Die Angebote im Café Fröschle, der Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Diensts in Stuttgart-Birkach, werden gut angenommen. Auch die Nachfrage nach Beratung und Hilfen steigt. Das stellt die Mitarbeiter vor ein Problem: Der Platz ist zu klein.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Birkach - Mit Bedacht und viel Gefühl streicht die Dame mit der blauen Brille die Konturen der Wangenpartie nach. Das Gesicht aus Ton ist bereits klar erkennbar. Es fehlen noch ein paar Feinheiten, dann kann sie es mit Spezialpapier bekleben. Ihr Gegenüber bringt bereits die weißen Schnipsel an. Der Ton wird zwar nach dem Aushärten der Maske entfernt, doch er ist es, der sie besonders fasziniert: „Ich kann ihn jederzeit verändern. Das ist total meins“, schwärmt die Frau, die zum ersten Mal mit dem Material arbeitet. Sonst, erzählt sie, male sie eher, gern mit viel Farbe. Für ihre Maske allerdings hat sie andere Vorstellungen: „Sie soll eher klassisch werden“, sowohl in der Form, die mit ihren kleinen Löckchen Michelangelos „David“ ähnelt, als auch in der Farbgebung. Es ist die zweite Woche, in der die Teilnehmer unter Anleitung eines Kunsttherapeuten an den Masken arbeiten. Nach weiteren zwei Sitzungen wollen sie damit fertig sein.

 

Neuer Standort soll möglichst zentral sein

An diesem Dienstagnachmittag sitzen sieben Menschen um den Tisch herum. Das klingt wenig, in dem kleinen Werkraum geht es allerdings beinahe kuschelig zu. Und genau da liegt das Problem: Das Café Fröschle, die Tagesstätte des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ), ist zu klein geworden. Neben dem Werkraum steht nur ein weiterer Raum für Gemeinschaftsangebote oder den Mittagstisch zur Verfügung. „Für einige unserer Besucher ist es schwierig, wenn es so wuselig zugeht“, sagt Heike Martin, die im Sozialpsychiatrischen Dienst im GPZ arbeitet. Die einen suchten einen Ort der Ruhe, andere eher den Austausch. „Eine entspannte Atmosphäre, in der jeder das findet, was er sucht, bekommen wir in diesem Umfeld schwer hin“, sagt Heike Martin.

In dem Wohnhaus an der Alten Dorfstraße geht es auch in den Büros und Besprechungsräumen eng zu, obwohl nie alle der mehr als 30 Mitarbeiter gleichzeitig da seien, sagt Heike Martin. Und der Dienst wächst, vor allem im Bereich des ambulanten betreuten Wohnens. „Unsere Leute müssen irgendwo hin“, sagt die Mitarbeiterin. Deswegen suche man schon lange und inzwischen händeringend nach neuen Räumen. Wie die aussehen sollen, davon haben sie und ihre Kollegen klare Vorstellungen: „Wir wollen gut erreichbar sein“, sagt Joachim Schittenhelm, Bereichsleiter des GPZ in Birkach. „In der gemeinwesensorientierten Arbeit gehört es dazu, mittendrin zu sein und nicht am Rand.“ Ein Standort im Industriegebiet sei also nur die zweite Wahl. Heike Martin ergänzt: „Das GPZ lebt davon, dass man einfach reingehen kann.“ 500 bis 700 Quadratmeter stelle man sich vor, vielleicht mit Garten für Angebote im Freien.

Bewusstsein für psychische Erkrankungen wächst

Das GPZ Birkach ist offen für Menschen mit psychischen Schwierigkeiten aller Art, die Angebote richten sich an Anwohner aus Birkach, Plieningen, Sillenbuch und Degerloch. Das ist ein großes Zuständigkeitsgebiet. Die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel wünscht sich, dass das GPZ in Birkach oder Plieningen bleibt. „Das ist ein wichtiges, niederschwelliges Angebot.“ Ressentiments beobachte sie keine in der Bevölkerung, das Zentrum sei gut angesehen. „Inzwischen kennt fast jeder jemanden mit psychischen Problemen“, sagt Andrea Lindel. Das beobachten auch Joachim Schittenhelm und Heike Martin. Das Bewusstsein für psychische Erkrankungen wachse, die Diagnosen seien differenzierter geworden.

Die Nachfrage nach offenen Treffs sowie nach Beratung und Begleitung steigt, das GPZ baut seine Dienste aus. Neben den klassischen Hilfen seien auch die Angebote im Café Fröschle wichtig: „Sie geben den Menschen Struktur“, sagt die Bezirksvorsteherin. Und das kreative Arbeiten könne sich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken. Außerdem haben die Besucher die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, Anschluss zu finden.

Die Suche nach einem neuem Standort im Bestand sei zwar schwierig, Andrea Lindel verweist allerdings auf die mobile Jugendarbeit, die ebenfalls an der Alten Dorfstraße ihren Sitz hat. „Die hat auch lange gesucht, und letztlich eine zentrale Bleibe gefunden“, sagt Lindel.