Die Bewerber für den Gemeinderat stehen fest. Die Nominierung zeigt: Persönliche Akquise muss sein.

Weil der Stadt - Es war „der Martin“. Nach und nach stellen sich die Kandidaten für den Weil der Städter Gemeinderat ihren CDU-Parteifreunden vor, die sie per Wahlkreuz nominieren sollen. Beruf, Hobby, Familienstand, klar. Und immer wieder, ob bei Altgedienten oder den Neulingen, in einem Nebensatz versteckt, der Hinweis, dass sie irgendwann einmal vom Martin angesprochen wurden.

 

Martin Buhl, 58, sitzt ebenfalls dabei und freut sich ein bisschen. Er ist der alte Hase, 20 Jahre schon sitzt er im Gemeinderat, seit fünf Jahren im Kreistag, ist heute Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Bürgermeister der Keplerstadt. Die ausgleichende Kraft ist er in dem Gremium, wann immer er sich zu Wort meldet, wissen seine Ratskollegen schon, und dass er zwar ein Sätzchen mehr braucht, dafür aber mit Substanz referiert. „Es hat mir immer Spaß gemacht“, erzählt Buhl beim Nominierungsabend am Mittwoch seinen Parteifreunden. „Alle Probleme, die wir im Gemeinderat bearbeiten, betreffen die Bürger direkt.“

Vier Jüngere um die 30

Keine Problembearbeitung aber ohne Ehrenamtliche, die sich am 26. Mai zur Wahl stellen. Und, so scheint es bei der CDU-Weil der Stadt, keine Ehrenamtlichen ohne Martin Buhl. 20 Kandidaten hat der Stadtverband gefunden, das ist einer mehr, als 2014. Außer Frank Gann treten alle amtierenden Räte wieder an, dazu gesellt sich ein bunter Haufen Weil der Städter. Mit Gerhard Weiner, Florian Scharpf, Fabian Selig und Philipp Heinz sind es vier Jüngere um die 30, mit Rainer Kutz und Franz Laupheimer zwei frische Ruheständler und mit Carola Manzke, Antje Kauper und Nadine Waidelich drei Frauen.

Über „Frida“, die Frauen-Initiative im Kreis Böblingen zur Kommunalwahl, ist Antje Kauper auf den Geschmack gekommen. „Bei einer der Veranstaltungen hatte ich angedeutet: Wenn man mich fragt, dann wäre ich bereit“, erzählt die 51-Jährige, die seit fünf Jahren in Weil der Stadt lebt. Nur fünf Minuten hatte es gedauert, da klingelte schon das Handy. Wer sie ums Mitmachen bat? Natürlich Martin Buhl.

„Politik hat mich schon immer interessiert“, sagt Kauper, deshalb wolle sie sich engagieren. An der Weil der Städter CDU gefällt ihr, dass so viel diskutiert wird. „Ich hatte befürchtet, dass alle einer Meinung sind. Aber das ist gar nicht der Fall.“

Schon vergangene Woche hatten sich alle Kandidaten getroffen, um über das Wahlprogramm zu sprechen – ganze drei Stunden ging es da hoch her. Die Stichpunkte stehen daher schon fest: Der Marktplatz soll saniert werden, und zwar so schnell wie möglich. Die Hesse-Bahn soll in Weil der Stadt enden. Auch das Schulzentrum wollen die Christdemokraten sanieren, sich für den Baumarkt einsetzen – und Ladesäulen für E-Autos aufstellen.

Für den letzten Punkt hat sich einer der Neulinge stark gemacht. Philipp Heinz, 32, ist von Kindesbeinen an Schafhausener und arbeitet heute als Ingenieur bei Porsche. „Ich bekomme schon mit, was hier in der Stadt nicht so läuft“, sagt er und meint als Ingenieur die Themen E-Mobilität und Glasfaser und als Familienvater die Kinderbetreuung. „Der Kindergarten bei uns in Schafhausen ist zwar ganz neu, aber schon wieder überfüllt.“ Ähnlich sieht das Fabian Selig, 33, ebenfalls junger Familienvater, der seit anderthalb Jahren in Weil der Stadt lebt und bei Krannich-Solar in Hausen arbeitet. „Die Themen der Familien will ich reinbringen“, sagt er in seiner Vorstellung.

Später stehen Heinz und Selig noch zusammen und plaudern über den Beginn ihrer Kommunalpolitikkarriere. Wie kommen die jungen Männer dazu? „Irgendwie denkt man schon immer darüber nach“, erzählt Fabian Selig. „Aber man braucht jemand, der einem den Anstoß gibt.“ Wer das war? „Der Martin Buhl hat uns rekrutiert“, berichtet Philipp Heinz.

Reihenfolge ist weitgehend alphabetisch

Bunt ist die Liste geworden. Die Reihenfolge hat die CDU weitgehend alphabetisch zusammengestellt. Steffen Gann steht darauf, der das Versicherungsbüro der Württembergischen am Marktplatz betreibt. Rainer Kutz war mehr als 30 Jahre als Ingenieur bei Bosch und will sich jetzt im Ruhestand engagieren, ebenso wie Franz Laupheimer, der langjährige Leiter der Musikschule, der im Herbst in Rente geht.

Florian Scharpf, 24, ist Spross der Weiler Drucker-Familie. In Merklingen hat sich Gerhard Weiner bereit erklärt, der auch bei der katholischen Kirche und den Sternsingern engagiert ist. Der Schafhausener Hartmut Hiller ist Volkswirt und bei der Fasnet bekannt. Ralf Spitzenberger, ebenfalls aus Schafhausen, arbeitet beim Messebauer Keck und kennt die Bedürfnisse der örtlichen Gewerbetreibenden.

Und dann ist da noch Nadine Waidelich, 39, die zusammen mit Antje Kaper und Carola Manzke das Frauen-Trio bildet. „Da könntest du mitmachen“, habe sie sich gesagt, neben dem Engagement bei den Steckentälern und dem TSV. „Durch den Martin habe ich das Interesse bekommen.“

Joachim Oehler, der Weiler Stadtverbandsvorsitzende und ebenfalls Gemeinderatskandidat, ist zufrieden mit der Liste. „Es fehlen eben die Frauen“, gibt er zu. Das sei aber nicht einfach gewesen. Wenn er Männer frage, sagen die: Klar, ich mache das. „Aber Frauen zweifeln oft an sich“, hat Oehler festgestellt. Bis zur nächsten Wahl in fünf Jahren muss der Martin also noch ein bisschen bohren.

Die CDU-Kandidaten: Phillip Heinz, Peter Mutschler, Ralf Spitzenberger, David Götz, Franz Laupheimer, Gerhard Weiner, Rainer Kutz, Hartmut Hiller, Antje Kauper, Fabian Selig, Nadine Waidelich, Carola Manzke, Carl-Dieter Moeskes, Florian Scharpf, Georg Riehle, Michael Hofbauer, Martin Buhl, Joachim Oehler und Erwin Dürr.