Leinfelden. Die Stadt plant gemeinsam mit Eigentümern und Bürgergemeinschaft einen Neuanfang beim Rössle. Von Norbert J. Leven

Leinfelden. Die Stadt plant gemeinsam mit Eigentümern und Bürgergemeinschaft einen Neuanfang beim Rössle. Von Norbert J. Leven

Wenn der Gemeinderat in den Sommerferien zusammengerufen wird, muss in der Regel etwas Außergewöhnliches passiert sein. So verhält sich das auch im Fall des in Windeseile aufgestellten und am Montagabend einstimmig in Gang gesetzten Bebauungsplanverfahrens "Schulstraße/Stuttgarter Straße" im Stadtteil Unteraichen. Der Geltungsbereich umfasst ziemlich genau das 1700 Quadratmeter große Rössle-Areal. Eine Veränderungssperre, ebenfalls einstimmig beschlossen, führt dazu, dass der derzeitige Zustand für die Dauer eines Jahres nur mit Zustimmung des Gemeinderates verändert werden darf.

 

Was war in den vergangenen Tagen passiert? Was hatte die hektische Betriebsamkeit in der Bauverwaltung ausgelöst? Oberbürgermeister Roland Klenk lieferte in der Sondersitzung im Leinfeldener Rathaus die Hintergrundinformationen. In der vorvergangenen Woche sei im Rathaus eine Anfrage eines Architekten eingegangen, die zwei für die Stadt wichtige Nachrichten enthalten habe: zum einen die Frage, ob die Eröffnung einer Spielhalle in der seit Jahren geschlossenen Gaststätte "Rössle" denkbar wäre. Und zum anderen die Mitteilung, ein Stuttgarter Notar habe das Gelände an der Ecke Stuttgarter Straße/Schultraße gekauft.

Auf der Basis des Bebauungsplans "Rohrer Straße" aus dem Jahr 1964, so Klenk, war eine Ablehnung einer derartigen Vergnügungsstätte nicht möglich. "Wir halten eine Spielhalle dort für städtebaulich unverträglich", sagte Klenk in der Sitzung. Eilends habe man jetzt deshalb den Bebauungsplanentwurf vorgelegt.

In der Sitzung kamen zudem Zweifel am Wahrheitsgehalt des Architektenschreibens auf. Die Eigentümerinnen des traditionsreichen Gasthauskomplexes wissen jedenfalls nichts von einem Verkauf. Das, so der Oberbürgermeister, habe ihm die Erbengemeinschaft unmittelbar vor der Sondersitzung versichert und erklärt, an niemanden verkaufen zu wollen, der die Absicht habe, im Rössle eine Spielhalle einzurichten.

Nach dem einleitenden Beschluss will die Stadt nach den Worten von Baubürgermeister Frank Otte in eine Planung für das kleine Gebiet einsteigen. Die Bauverwaltung will dabei die Anregung von Joachim Beckmann (Freie Wähler) aufgreifen, gemeinsam mit den Eigentümern sowie der Bürgergemeinschaft Oberaichen Ideen für eine künftige Nutzung zu entwickeln. "Wir können uns dort eine interessante Bebauung vorstellen", sagte Otte. Nach den Sommerferien werde man in die Planung einsteigen. Ob es dann - wie von SPD-Fraktionschef Erich Klauser angeregt - sogar zu einem städtebaulichen Wettbewerb kommt, ließ der OB zunächst offen.

Die Befürchtung von Wolfgang Haug (FDP/LE-Bürger), dass sich die Neuplanung in Unteraichen womöglich über Jahre hinziehen werde, entkräftete der Oberbürgermeister. "Wir müssen in einem Jahr mit dem Bebauungsplan fertig sein. Das kann also keine unendliche Geschichte werden."

Die Stadtverwaltung ist sich im Klaren darüber, dass es in Leinfelden-Echterdingen noch einige Bereiche gibt, in denen ähnlich wie beim "Rössle" in Unteraichen Spielhallen rechtlich kaum zu verhindern wären. Wenn Anträge kommen, wolle man ähnlich schnell reagieren wie jetzt. Außerdem diskutiere man inzwischen intern darüber, ob man analog zur stadtweiten Regelung der Prostitution auch die Zulassung von Vergnügungsstätten wirksam reglementieren kann.