Der neue Stuttgarter Bau- und Umweltbürgermeister heißt Peter Pätzold. Der Gemeinderat hat den 46 Jahre alten Architekten am Donnerstag mit 35 Ja-Stimmen zum Nachfolger des scheidenden Städtebaureferenten Matthias Hahn (SPD) gewählt.

Stuttgart - Der neue Stuttgarter Bau- und Umweltbürgermeister heißt Peter Pätzold. Der Gemeinderat hat den 46 Jahre alten Architekten und langjährigen Fraktionsvorsitzenden der Grünen am Donnerstag mit 35 Jastimmen zum Nachfolger des scheidenden Städtebaureferenten Matthias Hahn (SPD) gewählt, der Ende August in den Ruhestand geht. Gegen Pätzold stimmten 19 Stadträte, außerdem gab es zwei Enthaltungen und zwei ungültige Stimmen. Insgesamt waren 57 Stadträte sowie der ebenfalls stimmberechtigte OB Fritz Kuhn anwesend. „Für mich ist als engagierter Kommunalpolitiker und gelernter Architekt ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte Pätzold nach der Wahl.

 

Er bedankte sich für das Votum der Mehrheit und lud zum anschließenden Umtrunk auf die Panoramaterrasse des Rathauses. Zuvor hatte Pätzold in seiner Bewerbungsrede die Schwerpunkte seiner acht Jahre währenden Amtszeit skizziert. So will er frühzeitiger die Bürgerschaft in Planungsprozesse einbinden, etwa beim Rosensteinviertel. Die öffentliche Debatte darüber, wie das neue Stadtquartier ausgestaltet werden soll, bezeichnete er als „Chance, nach den Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 wieder miteinander ins Gespräch zu kommen und sich nicht nur grimmig gegenüberzustehen“. Diese Chance dürfe man nicht verschwenden. Das Bahnprojekt sei „demokratisch beschlossen und wird gebaut“, sagte der langjährige Grünen-Fraktionschef, dessen Partei und Fraktion lange Zeit gegen den Bau des Tiefbahnhofs opponiert hatte.

Gute Architektur ist Geschmackssache

Städtebaulich forderte Pätzold eine breite Diskussion über qualitätvolles Bauen. Daran müssten sich neben dem Gemeinderat auch die Architekten, Stadtplaner, Landschaftsplaner und die Bürger beteiligen. „Ich lade alle ein, dabei konstruktiv mitzumachen“, so der Appell des neuen Baubürgermeisters. Gute Architektur sei Geschmackssache und könne „nicht durch einen Bebauungsplan verordnet oder gesichert werden“.

Damit spielte Pätzold auch auf die Debatte im Vorfeld der Wahl an. Insbesondere aus den Reihen der Architektenschaft, in der Folge aber auch aus dem Gemeinderat war Kritik am Auswahlverfahren artikuliert worden. Gegner des Verfahrens hatten einen Spitzenmann für das Amt des Baubürgermeisters gefordert, der die Stadt städtebaulich voranbringe. Leider sei es „in gewissen Kreisen Mode geworden, Stuttgart schlechtzureden“, hielt Pätzold den Kritikern entgegen. Die Stadt habe hässliche Ecken, biete aber eben auch eine hohe städtebauliche Qualität.

Pätzold: Wagenhallen sind identitätsstiftend

Ausdrücklich bekannte sich der neue Bau- und Umweltbürgermeister zum Kulturzentrum Wagenhallen auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs. Diese seien identitätsstiftend für das neue Rosensteinviertel, der notwendige Lärmschutz zur geplanten Wohnbebauung ändere daran nichts. Neben dem Ziel, in der Stadt wieder mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei es wichtig, auch neue Flächen für Gewerbe, Industrie und Handel zu finden.

Bei der Ansiedlung neuer Wohnquartiere und der Entwicklung neuer Gewerbeflächen mahnte er mehr regionale Kooperation an: „Unsere Flächen in Stuttgart sind nun einmal endlich.“

In der Umweltpolitik betonte Pätzold die Bedeutung des Stadtklimas für die Attraktivität der Landeshauptstadt. „Mehr Grün und mehr Wasser“ soll den Temperaturanstieg im Talkessel bremsen. Das bereits entwickelte Konzept für „die Stadt am Fluss“ soll unter seiner Ägide Realität werden. „Das würde die Qualität Stuttgarts deutlich steigern“, so der Grüne. Deutliche Akzente setzte Pätzold beim Thema Verkehr: Neben dem Bekenntnis zu einer nachhaltigen, intelligent verknüpften Mobilität mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln will er sich vor allem der Umgestaltung der die Stadt zerschneidenden Bundesstraße 14 widmen. Als Vorbild für den Umbau zu einem Stadtboulevard nannte Pätzold die Pläne der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung.

Pätzold tritt sein neues Amt am 1. September an. Für ihn rückt voraussichtlich die SWR-Journalistin Christine Lehmann in die Grünen-Ratsfraktion nach.