zusammen mit Betroffenen, dem sogenannten Serviceteam, ein Mittagessen und später Kaffee und Kuchen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Kurse und AGs wie zum Beispiel Gedächtnistraining oder eine Gärtnergruppe.

„Die Tagesstätte ist ein Angebot für psychisch kranke Menschen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten“, erklärt Wolf. Etwa 25 bis 30 Menschen sind täglich zu Gast. Zusätzlich zum Erdgeschoss mietet die Eva auch das zweite Obergeschoss. Dort sollen die etwa 30 Mitarbeiter ihre Büros bekommen. Insgesamt stehen dem GPZ im ehemaligen Postgebäude 560 Quadratmeter zur Verfügung.

Das Umzugsunternehmen kommt Ende September

Das Umzugsunternehmen ist für die letzte Septemberwoche bestellt. Kirsten Wolf hofft, dass die Räume bis dahin auch fertig sind. Es habe Verzögerungen beim Einbau der neuen Fenster gegeben, wodurch sich auch andere Gewerke nach hinten verschoben hätten. Der Vermieter sei aber nach wie vor optimistisch, dass die Räume zum 1. Oktober bezogen werden können.

Den Mitarbeitern und auch den Klienten beziehungsweise Gästen des GPZ falle der Umzug nicht leicht, gibt Wolf zu. Das GPZ war 16 Jahre lang an der Robert-Koch-Straße in Vaihingen beheimatet. Die Menschen, die dort ein und aus gehen, sind an das Haus gewöhnt und können diese Gewohnheit nur schwer ablegen. „Wir wollen unsere Nutzer mitnehmen“, sagt Wolf und meint „mitnehmen“ natürlich im übertragenen Sinn.

Die Nutzer dürfen mit entscheiden

Darum dürfen die Nutzer mit entscheiden, wie die neuen Räume an der Leinenweberstraße aussehen sollen. Es gebe eine Planungsgruppe, einen lebhaften Austausch zwischen den Mitarbeitern und den Nutzern, viele Zeichnungen, Plakate und sogar Modelle, sagt Wolf und ergänzt: „Inzwischen freuen wir uns alle auf Möhringen.“ Dem GPZ seien die Kontakte in die Gemeinde hinein sehr wichtig. „Darum wollen wir alle zu einem Tag der offenen Tür einladen, wenn wir erst einmal richtig angekommen sind“, sagt Wolf.

Die Möhringer Brüder Andreas und Joachim Huss haben das Postgebäude im Jahr 2013 gekauft. Das erste Obergeschoss ist vermietet, unter anderem an die Telekom, die dort eine Art Schaltzentrale hat. Den Brüdern Huss gehört auch das nördlich an das Postgebäude angrenzende Grundstück, wo vor einiger Zeit ein neues Wohn- und Geschäftshaus entstanden ist.